NACH OBEN

Zitat des Monats

November 2022

"Erat igitur architectoriae artis, ut iam supra meminimus, valde peritus. Quod si quis in his nostris aedificiis tantopore non apparare notaverit, sciat haec per eius absentiam maxima ex parte fuisse constructa, in quibus tanti  extitit. studii, ut ne expulsus quidem et longinquis regionibus morans per alios, quibus hoc iniuxerat, ab aedificando cessaverit."(Wie schon erwähnt, war Benno [von Osnabrück] in der Baukunst sehr erfahren. Sollte einer bemerkt haben, daß  dies an unseren [Kloster Iburg] Bauten nicht so sehr  erscheint, so muss er wissen, daß diese Bauten zum größten Teil in seiner Abwesenheit errichtet wurden. Denn sein Eifer war so groß, daß  er selbst dann, als er verjagt war und in weiter Ferne lebte, vom Bauen nicht abließ, indem er andere damit beauftragte).

aus: Vita Bennonis II. episcopi Osnabrugensis auctore Nortberto, ed. Harry Bresslau (MGH SS 33.2), Leipzig 1934, S. 889-892, S. 886 - übs. von Hatto Kallfelz (FSGA 22), Darmstadt 1973, S. 362-441 mit zahlreichen Korrekturen bei Binding, Günther. Der Früh- und Hochmittelalterliche Bauherr als sapiens architectus, Köln 1996 (Veröffentlichungen der Abteilung Architekturgeschichte des Kunsthistorischen Instituts der Universität zu Köln 61), S. 90-96, S. 95


November 2022

"Den unzuverlässigen, fide non multum firmus, Salier hatte eben der Satan, der oberste Teufel eines 'zahllosen Heeres in schwarzen Gewändern und mit schrecklichen Gesichtern' zum Herrscher gemacht"

 

Wolfram, Herwig: Konrad II. 990-1039, 2. Auflage, München 2016, S. 69.


Oktober 2022

"Small of body and family, constrained by twofold smallness

He [Suger of St. Denis] refused in his smallness to be a small man"

 

William, Vit. Sug. (ed. Lecoy), S. 388 (Übs. Panofsky, Suger, S. 33)


August 2022

"Damit wir uns richtig verstehen, lieber Simon", erklärte er seinen Angestellten, den er inzwischen duzte, "ich produziere keine Fälschungen, sondern neue Kopien eines echten Dokuments, das verlorengegangen oder aufgrund eines banalen Zwischenfalls nie produziert worden ist, aber es hätte sein können oder müssen [...]

 

aus: Umberto Eco: Der Friedhof in Prag, München 2011, S. 105


Juli 2022: 

Tam pro papa

quam pro rege

bibunt omnes sine lege 

 

Carmina Burana, In taberna, Strophe 3 


Juni 2022: 

"Cum acceperimus illorum legationem, verum vobis scribemus. Sed nescimus, quid detineat, quod tam frequentibus literis nec una voce respondetis, et certe aut membrana nulla est, aut dominus neglignes, aut scriptor ad rescribendum tardissimus" 

"Während wir jene Legatenreise [durch Italien ab 1158] durchführten, haben wir Euch wahrlich geschrieben. Aber wir wissen nicht, was angekommen ist, weil Ihr auf unseren so häufigen Briefe nicht ein einziges Wort geantwortet habt; sicher fehlt es an Pergament, oder dem Herrn [Kaiser] ist es egal, oder es gibt nur einen sehr langsamen Schreiber, um zu antworten." 

 

Rainald von Dassel, Kanzler des Reiches, an Kaiser Friedrich I. Barbarossa, in: Registrum oder merkwürdige Urkunden der deutschen Geschichte II, gesammelt und hrsg. von Ernst Heinrich Sudendorf, Berlin 1851, Nr. 54, S. 133.

 


Mai 2022: 

"Alles, was im Menschlichen der Vernunft widerspricht, ist sündhaft. Es widerspricht aber der Vernunft, sich anderen gegenüber verdrießlich zu zeigen, etwa dadurch, daß einer nichts Witziges von sich gibt und auch die Heiterkeit bei anderen unterbindet."

Thomas von Aquin, Summa theologiae II.II q. 168 a. 4, ed./tr. Josef Groner, Maßhaltung (2.  Teil) (Deutsche Thomas-Ausgabe, Bd. 22), Graz/Wien/Köln 1993,S. 346.


April 2022: 

"Der Anfang des Evangeliums Mahomets, des Sohnes Gottes und höchsten Propheten, lautet: Waschet euch, reiniget euch". Diese Vorschrift hält dieses Volk ganz stur ein und wäscht die geheimen Teile des Körpers täglich.

aus: Otto von Freising, Chronica siva historia de duabus civitatibus, ed. Franz-Josef Schmale (FSGA 16), Darmstadt 1960, Buch VII, 7-8, Zeile 25-28, S. 511.


März 2022: 

Presul discretissime, veniam te precor, 

morte bona morior, dulci nece necor,

meum pectus sauciat puellarum decor,

et quas tactu necqueo, saltem corde mechor

 

Sehr erhabener Kirchenfürst [Erzbischof Reinald von Dassel], ich bitte dich um Vergebung

ich sterbe einen schönen Tod, ende im süßen Ende;

der Reiz der Mädchen wühlt mein Inneres auf, 

und mit denen ich es nicht im Fleische kann, lasse ich mich doch im Herzen ein.

 

(Der Archipoeta, Gedicht X (Vagantenbeichte), ed. Krefeld, S. 83, Vers 6; wahrscheinlich vorgetragen in Pavia (Spätherbst 1163) vor dem Kölner Erzbischof Reinald von Dassel


Januar 2022: 

An seiner Spitze [eines «Barbarenverbandes» im Jahr 405 n. Chr.] stand der Gote Radagaisus, den unsere Überlieferung als einen der übelsten Gesellen zeichnet, die die ,Völkerwanderung‘ überhaupt hervorgebracht hat, «ein Heide, Barbar und warhaftiger Skythe, der [...] das Morden selbst beim Morden liebte».

 

aus: Meier, Mischa: Geschichte der Völkerwanderung. Europa, Asien und Afrika vom 3. bis zum 8. Jahrhundert n. Chr., 7. Auflage, München 2021, S. 207.


Dezember 2021: 

"Et quia fragilitas carnis sine aliqua contagione non valet esse, a capitalibus se criminibus abstineat et in sollempnitatibus universis mundiciam servet."
(Und weil die Schwachheit des Fleisches nicht vor Ansteckung bewahrt werden kann, enthalte man sich schwerer Vergehen und bewahre an allen Festtagen Reinheit.)


aus: Thietmar von Merseburg, Chronik I 25, ed. R. Holtzmann (MGH SS rer. Germ. N. S. 9), Berlin 1935, S. 32.



November 2021: 

"Ipse autem, quamvis fessus, multis ex eis fusis, tandem gladium sumit et potiori hostium cum his verbis tradidit: ,Accipe' inquit, hunc gladium et defer domino tuo, pro quo signo victoria illum teneat imperatorique amico transmittat, quo sciat aut hostem occisum irridere vel certe propinquum deflere"

aus: Widukindi monachi Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres 1. III c. 69, ed. von Paul Hirsch und Hans-Eberhard Lohmann (MGH SS rer. Germ, 60), 5. Auflage, Hannover 1935, S. 144.


Oktober 2021: 

Noch aber konnte sich Chlodwig seines neuen Reiches nicht sicher sein, noch lebten zu viele männliche Mitglieder seiner Sippe, die sich ebenfalls die Königswürde zugelegt hatten. Einen nach dem anderen tötete er mit List und Entschlossenheit, nicht selten eigenhändig, damit "außer seinen eigenen Nachkommen keiner von seinen Verwandten mehr übrig bliebe" (Fredegar III, 27). Die gesamte Familie von König Sigibert, der über die am Rhein bei Köln siedelnden Franken regierte, wurde ermordet. Am Ende habe Chlodwig darüber geklagt, dass er nun keine Verwandten mehr habe, die ihm im Notfall Hilfe bieten könnten. "Aber", so der Chronist, "er sprach dies nicht aus Schmerz um den Tod derselben, sondern aus List, ob sich vielleicht noch einer fände, den er töten könne." (Gregor von Tours II, 42)

aus: Stefan Weinfurter: Das Reich im Mittelalter. Kleine deutsche Geschichte von 500 bis 1500, München 2008, S. 14 f.