Lehrstuhlinhaberin
Die fremden Nachbarn. Jüdisches Leben im deutschsprachigen Raum (ca. 1400 1800)
Mo 16:00h - 18:00h,
HGA 10
Die Geschichte der Juden im Alten Reich ist seit den Kreuzzügen mit dem Beginn einer Abfolge von Pogromen und erneuten Ansiedlungsbemühungen durch Schutzprivilegien eine äußerst wechselvolle und ambivalente. Sie geht jedoch nicht in Opferdiskursen auf. Neben einer Einführung in die religiöse und soziale Binnenstruktur sowie einem Überblick über die europäische Verbreitung der Aschkenasim und Sephardim stehen einerseits Hintergründe und Auswirkungen des immer wieder neu von den christlichen Obrigkeiten aber auch anderen Interessengruppen zementierten und antijüdisch motivierten Sonderstatus der Juden als Christusmörder und geldgierige Wucherer im Fokus. Andererseits werden die erst in den letzten Jahrzehnten ins Interesse der Forschung gerückten Spiel- und Handlungsräume vorgestellt, mit denen jüdische Gemeinden wie Individuen immer wieder und nicht selten auch erfolgreich versuchten, ihren durchaus nach Geschlecht oder sozialem Stand erheblich variierenden Status abzusichern bzw. zu verbessern. Die VL will diese jüdischen Lebenswelten aus einer Vielzahl von Perspektiven als teils erzwungene, teils selbstgewählte Parallelwelt beleuchten, wobei die gleichzeitig untrennbare Verflochtenheit mit der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft im Zentrum stehen wird.
Einführende Literatur:
Geöffnet für MaRS, MATILDA, Gender Studies, Religionswiss.
Es wird ein ergänzendes Hauptseminar angeboten.
Diskriminieren, Kriminalisieren, Sanktionieren. Techniken und Mechanismen von Marginalisierung als Elemente von Staatlichkeit in der Frühen Neuzeit
Di 10:00h - 12:00h,
GABF 04/356
Soziale Ungleichheit und gesellschaftliche Marginalisierung bestimmter Gruppen waren zentrale Elemente der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft. Während manchen Ständen eigene Gerichtsbarkeit zugestanden wurde, waren als randständig definierte Personen und Gruppen besonderen Gesetzen und Regelungen unterworfen bzw. von Rechten ausgeschlossen oder sogar zur Verfolgung freigegeben. Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten waren davon in verschiedenem Maße ebenso betroffen wie Personen der sogenannten unehrlichen Berufe oder soziale und ökonomische Außenseiter wie Bettler, Prostituierte oder Menschen ohne festen Wohnsitz. Sie alle wurden faktisch oder ganz legal wirtschaftlich, sozial und rechtlich benachteiligt. Zum besseren Verständnis wird darum zunächst in die lokalen und rechtlichen Strukturen der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft eingeführt, um dann verschiedene Gruppen in ihren jeweiligen Lebenswelten zu untersuchen. Im Vordergrund stehen dabei die epochenspezifischen Perspektiven in Hinblick auf Definitions- und Argumentationsformen und deren gesellschaftliche Umsetzung in Form sozialer und legaler Stigmatisierung. Anhand ausgewählter Quellenbeispiele sollen insbesondere auch die Grenzen der historischen Erkenntnis sichtbar (gemacht) werden.
Einführende Literatur:
Die Bereitschaft zur Quellelektüre wird vorausgesetzt, ebenso Fraktur-Lesekompetenz.– Je nach Größe des Kurses / bei Interesse, werden auch gemeinsam einzelne Quellen in deutscher Kurrentschrift gelesen. (Geöffnet für Gender Studies, MARS, MATILDA, Religionswissenschaften) Ergänzend wird eine V zum Judentum in der FNZ angeboten.
Juden als Minderheit im Alten Reich. Leben zwischen Ghetto, Vertreibung und Emanzipation
Di 16:00h - 18:00h,
GABF 05/703
Bereits zur Römerzeit lebten Juden auf dem Gebiet des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nation. Doch erst in den 1970er Jahren entdeckte die deutsche Historiographie diese religiöse Minderheit als Gegenstand einer Sozial- und Kulturgeschichte unter wechselnden Stichworten, zunächst der Diskriminierung im Rahmen eines Opferdiskurses, dann der Akkulturation und Integration. Im Gegensatz zu den urbanen Siedlungszentren des MAs und der Aufarbeitung des Holocausts / der Shoah rückte die FNZ erst in den 1990er Jahren in den Fokus der Forschung. Hier setzt das Hauptseminar an, das ein Spektrum der politik-, sozial-, wirtschafts- und kulturgeschichtlichen Zugänge zum jüdischen Leben im Alten Reich aufzeigen will. Aspekte der den Alltag und das Familienleben strukturierenden religiösen und sozialen Riten der (überwiegend) Aschkenasim, werden ebenso thematisiert, wie die rechtlichen, berufsständischen und fiskalischen Rahmenbedingungen und daraus entstehenden Konflikte, aber auch Kooperationen mit Obrigkeiten und christlicher Nachbarschaft. Besonderes Augenmerk liegt auf dem Verhältnis von Wandel und Kontinuität im Zusammenhang mit zentralen historischen Prozessen wie Reformation/Gegenreformation und Aufklärung.
Einführende Literatur:
Geöffnet für MaRS, MATILDA, Gender Studies, Religionswiss. Es wird eine begleitende Vorlesung zum Thema angeboten.
Das Ich und die Welt. Selbstzeugnisse der Frühen Neuzeit als historische Quellen
Mi 16:00h - 18:00h,
GABF 05/707
Selbstzeugnisse sind Quellen, in denen die Selbstwahrnehmung historischer Subjekte zum Ausdruck kommt oder deren Denken, Fühlen und Handeln durch Dritte beschrieben wird. Diese können freiwillig oder unfreiwillig hinterlassen worden sein, wie Briefe, Tage- und Haushaltsbücher, Reise- und Lebensberichte, oder von Dritten erstellte sogenannte Ego-Dokumente wie Rechtsakten, z.B. Verhörprotokolle und Gutachten, Visitationsakten, Testamente, Bittschriften oder Gnadengesuche, in denen Selbstaussagen verzeichnet bzw. wiedergegeben werden. Die Entdeckung dieser durch das Forschungsinteresse an alltags- bzw. emotionsgeschichtlichen Fragen und nicht anhand spezifischer Textarten definierten Quellengruppe in den 1990er Jahren, führte zu einer Zunahme an Forschung über sonst eher unterrepräsentierte Gruppen wie die Landbevölkerung, städtische Unterschichten, soziale Randgruppen, aber auch Frauen und Kinder. Wegen der scheinbar größeren Unmittelbarkeit der Informationen über die Verfasstheit des Individuums wird Selbstzeugnissen oft vorschnell hohe Authentizität und v.a. Zugang zu vergangenen Emotionen zugeschrieben. Doch auch diese Quellen müssen einer sorgfältigen Quellenkritik unterzogen werden. Die Erarbeitung bzw. Identifikation kontext- bzw. standesspezifischer Schreibkonventionen, sprachliche Besonderheiten und insbesondere der Entstehungskontext und die oft fragmentarische bzw. isolierte Überlieferung aus der Mikroperspektive stehen in der LV im Vordergrund
Einführende Literatur:
Geöffnet für MaRS, MATILDA, Gender Studies, Religionswissenschaften.
WICHTIG: am Mi 29.10 findet kein OS statt, wegen des Forschungstages der Fakultät!
wissenschaftlicher Mitarbeiter
Dirnen, Diebe, Deserteure. Quellen zur Kriminalität und Strafgerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert
Mo 14:00h - 16:00h,
GABF 04/711
Kriminalität bezeichnet die Gesamtheit der Verhaltensweisen, die von den sozialen und rechtlichen Kontrollinstanzen der jeweiligen Gesellschaft als Normverstöße verfolgt und sanktioniert werden. Somit ist Kriminalität auch historisch variabel und soziokulturell konstruiert. Deutschsprachige Territorien des Alten Reiches waren im 18. Jahrhundert direkt oder indirekt in einer Vielzahl von Kriegen involviert, sodass Formen von Gewalt und Delinquenz stets präsent waren und sich gewisse Gewöhnungseffekte etablierten. Damit wurden etwa Gewaltdelikte anders bewertet und betrachtet als heute. Anhand verschiedener Quellen wird in der Übung der Fokus auf drei Gruppen im 18. Jahrhundert gesetzt, die nach zeitgenössischem Verständnis Kriminaldelikte begingen und mit der frühneuzeitlichen Strafgerichtsbarkeit in Berührung kamen: Rand-gruppen (Juden, Fahrende, etc., (ehemalige) Soldaten und Frauen. Dabei sollen auch Einblicke in Wechselwirkungen zwischen den betroffenen Menschen und den sich im Laufe der Frühen Neuzeit ausdifferenzierenden staatlichen Strukturen und Instanzen, die Strafverfolgung und -gerichtsbarkeit erst ermöglichten, gewährt wer-den. Darüber sollen wichtige historiographische Interpretationsvorschläge zur Frühen Neuzeit diskutiert werden. Die Übung setzt eine hohe Lesebereitschaft von frühneuzeitlichen Quellen und Forschungsliteratur voraus. Viele der zu behandelnden Quellen liegen in Frakturschrift vor, weshalb entsprechende Lesekenntnisse Voraussetzung sind, beziehungsweise schnellstmöglich erworben werden sollten.
Einführende Literatur:
Lehrstuhlinhaberin
Themen, Perspektiven und Methoden der Körper- und Geschlechtergeschichte der (langen) Frühen Neuzeit
Mo 16:00h - 18:00h,
HGA 30
Von "ehrlicher Geburt" bis "gutem Tod". Körperkonzepte und Geschlechterrollen als Basis der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft
Di 10:00h - 12:00h,
GABF 04/354
Zurück zu den Quellen! Archivbasiertes Arbeiten mit handschriftlichen Quellen der Frühen Neuzeit
Di 14:00h - 16:00h,
GABF 05/707
wissenschaftlicher Mitarbeiter
"Das Schwungrad an der Staatsmaschine?" Regional-geschichtliche Zugänge zu Militärsystemen des 18. Jahrhunderts
- entfällt! -