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Von der Handzeichnung zum digitalen Modell. Der Palatin in Rom als Fallbeispiel zur Wissenserzeugung in der Archäologie.

Ansprechpartnerin:Dr. Barbara Sielhorst


Der Palatin als ‚Wiege‘ Roms weckte schon früh das Interesse der Antiquare, Raubgräber und Künstler. Wie man dabei der Herausforderung der visuellen Dokumentation und Rekonstruktion der sich über 10 ha und mehrere Ebenen erstreckenden antiken Bebauung des Palatins und seiner zahlreichen Funde gerecht werden wollte, welche Techniken und Methoden dabei zum Einsatz kamen und wie mit den dabei entstandenen Bildern Wissen erzeugt und tradiert wurde, steht im Mittelpunkt des Forschungsvorhabens.


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Die Lage des Palatins in Rom. (https://gazetteer.dainst.org/app/#!/show/2094287)
Die Lage des Palatins in Rom. (https://gazetteer.dainst.org/app/#!/show/2094287)

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Ansicht des Palatins vom Circus Maximus im Süden. (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79720064)
Ansicht des Palatins vom Circus Maximus im Süden. (https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=79720064)


Im Projekt geht es um den Umgang mit bildlichen Dokumentationen in archäologischen Forschungsprozessen an Hand eines größeren topographischen Komplexes. Dabei ist der zeitliche Rahmen weit gespannt und reicht von ersten Plänen und Ansichten des Palatins in der Frühen Neuzeit bis zu aktuellen computergestützten Verfahren der Bildproduktion.


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Ansicht des Palatins in einem Kupferstich von Aegidius Sadeler im Werk von Etienne Du Pérac, Vestigi dell’antichità di Roma von 1575. (https://doi.org/10.11588/diglit.4018#0012)
Ansicht des Palatins in einem Kupferstich von Aegidius Sadeler im Werk von Etienne Du Pérac, Vestigi dell’antichità di Roma von 1575. (https://doi.org/10.11588/diglit.4018#0012)


Durch den langen Untersuchungszeitraum treten Veränderungen und Brüche in den Bildern deutlich zu Tage und ermöglichen eine Analyse der dafür verantwortlichen Faktoren. Darüber hinaus kann durch die Langfristperspektive des Projektes auch der Einfluss von früheren Bildern auf die nach ihnen entstandenen Visualisierungen untersucht und somit die Frage beantwortet werden, wie Bildkonventionen entstehen, sich wandeln und die Forschungsfragen und -ergebnisse nachhaltig prägen. Auf diese Weise generiert das Projekt nicht nur neue Informationen zum Palatin und seiner Forschungsgeschichte, sondern auch einen grundlegenden Beitrag zur Praxis der bildlichen Dokumentation und Rekonstruktion als Praktiken der Wissenserzeugung in der Archäologie.

Ein computergeneriertes 3D-Modell der sog. Domus Severiana in der Südosthälfte des Palatins, das den Bestand und die Rekonstruktion des Komplexes im 2. Jh. n. Chr. wiedergibt. (Armin Müller, Architekturreferat des DAI, 2009)


Als zentrales Analyseinstrument wird parallel zur analytischen Monographie ein Geoinformationssystem zur Visualisierungsgeschichte des Palatins („PalatinGIS“) innerhalb der iDAI.world aufgebaut. Es ermöglicht das nachvollziehbare Vergleichen und Auswerten der bereits vorliegenden umfangreichen Datensammlung (ca. 1.700 Digitalisate) aus privaten und institutionellen Archivbeständen. Das GIS wird nach den FAIR-Prinzipien zugänglich gemacht und steht im Anschluss an das Projekt weiteren Forschungen frei zur Verfügung. Im Zuge seines Aufbaus ergibt sich außerdem die Möglichkeit den heuristischen Mehrwert digitaler Datenaufbereitung kritisch zu reflektieren.

Publikationen

V. Santoro – B. Sielhorst, I Borbone sul colle degli imperatori. Nuove scoperte sugli Orti Farnesiani al Palatino dall’Archivio di Stato di Napoli, in: Grand’A. Revista semestrale di arte, archivi e architettura, 2023/1, 88–95.

V. Santoro – B. Sielhorst – L. Terzi, I Borbone sul Palatino: Documenti inediti sugli Ort Farnesiani dal 1731 al 1861, RM 128, 2022, 432–471, https://doi.org/10.34780/b73c-7bd6

B. Sielhorst, The Palatine Hill in Rome and its history of research in the 19th century. A report on the latest ›excavations‹ in the archives of Rome. Season 2021, eDAI-F 2021-2, § 1–9, https://doi.org/10.34780/1gda-oqx1

B. Sielhorst, Fernpraktika am DAI – ein neues Format zur Nachwuchsförderung. Die Fernpraktika des Jahres 2020 und der ersten Jahreshälfte 2021, eDAI-F 2021-1, § 1–5, https://doi.org/10.34780/q611-64bf

Mitarbeiter*innen

N.N. (SHK)

Kooperation

Das Projekt wird mit Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (ProjektNr. 524436111) finanziert und findet im Rahmen einer Kooperation mit dem Deutschen Archäologischen Institut statt.