Projektvorstellung

In dem Oral-History-Projekt „Menschen im Bergbau“ der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets in Kooperation mit dem Deutschen Bergbau-Museum Bochum sind bis 2018 über 80 lebensgeschichtliche Videointerviews mit (ehemaligen) Bergbaubeschäftigten geführt, elektronisch archiviert und zur Nutzung für Zwecke von Wissenschaft, Bildung, Museum, Medieneinsatz und Kultur erschlossen und aufbereitet worden. Auf Grundlage der Videointerviews wurde die Webplattform „Menschen im Bergbau“ aufgebaut, auf der die Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus nach 1945 aus der Perspektive seiner ehemals Beschäftigten für ein breites interessiertes Publikum erzählt wird.

In einer zweiten Projektphase kooperiert die Didaktik der Geschichte der Ruhr-Universität Bochum mit der Stiftung Geschichte des Ruhrgebiets (SGR) und dem Bergbau-Museum Bochum (DBM). Die beiden geschichtsdidaktischen Teilprojekte entwickeln Konzepte und Module für die Vermittlung der Geschichte des deutschen Steinkohlenbergbaus im Schulunterricht und im Rahmen außerschulischer Bildungsangebote für Jugendliche. Diese Module werden sukzessive auf der Webplattform „Menschen im Bergbau" zur Verfügung gestellt und auf Effekte des historischen Lernens hin untersucht. Die fachwissenschaftlichen Teilprojekte (durchgeführt durch die SGR und das DBM) untersuchen den "Wandel des Steinkohlenbergbaus als Erfahrungs- und Erinnerungsgeschichte" sowie die "Rolle von Oral History und Konzepte von Zeitzeugenschaft im Kontext der Industriekultur".

Projektlaufzeit: 2019-2022



 

Teilprojekt A "Digitales Lernen: Theorie und Praxis"





 
Bearbeitung: Theresa Hiller

Betreuung: Jun.-Prof. Dr. Christian Bunnenberg

Dieses Teilprojekt widmet sich der inhaltlichen Gestaltung und Erprobung von Aufgabenmodulen für die Lernplattform MiBLabor. Auf der Grundlage fachwissenschaftlicher und fachdidaktischer Forschung wird ein Konzept für digitale Lernarrangements entwickelt. Es entstehen inhaltliche und methodische Lernmodule, die sowohl auf fachdidaktische Prinzipien (u.a. Problemorientierung, Multiperspektivität, Gegenwartsbezug, Transparenz) beruhen, als auch an die Kernlehrpläne (insbesondere für NRW) Bezug nehmen. Durch die Gestaltung der Lernmaterialien und Aufgabenstellungen soll im Sinne eines forschend-entdeckenden historischen Lernens ein quellenkritischer Umgang mit den individuellen Geschichte(n) der Zeitzeug:innen aus dem Oral History-Projekt im historischen Gesamtkontext gefördert werden.
In einer geschichtsdidaktischen Studie wird der gesamte Entwicklungsprozess in iterativen Zyklen nach dem Design Based Research evaluiert. Dazu wird v.a. mit einem ersten Lernmodul zum Thema „Gastarbeiter im Ruhrbergbau“ gearbeitet, dass von Schüler:innen und Lehrer:innen bearbeitet und bewertet wird. Diese Ergebnisse fließen in die weitere Evaluierung und Weiterentwicklung der Lernplattform ein. In der Studie wird der Versuch unternommen, allgemeingültige Annahmen für die Entwicklung digitaler Lernangebote zu formulieren.

Teilprojekt B "Digitales Lernen: Effekte auf das historische Lernen"





 

Bearbeitung: Marcel Mierwald

Betreuung: Prof. Dr. Nicola Brauch

In diesem Teilprojekt wird untersucht, wie ein kritisch-reflektierter Umgang mit den videografierten und online-zugänglichen Oral-History-Interviews bei Schüler*innen der Oberstufe angebahnt werden kann. Zudem geht es darum zu erfassen, inwiefern die Beschäftigung mit den lebensgeschichtlichen Interviews Einsichten in die Relevanz von Geschichte den Lernenden vermitteln kann. Hierfür werden gegenwärtig geeignete Messinstrumente entwickelt und getestet sowie ein Lehr-/Lernarrangement für das Alfried-Krupp Schülerlabor der Ruhr-Universität Bochum entwickelt. In diesem sollen verschiedene instruktionale Maßnahme hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf den kritisch-reflektierten Umgang mit den Oral-History-Interviews und der Einsicht in die Relevanz von Geschichte überprüft werden. Thematisch wird sich das Schülerlabor mit den deutsch-türkischen Beziehungen und der Situation der türkischen „Gastarbeiter“ im deutschen Steinkohlebergbau nach 1945 beschäftigen. Das Thema ist inhaltlich anschlussfähig an den Schwerpunkt „Fremdsein, Vielfalt und Integration – Migration am Beispiel des Ruhrgebiets“ des Kernlehrplans Geschichte NRW Sekundarstufe II.