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Ruhr-Universität Bochum
Fakultät für Geschichtswissenschaften
Historisches Institut
Professur Geschichte Nordamerikas
Universitätsstraße 150
44780 Bochum
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Fach-Nr. 182
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Fax. +49-234-32-14083
gna[at]rub.de

Sekretariat
Victoria Junkernheinrich
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Dr. Darius Harwardt

Curriculum Vitae

  • Seit Mai 2019: Tätigkeit im Referat Forschungsförderung in der För­der­be­ra­tung und dem EU-Projektmanagement der TU Dortmund.
  • Seit 2015: Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Neuere und Neueste Geschichte der Universität Duisburg-Essen
  • Seit 2013: Mitarbeiter im Organisationskomitee des Historischen Doktorandenkollegs Ruhr (HDKR) der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen.
  • 2012-2013: Wissenschaftlicher Projektmitarbeiter an der Dokumentations- und Forschungsstelle der Sozialversicherungsträger (sv:dok), Mitautor u. Bearbeiter der Publikation „Die Sozialgeschichte in NRW und die NS-Vergangenheit“ (im Druck).
  • Seit 2012: Mitarbeiter des Projektes zur Erforschung der NS-Vergangenheit des Bundesamtes für Verfassungsschutz an der Ruhr-Universität Bochum.
  • Seit 2011: Doktorand am Historischen Institut / Geschichte Nordamerikas der Ruhr-Universität Bochum.
  • 2004-2011: Studium der Geschichtswissenschaft, Biologie und Geographie an der Ruhr-Universität Bochum.

Forschungsinteressen

  • Amerikabilder, Darstellungen und Vorstellungen der USA in Deutschland
  • Rechtsintellektuelle Strukturen und Diskurse in der Bundesrepublik
  • Intellektuellengeschichte, Mediengeschichte und politische Ideengeschichte nach 1945
  • Sozialgeschichte der Bundesrepublik

Promotionsprojekt

Rechtsintellektuelle Amerikabilder in der Bundesrepublik

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war nicht nur das nationalsozialistische Regime besiegt, sondern auch dessen Ideologie diskreditiert – einschließlich des antiliberalen Konservatismus, der im Hinblick auf eine mögliche Wegbereiterfunktion des Nationalsozialismus kritisch beobachtet wurde. Die amerikanische Politik der Re-Education versuchte Demokratie, Liberalismus sowie Kapitalismus nachhaltig in der jungen Bundesrepublik zu verankern und diese gleichzeitig als Verbündeten im aufziehenden Kalten Krieg zu gewinnen. Die politische Rechte in Westdeutschland begann sich hingegen recht bald in intellektuellen Netzwerken zu organisieren und an einer Modernisierung ihrer Ideologie zu arbeiten. Zu diesem Zweck versuchte man auch, Amerikabilder der Nachkriegszeit zu instrumentalisieren, um eine politische Identität zu konstruieren und sich von den USA abzugrenzen. Viele Rechtsintellektuelle griffen dabei auf alte, seit langem etablierte Amerikabilder aus dem Nationalsozialismus, dem kulturkonservativen Milieu der Weimarer Republik und davor zurück: Amerika galt als kulturlos, imperialistisch, oberflächlich und moralisch degeneriert: Die Deutschen – so ein häufige Forderung – dürften ihre nationale Identität nicht von den Normen und Werten ihrer Besatzer abhängig machen.

Derartige Feindbilder standen jedoch in Konkurrenz zum Antikommunismus und den Befürchtungen vor einer Ausweitung des sowjetischen Einflusses in Deutschland.  Rechtsintellektuelle in der Bundesrepublik mussten ihre politische Ideologie daher im Spannungsfeld konkurrierender Weltanschauungen des Kalten Krieges konstruieren. In diesem Kontext kam es nicht nur zu einer Ausdifferenzierung der stereotypen Amerikabilder, sondern der rechtsintellektuellen Netzwerke gleichermaßen, die sich um verschiedene politische Zeitschriften, Stiftungen oder Denkfabriken gruppierten.

Angesichts der Debatte um den NATO-Doppelbeschluss sowie massiver Proteste der Friedensbewegung in den 80er-Jahren waren Amerikabilder erstmals nach der „68er“-Bewegung wieder im Zentrum öffentlicher Diskurse: Die Idee des „dritten Weges“, eines neutralen und wiedervereinigten Deutschlands, schien populärer als je zuvor. Rechtsintellektuelle versuchten an diese Debatten anzuknüpfen, um ihre eigene politische Deutungskultur zu etablieren, sahen sich jedoch vor die Herausforderung gestellt, eine Position zwischen konkurrierenden Feindbildern von den USA und der Sowjetunion zu entwickeln – oder sich für das „kleinere Übel“ zu entscheiden. Während nach der Wiedervereinigung und dem Ende des Kalten Krieges auch angesichts des Golfkrieges ein neuer Antiamerikanismus die sich andeutenden Brüche zwischen verschiedenen rechtsintellektuellen Netzwerken zu glätten schien, deutete sich bereits im Verlaufe der 90er ein neues Spannungsfeld der Feindbilder an: Spätestens mit dem 11. September galt es, sich zwischen dem amerikanisch geführten Westen und der islamischen Welt zu verorten und somit abermals eine eigene politische Position zu konstruieren.

Der Forschungsprojekt untersucht die historischen Wandlungsprozesse der Amerikabilder rechtsintellektueller Netzwerke in der Bundesrepublik. Es legt dabei einen diskursanalytischen Schwerpunkt auf gesellschaftliche Debatten wie den NATO-Doppelbeschluss, den Golfkrieg oder den 11. September, berücksichtigt jedoch auch die anhaltende Rolle, die Amerikabilder hinsichtlich der deutschen Vergangenheitsbewältigung und der Konstruktion nationaler Identität spielen. Amerikabilder werden hierbei als analytische Sonde verstanden, um einen Zugriff auf zentrale Elemente der Ideologie und politischen Kultur rechtsintellektueller Netzwerke in der Bundesrepublik zu erhalten. Diese Perspektive wird durch eine strukturelle Untersuchung der unterschiedlichen rechtsintellektuellen Gruppierungen und Kreise ergänzt, die in der Forschung häufig unter dem umstrittenen Begriff „Neue Rechte“ zusammengefasst werden. Ein ideengeschichtlicher Zugriff soll diesen Terminus entzerren. Die bisweilen sehr unterschiedliche Instrumentalisierung positiver oder negativer Amerikabilder gibt dabei Aufschluss über inhaltliche Differenzen, ideengeschichtliche Entwicklungsstränge und mögliche Anknüpfungen an Diskurse einer breiteren Öffentlichkeit.

Publikationen

  • "Die Gegenwehr muss organisiert werden - und zwar vor allem auch geistig". Armin Mohler und Caspar von Schrenck-Notzing als Rechstintellektuelle in der frühen Bundesrepublik, in: Goering, Timothy D. [Hg.]: Ideengeschichte heute. Traditionen und Perspektiven, Bielefeld 2017, S. 119-149.
  • Sozialrecht und NS-Vergangenheit: Zentrale Rechtsgebiete, in: Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen: Sozialgerichtsbarkeit und NS-Vergangenheit, Geldern 2016, S. 107-210.
  • Tagungsbericht (mit Kathrin Muschalik und Stephanie Nowitzki): Military, Security, and Use of Force in U.S. History. Annual Conference of the Historians in the Deutsche Gesellschaft für Amerikastudien (DGFA)/German Association for American Studies, 21.02.2014-23.02.2014 Tutzing, in: H-Soz-Kult, 19.07.2015, http://www.hsozkult.de/conferencereport/id/tagungsberichte-5464.