Molekulargenetische Diagnostik

Ataxien, spinozerebelläre autosomal-dominante (SCA)
OMIM: 164400 (SCA1), 183090 (SCA2), 109150 (MJD, SCA3), 183086 (SCA6), 164500 (SCA7), 607136 (SCA17)

Hintergrund

Bei den autosomal-dominant vererbten spinozerebellären Ataxien (ADCA) handelt es sich um eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe von Erkrankungen, die mittlerweile >28 Unterformen umfasst, deren genetische Ursache noch nicht bei allen Formen bekannt ist.

Gemeinsames Merkmal der SCA-Unterformen ist die zerebelläre Symptomatik mit Ataxie, Dysarthrie und Nystagmus. Die Symptome der einzelnen Unterformen überlappen jedoch erheblich, wodurch die klinische Differenzierung oftmals sehr schwierig oder unmöglich ist. Die Prävalenz der ADCAs liegt in Europa bei 1-2/100000. In Westdeutschland findet man am häufigsten SCA3/Machado-Joseph-Krankheit/MJD (35%) bzw. SCA6 (25%). Bei fast allen SCA-Formen, bei denen die genetische Ursache der Symptomatik aufgedeckt werden konnte, fand sich eine pathologische Expansion eines repetitiven Sequenzabschnitts (Ausnahme u.a. SCA14). Meist handelt es sich dabei um einen (CAG)n Block in kodierenden Bereichen eines Gens, weshalb diese SCA-Formen wie Morbus Huntington, dentatorubrale-pallidolysiane Atrophie (DRPLA) u.a. zu den Polyglutaminerkrankungen gerechnet werden. Eine weitere Expansion eines solchen, bereits verlängerten Segmentblocks bei Vererbung auf die Nachkommen erklärt das in vielen SCA-Familien zu beobachtende Phänomen der Antizipation, d.h. die Erniedrigung des Erkrankungsalters in nachfolgenden Generationen.

SCA Unter-
form
Triplett Motiv Gen Normal-
allel
ungewisser Bereich* reduzierte Penetranz patho-
logisches Allel, volle Penetranz
extrem lange Allele (juvenile Manifes-
tation)
SCA2 (CAG)n ATXN2 14-31 32-34 - ≥35 -500
SCA3/MJD (CAG)n ATXN3 11-44 45-59 - 61-87  
SCA1 (CAG)n ATXN1 6-38   - 39-44  
SCA6 (CAG)n CACNA1A 4-18 - 19 20-33  
SCA7 (CAG)n ATXN7 4-19 28-33 34-35 ≥36 -460
SCA17 (CAG)n TBP 25-42 - 43-48 49-66  

* widersprüchliche Ergebnisse veröffentlicht
Tabelle modifiziert nach Sequeiros J, Seneca S and Martindale J: Consensus and controversies in best practices for molecular genetic testing of the spinocerebellar ataxias. Eur J Hum Genet 18:1173-6, 2010

Referenzbereiche der Repeat-Längen nach http://www.scabase.eu

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert und der CAG-Triplett Abschnitt des betreffenden Gens mittels PCR amplifiziert. Die Längenbestimmung der PCR-Produkte und die daraus resultierende Anzahl der CAG-Tripletts erfolgt mittels Kapillarelektrophorese. Bei unauffälligen Befunden kann eine weitere Abklärung mittels unseres NGS-Ataxiepanels erfolgen.

Dauer der Untersuchung: bis zu 4 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

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