Molekulargenetische Diagnostik

Titinopathie (LGMD2J)
OMIM: 608807 (LGMD2J), 600334 (TMD), 188840 (TTN)

Hintergrund

Muskeldystrophien sind eine klinisch und genetisch heterogene Gruppe primär degenerativer, progressiv verlaufender Muskelerkrankungen. Das Manifestationsalter der Erkrankungen ist sehr variabel. Die Klassifikation der vielen Formen der Muskeldystrophien erfolgt heute zumeist auf Grund ihrer defekten Genprodukte und der Vererbungsmuster. Eine Untergruppe der Muskeldystrophien stellen die Gliedermuskeldystrophien (limb girdle muscular dystrophy, LGMD) dar. LGMDs werden in autosomal dominante (LGMD1A-1D) und rezessiv (LGMD2A-J) vererbte Formen unterteilt.

Kürzlich zeigten Studien, dass C-terminale Mutationen im TITIN (TTN)-Gen ursächlich für eine autosomal dominant vererbte, distale Myopathie, die tibiale Muskeldystrophie (TMD) und die LGMD2J (Hackman et al 2002; Van den Bergh et al 2003) sind als allelische Formen der Titinopathie. Zusätzlich wurden in den letzten Exons des TTN-Gens Insertionen/Deletionen in finnischen Patienten mit LGMD-Phänotyp nachgewiesen (Udd et al 2005). Dieser Bereich in der M-Linie des Titin-Moleküls beinhaltet die Bindestelle für ein weiteres wichtiges Muskelprotein, das Calpain 3. Deshalb werden zur hot-spot Mutationsanalyse der LGMD2J nur die letzten beiden Exons des TTN-Gens (366 und 367) untersucht.

Erforderliches Probenmaterial

  • 5-10 ml EDTA-Blut (2 Proben)

EDTA-Blutproben für molekulargenetische Untersuchungen können in der Regel ungekühlt mit der Post verschickt werden.
Bitte beschriften Sie alle Probengefäße eindeutig mit Namen und Geburtsdatum des Patienten. Nicht eindeutig beschriftete Proben können nicht bearbeitet werden. Bitte benutzen Sie unsere Anforderungsscheine (incl. Patienteneinverständnis-Erklärung). Hier können alle erforderlichen Angaben zur Anforderung von Untersuchungen eingetragen werden.

Schriftliche Einwilligungserklärung gemäß GenDG ist erforderlich!

Bei humangenetischen Untersuchungen ist wichtig, ob es sich um eine diagnostische Abklärung bei einem Erkrankten oder um (prädiktive) Testung einer Risikoperson auf Anlageträgerschaft für eine in der Familie bekannte Mutation handelt. Bei prädiktiven genetischen Untersuchungen ist gemäß GenDG eine vorherige genetische Beratung verpflichtend gefordert.

Methode

Aus der Blutprobe wird genomische DNA isoliert, und für die hot-spot Mutationsanalysen mittels PCR werden die letzten beiden Exons des TTN-Gens (Exons 366 und 367) amplifiziert und direkt sequenziert. Zusätzlich ist das Gen Bestandteil unseres NGS-Muskelpanels.

Dauer der Untersuchung: bis zu 3 Wochen nach Probeneingang
Kosten: auf Anfrage


Hackman, P.; Vihola, A.; Haravuori, H.; Marchand, S.; Sarparanta, J.; de Seze, J.; Labeit, S.; Witt, C.; Peltonen, L.; Richard, I.; Udd, B. : Tibial muscular dystrophy is a titinopathy caused by mutations in TTN, the gene encoding the giant skeletal-muscle protein titin (2002) Am. J. Hum. Genet. 71: 492-500.

Udd B, Vihola A, Sarparanta J, Richard I, Hackman P.: Titinopathies and extension of the M-line mutation phenotype beyond distal myopathy and LGMD2J (2005) Neurology 64:636-642.

Van den Bergh, P. Y. K.; Bouquiaux, O.; Verellen, C.; Marchand, S.; Richard, I.; Hackman, P.; Udd, B.: Tibial muscular dystrophy in a Belgian family (2003) Ann. Neurol. 54: 248-251.

Akkreditiertes Verfahren nach DIN EN ISO 15189:2014

 

Diagnostik

  • Dr. rer. nat. Gabriele Dekomien 
    Humangenetik
    Gebäude MA 5
    Ruhr-Universität
    Universitätsstraße 150
    44801 Bochum
    Germany

    Tel.: +49 (0)234/32-25764
    Fax: +49 (0)234/32-14196
    gabriele.dekomien@rub.de