RUB » Münzsammlung» Online-Ausstellung

5) Ein Denar des Marcus Antonius aus der Frühzeit des zweiten Triumvirats

http://www.ruhr-uni-bochum.de/muenzsammlung/augustus/2399.jpg
Bei der vorliegenden Münze handelt es sich um einen Silberdenar, geprägt unter dem Prägeherren M. Antonius in der Zeit um das Jahr 41 v. Chr. (s.u.). Prägeort ist vermutlich das kleinasiatische Ephesus. Auffällig ist, dass sowohl Vorderseite als auch Rückseite Herrscherportraits aufweisen, und nicht wie in den meisten Fällen ein Portrait und eine mythologische oder architektonische Darstellung.
Die Vorderseite der Münze zeigt ein nach rechts gewendetes Profil des M. Antonius. Die Legende ist rechtsläufig, das gesamte Münzbild wird von einer gepunkteten Linie umschlossen. Das Bildnis des M. Antonius ist von dem Schriftzug M.ANT•IMP•AUG•III•VIR•R•P•C•M.BARBAT•Q•P umgeben. Ergänzt lautet die Legende:
M(arcus) ANT(onius) IM(perator) AUG(ur) III VIR R(ei) P(ublicae) C(onstituendae) M(arcus)BARBAT(ius) Q(aestor) P(ro praetore).
Angegeben ist somit die Identität des Dargestellten (M.Antonius), der von ihm geführte Titel eines Imperators, sein Amt als Augur und sein Amt „Dreimann zur Wiederherstellung des Staates“, also seine Zugehörigkeit zum sog. zweiten Triumvirat. Marcus Barbatius Philippus war einer der Quaestoren des Antonius und als solcher für die eigentliche Münzprägung zuständig, er nennt sich hier anspruchsvoll „Quaestor mit den Befugnissen eines Praetors“.
Die Rückseite zeigt ein nach rechts gewendetes Portrait Octavians. Dargestellt ist Octavian mit einem leichten Bartansatz. Auch hier ist die Legende rechtsläufig und wird von einer gepunkteten Linie umschlossen. Umschlossen wird das Bildnis wiederum von einem Schriftzug, CAESAR•IMP•PONT•III•VIR•R•P•C, ergänzt: CAESAR IMP(erator) PONT(ifex) III VIR R(ei) P(ublicae) C(onstituendae).
Angegeben sind hier der offizielle Name Octavians nach seiner testamentarischen Adoption durch Caesar (daher eigentlich vollständig: C. Iulius Caesar), der Imperatorentitel, das Amt als Pontifex und, wie bei Antonius, als Triumvir.
Die Titulatur der Triumvirn datiert diese Münze zunächst nur in die Zeit nach der förmlichen Errichtung des Triumvirates durch ein Gesetz des Volkstribunen Publius Titius am 27. November 43 v. Chr.. Denare derselben Emission allerdings nennen das Konsulat des L. Antonius, des Bruders des Triumvirn, und datieren daher das Stück sicher in das Jahr 41 v. Chr.. Der vorgeschlagene Prägeort Ephesus scheint schlüssig zu sein, da M. Antonius nach dem Sieg bei Philippi das Recht erhielt im östlichen Teil des Römischen Einflussbereiches Kriegskontributionen einzutreiben.
Diese Emission des Antonius dokumentiert deutlich, wer nach dem Sieg über die Caesarmörder die beiden „starken Männer“ des Triumvirats waren und dass M. Aemilius Lepidus politisch keine Rolle spielen sollte. Zugleich feiert sie auch das Konsulat des L. Antonius und führt damit in eine Zeit, in der das Verhältnis zwischen M. Antonius und Octavian merklich abgekühlt war, denn L. Antonius, unterstützt von der Ehefrau seines Bruders, Fulvia, versuchte die schlechte Stimmung in Italien gegen Octavian wegen der Landverteilungen an Veteranen anzuheizen, bis er schließlich von dessen Truppen in Perusia belagert und gefangengenommen wurde (bellum Perusinum). 


Inv.-Nr. 2399 (3,92g, Stempelstellung 1)
Crawford, Michael H: Roman Republican Coinage, Cambridge 1974, Nr.517/2.
Tobias Kegler

Literatur:                                                                                                                           

  • Bringmann, Klaus u. Schäfer, Thomas: Augustus und die Begründung des römischen Kaisertums, Berlin 2002,
    S. 156-159.

  • Marek, Vaclav: Roman republican coins, Prag 1985, Nr. 170 a.

  • Sydenham, E.A.: The Coinage of the Roman Republic, London 1952.