Projektbeschreibung

Der von dem Mercator Research Center Ruhr (MERCUR) geförderte Forschungsverbund „Arenen der politischen Interessenvermittlung in Deutschland“ der Ruhr-Universität Bochum und der Universität Duisburg-Essen analysiert die Strategien und den Einfluss von Interessengruppen in der Bundesrepublik Deutschland.

Interessengruppen – wie z.B. Wohlfahrts-, Migranten- oder Umweltverbände – sind in liberalen Demokratien bedeutende politische Akteure. Politische Interessenvermittlung dient der Rückkopplung politischer Entscheidungen an die Präferenzen der Bürger; sie birgt aber immer auch die Gefahr der einseitigen Bevorzugung bestimmter Interessen.

Die Forschung zu Interessengruppen konzentriert sich meist auf ihre Rolle in Regierung und Verwaltung. Darüber hinaus wirken Interessengruppen in direkter Weise aber auch auf das parlamentarische Regierungssystem, nutzen öffentliche Medien und juristische Möglichkeiten sowie organisationale Netzwerke zur Durchsetzung ihrer Interessen. Daher ist es sinnvoll zu untersuchen, ob dieselben oder unterschiedliche Gruppen Zugang zu unterschiedlichen Arenen der Interessenvermittlung haben.

In Kooperation mit dem dänischen INTERARENA-Projekt, welches die Präsenz und den Einfluss von Interessengruppen in Politik und Medien systematisch analysiert (Binderkrantz et al. 2013, 2014; Pedersen, Halpin and Rasmussen 2014), möchte der Forschungsverbund die Strategien von Interessengruppen in der parlamentarischen, rechtlichen und der Medienarena sowie ihre Bildung organisationaler Netzwerke ermitteln und erklären. Ziel ist es dabei, möglichst alle Interessengruppen zu erfassen, die in den Politikfeldern Soziales, Umwelt und Migration seit 1994 bis heute aktiv gewesen sind. Dabei gilt besonderes Interesse der Frage, auf welche Art und Weise die verschiedenen Akteure ihren Einfluss durchzusetzen versuchen und wie sich ihre Strategien über die Zeit verändert haben. Die Analyse des Zusammenspiels der Arenen im Längs- und Querschnittsvergleich soll es erlauben, eine Reihe von Fragen zu beantworten, die bislang in der Literatur nicht geklärt sind:


  1. Hat die Nutzung unterschiedlicher Arenen über die Zeit insgesamt zugenommen, wie vielfach in der Literatur unterstellt wird?

  2. Wie beeinflussen die Merkmale von Organisationen, Sachfragen, Politikfeldern und Institutionen den Rückgriff auf die verschiedenen Arenen?

  3. Kumuliert die Präsenz von Interessengruppen über die verschiedenen Arenen hinweg?


Die Analyse wird in vier Modulen zu vier Arenen der Interessenvermittlung in Deutschland – Parlament, Recht, Medien und Netzwerke – von 1994 bis 2013 durchgeführt. Durch die Entwicklung einer umfassenden Dateninfrastruktur zur Nutzung dieser Arenen möchte das Projekt empirisch fundiertes Wissen über die Rolle von Interessengruppen in der deutschen Demokratie erzeugen und zur Verfügung stellen.