2. Diskussions- und Arbeitskreistreffen

in Münster vom 25. September 1998

Am 25. September diesen Jahres traf sich zum zweiten Male der Arbeitskreis NMR-Spektroskopie in der Stadt des Westfälischen Friedens. 19 Teilnehmer aus Bochum, Hannover, Kiel, Mainz und Münster bevölkerten den Seminarraum E des Physikalischen Institutes, wo schon vor dem Beginn der Veranstaltung Kaffee und Gebäck bereit stand.

Prof. Kroll (Münster) begrüßte alle Teilnehmer herzlich in Münster und übergab nach ein paar einführenden Worten, in denen er insbesondere erwähnte, daß bereits das erste Nutzertreffen im Landhaus Rothenberge in der Nähe von Münster stattfand, die Leitung an den Sprecher des Arbeitskreises.

Wieder einmal wurde das Treffen durch einen einstündigen Vortrag eines Fachkollegen bereichert. Prof. Hellmut Eckert vom Institut für Physikalische Chemie der Universität Münster, promovierte 1982 in Münster bei Prof. Müller-Warmuth und forscht seit dem auf dem Gebiet der Festkörper NMR-Spektroskopie. Nach seiner Promotion ging er zwei Jahre als Postdoctoral Research Associate an die Rutgers University in New Jersey, USA. Anschließend war er am Chemistry Department der University of California in Santa Barbara tätig, wo er 1993 zum Full Professor ernannt wurde. 1989 wurde ihm der Haber-Preis der Deutschen Bunsengesellschaft für Physikalische Chemie verliehen. Er ist Mitbegründer und Herausgeber der Zeitschrift "Solid State NMR Spectroscopy", sowie Associate Editor von "Chemistry of Materials". Als Nachfolger seines Doktorvaters wurde er auf den Lehrstuhl für Physikalische Chemie berufen und ist dort seit Sommer 1995 tätig.

Hellmut Eckert stellte "Moderne Festkörper-NMR Methoden zur strukturellen Charakterisierung ungeordneter Festkörper" vor. In vielen Beispielen nannte er selektive Methoden zur Ausmittelung verschiedener Wechselwirkungen, um verschiedenste Fragestellungen zu beantworten. So eignet sich das Isotop 6Li hervorragend zur Unterscheidung verschiedener Li-Plätze in Li1-xNb1-xWxO3, um die Frage der statistischen oder geordneten Verteilung zu lösen. In Cd-Zn-As-P Halbleitersystemen sind heteronukleare Doppelquantenkohärenzen ideal, um die heteronukleare Dipol-Dipolwechselwirkung wieder zu refokussieren und hier Aussagen zu 31P-113Cd Nachbarschaften zu bekommen. Ähnliche Nachbarschaften lassen sich in Si3P4 durch {31P} 29Si DANTE-CPMAS Experimente klären, wobei bestimmte Phosphorkerne selektiv "on-resonance" angeregt werden.

Mittags wurde dann in der Klinikenkantine der Universitätskliniken das Mittagessen eingenommen, um für die anschließende Arbeitskreissitzung und Kurzvorträge-Session gestärkt zu sein. Nach dem Bericht des AK-Sprechers zu den stattgefundenen Workshops wurde beschlossen, daß auch im nächsten Jahr wieder ein Workshop vom 22.-23. März stattfinden soll. Dieser wird jedoch diesmal in Hannover stattfinden, wo den Teilnehmern verstärkt Auswertungsmethoden für NMR-Messungen beigebracht werden sollen (s. gesonderte Ankündigung). Dies soll an zur Verfügung gestellten Personalcomputern mit maximal drei Teilnehmern pro Rechner geschehen. Von allen Teilnehmern begrüßt wurde, dem Programmkomitee der Leipziger Jahrestagung der DGK 1999, vorzuschlagen ein Mikrosymposium NMR-Spektroskopie einzurichten. Es bestehen nämlich gute Beziehungen zur Experimentalphysik dort, in der eine große und bekannte Festkörper-NMR Abteilung um Prof. Kärger, Prof. Pfeifer und Prof. Freude besteht. Durch die am Ort stattfindene Tagung besteht somit die Möglichkeit, daß einige Vorträge aus diesem Hause kommen. Besprochen wurde weiterhin, ob langfristig gesehen, nicht ein Zimmer in Bochum angemietet werden soll, in dem die jeweils messende Nutzergruppe übernachten kann. Dies würde ökonomisch gesehen für alle Nutzerguppen eine deutliche Reisekostenentlastung mit sich bringen. Prof. Gies (Bochum) berichtete dazu über seine bisherigen Erfahrungen, wobei diese durchaus wirtschaftlich sinnvolle Idee bisher an bürokratischen Hürden der Drittmittelgeber bzw. der Universitätsverwaltung scheiterte.

Um 14.15 Uhr setzte sich das Programm in einer Kurzvortragsreihe fort. Es wurde vorgestellt, welche Einsatzmöglichkeiten die NMR bei der Syntheseplanung und -überwachung von templatfreien Feldspatvertretern spielen kann. Weiterhin ging es darum, wie mit Hilfe von Spin-Gitter Relaxationszeiten die Isotope 7Li und 23Na bei Magnetfeldstärken von 1 Tesla bzw. 9,34 Tesla Aussagen zu Bewegungsprozessen in LiNaSO4 in Tief- und Hochtemperaturphase sowie im Bereich der Phasenumwandlung gemacht werden können. Ferner können auch durchaus petrologisch-geochemische Fragestellungen zum Einfluß und Einbau von Flur in alumosilikatischen Schmelzen unter Anwendung der 19F MAS NMR gelöst werden. Ein Doktorand aus Kiel, der das erste Mal am Treffen teilnahm, erhofft sich durch 119Sn MAS NMR Untersuchungen mehr Aufschluß über die Lokalisierung des Sn2+ in Wolframoxiden zu erhalten. Dies könnte durch die Bestimmung der Anisotropie der Chemischen Verschiebung, sowie der isotropen Chemischen Verschiebung möglich sein. Allerdings wurde seitens des Auditoriums auch darauf hingewiesen, daß aufgrund der langen Spin-Gitter Relaxation und der geringen natürlichen Häufigkeit des Isotops durchaus Schwierigkeiten auftreten können. Von großem Vorteil war, daß Prof. Eckert (Münster) viele Tips und Anregungen aus seinem großen Erfahrungsschatz geben konnte. Während der Kieler Teilnehmer nun vor seinen ersten Messungen steht, konnten die beiden Mainzer Doktoranden, die vor einem Jahr sich genau in derselben Lage befanden, von ihren ersten Ergebnissen berichten. Sie schilderten ausführlich, wie sie mit Hilfe von 29Si und {1H}29Si CPMAS NMR Untersuchungen die Hydrationsmechanismen von Tricalciumsilikaten (Zemente) zu ergründen versuchen.

Gegen 17.00 Uhr ging ein langer und anstrengender Tag zu Ende. Aber es schien, als würde jeder Teilnehmer doch mit neuen Anregungen und Zielen die Heimfahrt antreten.

Michael Fechtelkord,
Hannover

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