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(00270) 27.09.2002 13:30

RUB-Studie: New Economy zwischen Tradition und Innovation


Bochum, 27.09.2002
Nr. 271

Reifeprüfung der New Economy
Gratwanderung zwischen Tradition und Innovation
RUB-Forscher befragen Unternehmen des Neuen Marktes

Angesichts der Krise des Neuen Marktes befinden sich die Unternehmen der
New Economy auf einer Gratwanderung zwischen Innovation und Tradition:
Sie halten einerseits an ihren Errungenschaften von moderner Arbeit und
flexibler Organisation fest, setzen bei der Regelung von
Arbeitsbedingungen und Interessenkonflikten zwischen Management und
Beschäftigten jedoch auf bekannte und offensichtlich bewährte
Mechanismen. So haben etwa 40 Prozent der Unternehmen mittlerweile einen
Betriebsrat, fanden RUB-Sozialwissenschaftler um Prof. Dr. Ludger Pries
(Lehrstuhl für Organisationssoziologie und Mitbestimmungsforschung) in
einer schriftlichen Befragung heraus. Ihre Ergebnisse haben sie nun
online veröffentlicht unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/soaps .

Wie Unternehmen mit der Krise umgehen

Das einstige Wirtschaftswunder New Economy ist von Krise und
Marktturbulenzen gebeutelt: Der Neue Markt Aktienindex (Nemax) stürzte
auf rund 400 Zähler ab und notierte im Sommer 2002 noch rund 270
Unternehmen – 2001 waren es noch 340. Firmenpleiten, Entlassungen und
finanzielle Einbußen folgen daraus. „Was bedeutet das für das Arbeiten
in der New Economy?“, fragten sich die Bochumer Sozialwissenschaftler
und befragten alle im Nemax notierten Unternehmen, werteten
Geschäftsberichte und Internet-Präsentationen aus.

Garant des Erfolgs: Kommunikation

Die Studie zeigt: Versuchen die High-Tech-Firmen auf der einen Seite
ihre Errungenschaften von moderner Arbeit und flexibler Organisation zu
verteidigen, so wird auf der anderen Seite lange Bekanntes sichtbar. Bei
der Personalführung setzen die Unternehmen auf moderne Instrumente wie
projektförmiges Arbeiten, Qualifizierungsplanung, Mitarbeiter- und
Zielvereinbarungsgespräche. Kommunikation wird groß geschrieben: 82
Prozent der Firmen setzen auf das ‚Prinzip der offenen Tür’, 90 Prozent
tauschen Informationen via Intranet und E-mail aus, 92 Prozent halten
regelmäßig Meetings/Teamsitzungen ab, so das der fachliche und soziale
Austausch zwischen Management und Beschäftigten gewährleistet ist.

In der Krise bewährt: Der Betriebsrat

Die aktuelle Krise der New Economy hinterlässt jedoch ihre Spuren: Bei
Problemen der Mitarbeiter, Kündigungen und der Regelung von Einkommen
und Arbeitszeit zeigt sich Altbewährtes. Bemerkenswert ist die
mittlerweile durchaus beachtliche Zahl von Betriebsräten in rund 40
Prozent der befragten Unternehmen des Neuen Marktes. Und nicht wenige
der Betriebsräte wurden 2002 zum ersten Mal gewählt. Doch auch
alternative Formen der Mitarbeitervertretung wie Round Table oder
Coaches haben sich etabliert. Die Tarifparteien profitieren jedoch nicht
davon: Die Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft ist für die zumeist
jungen und hochqualifizierten Beschäftigten der Dot.Coms (noch?) kein
Thema, ebenso wenig eine Tarifbindung ihrer Arbeitgeber.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Ludger Pries, Fakultät für Sozialwissenschaft der
Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-25429, E-Mail:
soaps@ruhr-uni-bochum.de. Weitere Ergebnisse der Studie finden sich
unter http://www.ruhr-uni-bochum.de/soaps



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