Neglect Therapie

Weiter gibt es Prismenbrillen, die die gesehen Objekte verschieben. Mit der Brille werden dann Zeigeübungen durchgeführt. Nach dem Absetzen führt das zu einer veränderten Aufmerksamkeit. Sie helfen, die Auswirkungen eines Neglects zu verbessern. Ein Training der Daueraufmerksamkeit kann sich zusätzlich positiv auf den Neglect auswirken. Dies können, neben Computergestützten Übungen, auch einfache Aufgaben sein, bei denen sich der Betroffene längerfristig konzentrieren muss.

Bei der Behandlung der bereits beschriebenen Anosognosie (mangelnde Krankheitseinsicht) ist es wichtig, dass der Betroffenen wiederholt mit alltagsnahen Erfahrungen konfrontiert wird. Eine frühe Mobilisation des Betroffenen, also die frühe Förderung eigenständiger Bewegungsfähigkeit, gibt ihm die Gelegenheit, seine eigenen Beeinträchtigungen, aber auch noch vorhandene Fähigkeiten, zu erfahren. Hilfreich kann es sein, dem Betroffenen zeitnahe Rückmeldungen über seine Beeinträchtigungen zu geben, beispielsweise, wenn er an einen Türrahmen gestoßen ist oder aber Dinge übersehen hat. Hier sollten wieder möglichst alle am therapeutischen Prozess Beteiligten, und auch Mitpatienten z.B. in Gruppensitzungen, mitwirken. Gegebenenfalls können Videoaufnahmen sinnvoll sein.

Wichtig für eine erfolgreiche Therapie ist es, andere mögliche Ursachen für die beschriebenen Beeinträchtigungen auszuschließen. Dies können zum Beispiel ein Gesichtsfeldausfall oder aber tatsächlich vorhandene Lähmungen oder Schwerhörigkeit sein. Da in diesen Fällen andere Therapien eingesetzt werden müssen, wird eine ausführliche neuropsychologische Diagnostik zur Abgrenzung eingesetzt. Wichtig ist besonders die Unterscheidung zwischen einem Neglect (in der Regel viele Bereiche) und reinen Gesichtsfeldausfällen. Während der Gesichtsfeldausfall, auch Hemianopsie genannt, eine reine Sehstörung ist und somit eine Störung der Wahrnehmungsfunktionen, liegt beim Neglect eine Störung der Aufmerksamkeit vor. Und dies, wie bereits beschrieben, nicht nur für visuelle Reize sondern auch für andere Sinneswahrnehmungen. (Für weitere Informationen siehe auch Kapitel Gesichtsfeldausfälle)

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