Neurophilosophie - Eine Einführung
Die Neurophilosophie als jüngster Spross unter den klassischen philosophischen Disziplinen beschäftigt sich mit den Problemen des Gehirns. Während erste Spuren bereits in der Antike auszumachen sind, taucht die Bezeichnung "Neurophilosophy" zuerst im anglo-amerikanischen Schrifttum auf. Dabei geht sie über die Themen der analytischen Philosophie des Geistes hinaus, indem sie die klassische Leib-Seele-Debatte als Gehirn-Geist-Problem unmittelbar auf das materielle Korrelat des Gehirns bezieht. Hierbei finden viele traditionelle Aspekte aus Naturphilosophie, Ethik, Sprach- und Moralphilosophie, die aus ihrer jeweiligen Perspektive einen Beitrag zur anthropologischen Beurteilung des Menschen leisteten, Berücksichtigung.
Die enormen Fortschritte innerhalb von Neurowissenschaften, Medizin, Biochemie, Informatik und Biopsychologie auf dem Gebiet der empirischen Gehirnforschung machen eine Bewertung im Hinblick auf ihre philosophische und gesellschaftliche Interpretation unerlässlich. Verantwortlichkeit, personale Würde, Willensfreiheit oder die Problematik des Hirntodes werden hiervon berührt und sind Gegenstand kontroverser Auseinandersetzungen. Sowohl moralische Implikationen sozialen Handelns als auch unser historisch gewachsenes Menschenbild stehen hierbei auf dem Prüfstand und müssen sich neuen, auf empirischen Forschungsergebnissen basierenden Modellen stellen.
Dies ist nur in einem integrativen Ansatz zu leisten, der nicht zuletzt, um der Komplexität des Gegenstandes in allen Breichen gerecht zu werden, die Philosophie miteinbeziehen muss. Er verweist zudem auf die Notwendigkeit interdisziplinärer Kooperation, welche zwischen den Natur- und Geisteswissenschaften eher die Ausnahme als die Regel darstellt. Gerade in diesem Sinne erscheint der hier gestartete Versuch als einzigartige Gelegenheit.
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