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Ruhr-Universität Bochum
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Artikel im rubin - Frühjahr 2014:
Die Geheimnisse eines Geheimdienstes. RUB-Historiker untersuchen NS-Bezüge früherer Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz.

Das Forschungsprojekt

"Die Organisationsgeschichte des Bundesamtes für Verfassungsschutz 1950-1975, unter besonderer Berücksichtigung der NS-Bezüge früherer Mitarbeiter in der Gründungsphase"

Die historische Aufarbeitung der Frühgeschichte des BfV soll wichtige Erkenntnisse darüber liefern, wie mit der NS-Vergangenheit von Mitarbeitern in zentralen Institutionen der demokratischen Bundesrepublik umgegangen worden ist. Die Erkenntnisse des Projekts werden der Nachkriegsgeschichte Deutschlands ein fehlendes Kapitel hinzufügen. Im Zentrum soll die Untersuchung der NS-Bezüge der Mitarbeiter des BfV in der Gründungsphase von 1950-1975 stehen. Sie wird eingebettet in eine Organisationsgeschichte des Bundesamtes.

Projektplan und Förderung

Eine seriöse wissenschaftliche Aufarbeitung der Geschichte des BfV hat es bisher nicht gegeben. Das liegt vor allem daran, dass die Bundesrepublik bis vor einigen Jahren sehr zögerlich mit der Öffnung der Archive ihrer Geheimdienste umgegangen ist. So ist das Forschungsvorhaben erst im November 2010 vom Bundesinnenministerium öffentlich ausgeschrieben worden.
Das Forschungsprojekt begann am 1. November 2011 und endet nach drei Jahren. Dann sollen die wissenschaftlich belastbare Ergebnisse in einer Buchpublikation veröffentlich werden. Die Rechte daran liegen allein bei Prof. Goschler und Prof. Wala. Es handelt sich demnach nicht um eine Auftragsarbeit, sondern umunabhängige Forschung nach Zuwendungsrecht. Das BfV hat keinerlei Einfluss auf die Ergebnisse. Nach Abschluss der Forschungsarbeiten werden die benutzten Aktenbestände an das Bundesarchiv übergeben und stehen dann auch anderen Wissenschaftlern zu Verfügung.

Fragestellung und Herangehensweise

Ausgehend von der Fragestellung welche Ursachen und Folgen es hatte, dass der Aufbau einer Organisation zur Sicherung der Demokratie zum Teil unter Heranziehung von Personal durchge-führt wurde, das selbst eine antidemokratische Vita aufwies, soll die Frühgeschichte des BfV systematisch untersucht werden:
Es geht darum herauszufinden, welchen tatsächliche Einfluss Mitarbeiter mit NS-Bezug im Bun-desamt gehabt haben – auf seinen organisatorischen Aufbau, seine Organisationskultur sowie seine praktische Tätigkeit. Es wird also nicht die allgemeine Behördengeschichte des BfV in den Mittelpunkt gestellt, diese soll in erster Linie als Kontext für die Untersuchung des Umgangs mit Personal mit biografischem NS-Bezug dienen, und es soll auch nicht einfach nur die Anzahl der Mitarbeiter erhoben werden, die Mitglieder der NSDAP, des SD, der Gestapo etc. waren.
Es soll vielmehr untersucht werden, wie der diffuse Begriff „NS-Bezug“ im Bundesamt selbst im Laufe der Zeit immer wieder neu konstruiert worden ist und wie dies in der Öffentlichkeit und Politik wahrgenommen worden ist, sowohl in Deutschland als auch im britischen und amerikanischen Ausland. Außerdem soll erforscht werden, welche Wechselwirkungen des gesellschaftlichen und politischen Diskurses jenseits von Skandalisierungen auszumachen sind.

Quellengrundlage

Die Aufarbeitung der Geschichte eines bundesdeutschen Nachrichtendienstes, dessen Arbeit überwiegend im Geheimen stattfindet, stößt auf Quellenprobleme, die durch den unbe-schränkten Zugang zu den Archiven des BfV teilweise geheilt werden können. Als Quellen sollen unter anderem die noch vorhandenen Personalakten des BfV, Geschäftsverteilungspläne, Organisationspläne, etc. dienen. Darüber hinaus sollen Informationen über Mitarbeiter des BfV gesammelt werden, die an andere Stellen, Behörden und Nachrichtendienste abgegeben wurden sowie die Beziehungen zu befreundeten Diensten mit in die Untersuchung einbezogen werden.