Das Forschungskolloquium "Das Eine und das Ganze" untersucht die Konstruktion von Nationen- und Personenbildern nach der (Neu-)Gründung von Staaten in Europa im 19. und 20. Jahrhundert. Dabei wird einmal der Zusammenhang von Nation und Krieg in den Mittelpunkt gestellt. Die durch "Blut und Eisen" herbeigeführte deutsche Reichsgründung von 1871 ist eines der Beispiel für die katalytische und zugleich kristallisierende Wirkung eines Krieges auf die Nationsbildung. Ex-Jugoslawien bietet eine aktuelle Vergleichs- und Kontrastmöglichkeit. Zweiter thematischer Schwerpunkt ist die Konstruktion von (nationalen) Typisierungen von Personen. Solche Typenbildungen und Stereotypen erfolgen sowohl in der modernen Massenkommunikation als auch in der Politik, aber auch wissenschaftliche Zugriffe kommen ohne die Generalisierung von Persönlichkeitsmerkmalen nicht immer aus. Beide Konstruktionsprozesse - so eine leitende Annahme des Kolloquiums - stehen immer in einem wechselseitigen Verhältnis. Nationen- und Personenbilder schaffen Inklusionen und Exklusionen immer auch des Einen und des Ganzen.

Mit dem Forschungskolloquium greift die AG "Konstruktionen" des Zweiten Turnus des Promotionskollegs Ost-West das Arbeitsmodell der Abendkolloquien wieder auf und führt es eigenständig weiter. Alle Interessenten, und besonders natürlich alle Teilnehmerinnen und Teilnehmer des laufenden Kollegmonats sind herzlich eingeladen zu den Vorträgen und Diskussionen.

Programm

18. März 2005

15.00 Uhr s.t.

Professor Dr. Dr. h.c. Paul Gerhard Klussmann / Dr. Frank Hoffmann

Begrüßung und Eröffnung

Juliette Wedl, Dipl.-Soziologin (Potsdam)

Einleitung und Moderation

Stefan Dyroff, Dipl.-Kulturwissenschaftler (Frankfurt an der Oder)

Kann ein preußischer Pole den Sedanstag feiern?

Die Erinnerung an die Einigungskriege als Kristallisationspunkt der Nationsbildung in der Provinz Posen

Diskussion

Kaffeepause

Agnieszka Pufelska, Dipl.-Kulturwissenschaftlerin (Frankfurt an der Oder)

Das (Feind)Bild von der "Judäo-Kommune" in der polnischen Zwischenkriegszeit

Diskussion

Marina Nikolaeva M.A., Dipl.-Philologin (St. Petersburg)

Der sowjetische kulturelle Typ des "Intellektuellen" und seine Dynamik in der Zwischenkriegszeit

Diskussion

21. März 2005

10.00 Uhr s.t.

Stefan Dyroff, Dipl.-Kulturwissenschaftler (Frankfurt an der Oder)

Moderation

Regina Stein, Dipl.-Museologin (Berlin)

Seefahrt, Nation und Krieg -

Die Konzeption des Museums für Meereskunde in Berlin 1906 bis 1945

Diskussion

Drs. Siebo M. H. Janssen M.A. (Groningen)

Mythen und nation building im ehemaligen Jugoslawien

Diskussion

Kaffeepause

Magdalena Parus-Jaskulowska M.A., Dipl.-Kulturwissenschaftlerin (Wroclaw)

Moderation

Dr. Frank Hoffmann (Bochum)

"Als Menschen halb verdächtigt, halb geduldet" - wie sich die junge Bundesrepublik im Bild des "SBZ-Flüchtlings" begegnete und davor erschreckte

Juliette Wedl, Dipl.-Soziologin (Potsdam)

"Ossi" - "Wessi"

Grenzziehungen in der deutschen Einheit

Diskussion und Abschlußrunde