Ein Führer durch das 
Studium der Ethik                                                               

 

   

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           Examensvorbereitung im Fach Ethik                Exzerpieren, Zitieren, Abfassen eines Essays

   


Vorwort


Dieser Studienführer ist ein Papier zur Beratung in Studien- und Prüfungsfragen. Während einige Abschnitte (v.a. zu Prüfungsfragen) auf das Fach der Ethik zugeschnitten sind, können andere Abschnitte auch zum Studium anderer Disziplinen herangezogen werden. Dieser Führer wurde zuerst von Heinz Eduard Tödt 1973 in Heidelberg konzipiert und seitemd immer wieder modifiziert, aktualisiert und ergänzt.Eine letzte Korrektur erfolgte im April 2018. Literaturhinweise wurden hinzugefügt.


Dieser Führer wird zur Zeit bearbeitet - vor allem im Blick auf die genannte Literatur. 

 


A. Gesichtspunkte zum Studium der Ethik im Verlaufe eines theologischen Studiums

In den Studienplänen vieler Studenten spielt die Ethik nur eine untergeordnete Rolle. Das ist bedauerlich, weil

·         die Themen der Religionslehrer/innen (v.a. in den Oberstufen) vorwiegend ethisch bestimmt sind und weil die

·         Pfarrer/innen in ihrer beruflichen Praxis täglich vor Entscheidungen stehen.

Das Studium sollte eigentlich als Chance aufgefasst werden, Aspekte der späteren beruflichen Praxis mit der notwendigen wissenschaftlichen Distanz vorwegzunehmen. Enzyklopädien kann man im Beruf immer wieder zu Rate ziehen, um Wissensdaten zu sammeln; aber die reflektierte methodische Einübung in den Umgang mit Problemen, in die Konsultation von Humanwissenschaften und die lebenspraktische Umsetzung von theologischen Aussagen lässt sich kaum in der beruflichen Praxis nachholen. Weil Ethik die zuletzt genannten Lernziele festhält, sollte sie einen größeren Stellenwert als bisher im Studium erhalten.
 

 

1. Bedürfnisse und Motive der Studentinnen und Studenten

Es ist kaum möglich, Lehrveranstaltungen der Ethik auf alle Bedürfnisse und Motive von Studierenden auszurichten. Die offensichtlichen Bedürfnisse und Motive wandeln sich sehr schnell. Einer studentischen Generation, die mit humanistischem Engagement ihr Studium beginnt und nur mühsam Themen des Glaubens aufnimmt, folgt schnell eine Generation, die schon zu wissen meint, was sie in der beruflichen Praxis will. Manchen erscheint dann das Studium lediglich als vorgeschriebener Weg zu einem Ziel, das von den Studieninhalten kaum noch berührt wird. Eine Krise der Ethik folgt häufig aus einem naiven und oft beklagten Moralismus.

Trotzdem lassen sich einige generelle Hinweise geben:

• Die Anfangssemester im Studium der Theologie als alleinigen Faches dienen neben dem Spracherwerb, der Oberprüfung der eigenen Motivation und dem Erwerb elementarer wissenschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten.
Motivationen lassen sich u.a. in der Arbeit an bestimmten praxisbezogenen Problemfeldern prüfen, z.B. in einem Grundkurs, der einem kirchlichen Handlungsfeld gewidmet ist (etwa: Die Verantwortung der Kirche für Migranten/innen oder angesichts der Bioethik). Zum Erwerb elementarer wissenschaftlicher Kenntnisse und Fähigkeiten gehört heute nicht nur historisch-geisteswissenschaftliches Wissen, sondern Einübung in den Umgang mit den sog. Humanwissenschaften. Deswegen empfiehlt sich die Teilnahme an einer disziplinenüberschreitenden Veranstaltung für Anfänger.
• In den mittleren Semestern erfolgt eine Orientierung auf Studienschwerpunkte. Die Proseminare sind in aller Regel absolviert, methodische Grundkenntnisse erworben. Nun intensivieren sich Überlegungen, wie die Qualifikationen für das Examen erworben werden können, was die Praxisbedeutung des theologischen Studiums sei und wie man ein Basiswissen in den Humanwissenschaften erwerben könne. Einige landeskirchliche Studien- und Prüfungsordnungen schreiben sogar das Belegen von vier Stunden humanwissenschaftlicher Lehrveranstaltungen vor.
 • Im Bachelorstudium hat die Ethik bereits während der ersten Semester einen wichtigeren Platz als im theologischen Vollstudium. Das ist zu begrüßen, auch wenn es zunächst nur um einführendes Wissen und Urteilen geht.

Neben der praktischen Theologie befasst sich die Ethik, vor allem unter dem Etikett ‘Sozialethik’ intensiv mit der Verbindung von Theologie und Humanwissenschaften. Die Orientierungsfragen der mittleren Semester sind u.a. gut in Überblicksveranstaltungen der Ethik aufgehoben.
In der zweiten Studienphase nach der Zwischenprüfung oder in der Masterphase wird sich der Student einen Studienschwerpunkt wählen und zugleich versuchen, in allen anderen Disziplinen einen soliden Ausbildungsstand zu erreichen. Der Schwerpunkt kann verschieden gelagert sein:

• Ein Studium mit philologisch-hermeneutischer Ausrichtung. In diesem Fall sollte man auf ethische Probleme in den Fächern AT, NT oder KG achten, z.B. in den neutestamentlichen Paränesen oder in den Lösungen, die für das Verhältnis von Kirche und Staat im Laufe der Kirchengeschichte gefunden wurden.
• Ein Studium, das sich systematisch-dogmatisch orientiert. In diesem Fall werden vor allem Fragen der theologischen Grundlegung der Ethik im Anschluss an dogmatische Aussagen und Aussagensysteme wichtig werden (z.B. das Thema Gesetz und Evangelium).
• Ein Studium mit ethisch - handlungswissenschaftlichem Schwerpunkt. In diesem Fall kommt neben dem Besuch von Lehrveranstaltungen in anderen Abteilungen vor allem das speziellere Angebot ethischer Lehrveranstaltungen in Frage.
• Ein Studium mit vorwiegend praktisch-theologischem und handlungswissenschaftlichem Interesse. Auch in diesem Fall wird die Wahl von Lehrveranstaltungen ähnlich wie beim vorhergehenden Schwerpunkt gelagert sein.

Wie auch immer sich das Studium orientiert - wichtig ist der Gesichtspunkt, dass Ethik nicht plötzlich einige Monate vor dem Examen angelernt wird, sondern dass sich ethische Fragestellungen auf Seiten des Studenten durch alle Disziplinen durchhalten und im Examen eine breite Grundlage bereitsteht, z.B.

·         aus dem AT die Kenntnis des Sinns der Gebote,

·         aus dem NT die Bedeutung der Paränesen oder das Verhältnis von Gerechtigkeit Gottes und Gerechtigkeit der Menschen,

·         aus der KG und der Dogmengeschichte die Entwicklung des Verhältnisses des Christentums zum Staat,

·         aus der Dogmatik Unterscheidungen wie Gesetz und Evangelium, die sog. ‚usus legis‘, die Zwei Reiche,

·         aus der praktischen Theologie die ethischen Komponenten von Beratungs- und Seelsorgesituationen usw.

(Zu Examensvorbereitungen siehe unten gesonderte Hinweise!).

 

2. Erwartungen an den Dozenten

Die Erwartungen an Dozentinnen oder Dozenten verändern sich in letzter Zeit sehr schnell. [Anmerkung: Die semantisch weiblichen Formen werden bei der ersten Nennung aus psychologischen Gründen eigens aufgeführt, aber im weiteren Text wird dem lateinischen Ursprung von 'docens' und 'studens' Rechnung getragen; diese Partizipien sind semantisch sowohl weiblich wie auch männlich.] Vor längerer Zeit sollten die Dozenten eher der Berater studentischer Eigentätigkeit sein, dann erwartete man oft, dass sie das Katheder auch als Kanzel betrachten, heute sollen sie die Lehre der Oberstufe des Gymnasiums fortsetzen. Sich durchhaltende Erwartungen scheinen zu sein:.

2.1 Ihre Lehrveranstaltungen sollen dem wissenschaftlichen Standard des Fachs genügen. Oft hat dieser aber wenig Bezug zur späteren Berufspraxis der Studentinnen oder Studenten, sondern wird durch den Wissenschaftsbetrieb selbst gesetzt (Veröffentlichungen, Kampf um Lebenszeitstellen an der Universität usw.).

Jede Studentin und jeder Student kann billigerweise erwarten, dass Gesetze und Regeln des wissenschaftlichen Standards einer Disziplin nicht über ihren Kopf hinweg verhandelt werden. Am besten werden die Dozenten durch Zwischenfragen darauf aufmerksam gemacht. Eigentliche Forschungsprobleme gehören in Oberseminare.

2.2 Ihre Lehrveranstaltungen sollen den verschiedenen Gruppen der Studenten und den sehr unterschiedlichen Begabungsrichtungen genügen. Schwierig wird es, wenn aktiv und rezeptiv Lernende gegeneinanderstehen.

In diesem Fall wird die Toleranz der Teilnehmer untereinander herausgefordert. Die aktiven Teilnehmer werden die rezeptiven Kommiliton/inn/en behutsam zu dialogischem Lernen ermuntern, während die eher passiven, rezeptiven Studenten so viel lernen müssen, dass eine eigene Motivation und eine eigene Fragestellung wie deren Diskussion die eigenen Lernprozesse fördert.

2.3 Ihre Lehrveranstaltungen sollen zum Lernen und Nachdenken motivieren. Teils wird erwartet, dass sie Einblicke in die eigene wissenschaftliche Arbeit der Dozenten (Forschung) gewähren und doch zugleich Fragen offen lassen. Teils erwartet man — in Entsprechung zum Standort der Hörer - die Vertretung bekenntnishafter Überzeugungen.

Hierzu ist zu sagen: Im Studium soll - auch wenn dies anfangs unbequem erscheinen mag - kritische Distanz zu liebgewordenen Meinungen und Einstellungen erlernt werden. Deswegen ist es nicht gut, dass man nur Dozenten aufsucht, die schon immer das sagen, was man auch bestätigt haben wollte. Eine innere Auseinandersetzung kommt dann nicht in Gang. Der Glaube kann sich nicht in der Sicherheit der eigenen Gedankensysteme ausdrücken, sondern als Gewissheit, die sich auch im Erlernen neuer Gedanken und Einstellungen durchhält.

2.4 Ihre Lehrveranstaltungen sollen Wissen für die spätere Berufspraxis vermitteln. Einerseits erwartet man, dass dieses Wissen unmittelbar anzuwenden ist, andererseits, dass es der herrschenden Praxis gegenüber kritisch ist.

Dazu ist zu sagen: Unmittelbar praxisrelevantes Wissen sollten Studenten nicht überall suchen. Eine gute Berufspraxis setzt u.a. Urteilsvermögen, Beobachtung des alltäglichen Lebens, Selbstbeobachtung, Selbstkritik und eine Konzeption von Sinn- bzw. Zielvorstellungen für das eigene Tun voraus. Kriterien für eine gute Lehrveranstaltung könnten daher in folgenden Fragen liegen: Was hilft mir, das Handeln der Kirche zu verstehen, in der ich einst arbeiten werde; was hilft mir, meine Aufgaben und Möglichkeiten in ihr zu erkennen, mir mein eigenes Verhalten zu deuten und so frei zu werden, dass ich mich selbst annehmen und zugleich Kritik an mir üben kann?

Manche dieser Gesichtspunkte lassen sich in Vorlesungen und anderen großen Lehrveranstaltungen kaum zur Geltung bringen. Bevorzugen Sie deshalb kleine Seminare und nützen Sie den persönlichen Kontakt zu Dozenten. Eine Arbeit, die Sie schreiben, kann oft eine Gesprächsgrundlage sein. Defizite des Lehrbetriebs lassen sich am besten in der Arbeit studentischer Gruppen auffangen.

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B. Tipps zur Literatursuche

 

 

 

Zum Anschauen bitte hier anklicken.

 

 

Hier auch Hinweise, wie man Informationen zu Sachthemen findet.

 

 

 

 

Zum Anschauen bitte hier und hier anklicken.

 


 Wichtige einführende Literatur zum Studium der Ethik

 
Weitere Literatur im ausführlichen Literaturverzeichnis!


Anzenbacher, Arno: Einführung in die Ethik, Düsseldorf 1992.

(Eine didaktisch ausgezeichnete Lernhilfe, die insbesondere in die klassischen Texte von Platon, Aristoteles, Thomas und Kant problemorientiert einführt, aber auch wichtige Gegenwartsströmungen der philosophischen Ethik darstellt; mit vielen Skizzen!)


Fischer, Johannes: Theologische Ethik. Grundwissen und  Orientierung, Stuttgart/Berlin/ Köln 2002.


Frankena, William K.: Analytische Ethik. Eine Einführung. 5. Aufl. München 1994.


Frey, Christofer: Wege zu einer evangelischen Ethik. Eine Grundlegung, Gütersloh 2014.

 

Frey, Christofer / Dabrock, Peter / Knauf, Stephanie: Repetitorium der Ethik für Studierende der Theologie, Waltrop 31997.

Das Repetitorium bündelt vor dem Hintergrund vorhandener Kenntnisse den für das Examen notwendigen Wissensstoff und hilft so den Kandidatinnen und Kandidaten, Wichtiges von weniger Wichtigem zu unterscheiden, damit sie Begriffe, Methoden und Kriterien für theologisch-ethische Urteilsfragen sicherer verwenden können. Unterstützt wird diese Konzeption durch zahlreiche Übersichten und ein arbeitsfreundliches Layout.)


Härle, Wilfried: Ethik. Berlin/New York 2011.


Höffe, Otfried (Hg.): Lexikon der Ethik, München 51997.

(Wichtige Kurzartikel zu allen entscheidenden ethischen Begriffen, hersausgegeben unter der Leitung eines gegenwärtig führenden Sozialethikers.)


Honecker, Martin: Einführung in die Theologische Ethik, Berlin/New York 1990.


Huber, Wolfgang: Ethik. Die Grundfragen unseres Lebens von der Geburt bis zum Tod. München 2013.


Lange, Dietz: Ethik in evangelischer Perspektive. Grundfragen christlicher Lebenspraxis, Göttingen 1992.


Lienemann, Wolfgang: Grundinformation theologische Ethik, Göttingen 2008.


Pieper, Annemarie: Ethik und Moral. Eine Einführung in die praktische Philosophie, München 21993.

(Eine nicht so tiefgehende, dafür aber ein breites Spektrum in Fragen der Ethik und Moral [Wissenschaftsstatus; Verhältnis zu anderen Wissenschaften; Grundfragen, -typen, -formen; Ziele und Grenzen ethischer und moralischer Argumentation] abdeckende Einführung.)


Rendtorff, Trutz: Ethik. Grundelemente, Methodologie und Konkretionen einer ethischen Theologie. Bd. I, Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1980.

 

Tödt, Heinz Eduard: Perspektiven theologischer Ethik, München 1988.



 


 


 

 

 

Hier ein Link zu weiterer Literatur mit Tipps, wo man bei der Einarbeitung in bestimmte Epochen / Themenfelder einsetzen kann

1. Lexika

2. Einführungen

3. Grundrisse

4. Geschichte der Ethik

5. Biblische Ethik

6. Ethik der alten und mittelalterlichen Kirche

7. Ethik der Reformation und der protestantischen Orthodoxie

8. Wichtige Entwürfe des 19. Jahrhunderts

9. Wichtige Entwürfe des 20. Jahrhunderts.

10. Philosophische Ethik

11. Ethik unter dem Einfluss der Psychoanalyse, der Ethologie und der Sozialwissenschaften

12. Zeitschriften

13. Denkschriften

 

 


Hinweise zur Benutzung der Bibliothek der Ev.-Theol. Fakultät, insbesondere des Bereichs Ethik (an der Ruhr-Universität Bochum):

1. Die Bibiliothek der Ev.-Theol. Fakultät ist eine Präsenzbibliothek.

Ein Buchausleihe ist nur in Form von Nacht- und Wochenendausleihe möglich. Für längere Ausleihfristen ist auf die theologische Abteilung der Universitätsbibliothek zurückzugreifen (s.u.).

2. Die Bibliothek der Abt. für Evangelische Theologie gliedert sich wie folgt:

A Allgemeines
 AT Altes Testament
 NT Neues Testament
 KG Kirchengeschichte
D Dogmatik
 E Ethik
P Praktische Theologie

Ö Ökumene
JU Judaica
 F Philosophie
 R Religionsgeschichte
 H Hellenismus
Z Zeitschriften

 


3. Am Eingang der Seminarbibliothek befindet sich der Gesamtkatalog (für die Bücher und Zeitschriften des ökumenischen Instituts gibt es einen besonderen Katalog auf GA 7!). Er gliedert sich in den alphabetischen Verfasser- und den Standortkatalog. Der Schlagwortkatalog ist leider nicht vollständig. (Findet sich ein Titel weder im Gesamtkatalog, noch beim ökumenischen Institut, so empfiehlt sich ein Gang zur Universitätsbibliothek bzw. zum dortigen zentralen Institutskatalog. Bücher zum selben Themenbereich befinden sich häufig in verschiedenen Instituten, insbesondere in den Abteilungen für katholische Theologie und Philosophie. N.B.: der zentrale Institutskatalog enthält keine Hinweise auf die Bestände der Universitätsbibliothek. Zeitschriftenaufsätze werden in den zentralen Katalogen nicht nachgewiesen.)
4. Weiter finden sich beim Gesamtkatalog:
Ein Verzeichnis der Neuerwerbungen (theologischer) Bücher der Universitätsbibliothek.
5. Das Bochumer Zeitschriftenverzeichnis (Verzeichnis aller im Bereich der Universität Bochum vorhandenen Zeitschriften).
6. Ein Verzeichnis der in der Abt. Ev. Theologie gehaltenen Zeitschriften in Heftform.
Außerdem ist dort ein Regal für die Neuanschaffungen.
Hefte des laufenden Jahrgangs der wichtigsten Zeitschriften liegen zur Einsicht auf.
7. Ist das gesuchte Buch im theologischen Seminar nicht vorhanden oder soll es für einen längeren Zeitraum ausgeliehen werden, so wende man sich an die Universitätsbibliothek.
(Bei der Auskunft der UB ist es möglich, Einsicht in den ausführlichen Bibliotheksführer der RUB zu nehmen. Außerdem werden jeweils zum Semesterbeginn Führungen angeboten.)
8. Internetrecherche ist für die Seminarsbibliothek für Bücher neueren Datums möglich, da die EDV-Erfassung der Bestände viel Zeit in Anspruch nimmt. Die Universitätsbibliothek ist vollständig über das Internet abrufbar.

Im Folgenden findet sich eine Übersicht über den Aufbau der Bibliothek der Sektion Ethik:

 

Der systematische Standortkatalog ETHIK (Bochum)

E 1  Allgemeines

E 1 A Nachschlagewerke
E 1 B Zeitschriften
E 1 C Schriftenreihen
E 1 D Festschriften und Sammelbände von mehreren Verfassern
E 1 E Aufsatz- und Sammelwerke
E 1 F Quellen zur Ethik
E 1 G Bibliographie zur Ethik
 

E II   Gesamtdarstellungen und Geschichte der Ethik

E II A Gesamtdarstellungen
E II B Grundrisse, Leitfäden, Kompendien
E II C Grundprobleme und Grundfragen der Ethik
E II D Geschichte der Ethik
E II E Untersuchungen über die Ethik einzelner Verfasser
E II F Allgemeine Monographien zur Ethik
E II G Römisch - katholische Ethik
E II H Neue Moral

E III  Der Mensch in den Ordnungen seines Seins (Individualethik)

E III A Anthropologie
E III B Leben und Leib
 Ba Gesundheit und Krankheit (medizinische Ethik)
 Bb Selbstmord
 Bc Euthanasie
 Bd Schwangerschaftsabbruch
 Be Bevölkerungsprobleme
 Bf Künstliche Insemination
 Bg Geburtenkontrolle
 Bh Eugenik/Genetik
 
E III C  Personalethik

E IV  Sozialethik
 
E IV  A Prinzipienlehre
 Aa Gesamtdarstellungen
 Ab Grundfragen der Sozialethik
 Ac Zwei-Reiche-Lehre, Christokratie, Lehre von den Ordnungen
 Ad Sozialenzykliken etc.
 Ae Christliche Existenz in der heutigen Welt
 
E IV B Familie und Sexualität
 Ba Familie(npolitik)
 Bb Ehe
 Bc Jugend- und Generationsprobleme/Kindheit
 Bd Frau und Mann
 Be Geriatrie
 Bf Sexualität
 
E IV C Berufswelt
 Ca Arbeit und Beruf
 Cb Arbeiter
 Cc Angestellte
 Cd Handwerker
 Ce Freie Berufe
 Cf Manager
 Cg Soldaten
 
 

 

E IV D Soziale Frage
 Da Unternehmer
 Db Gewerkschaften
 Dc Einzelfragen (Lohn, Streik, Eigentum, Bildung, Mitbestimmung)
 Dd Sozialpolitik
 De Allgemeine Monographien zur Sozialen Frage
 Df Sozialgeschichte
 Dg Wirtschaft und Politik
 
E IV E Technik und Industrie
 Ea Technik
 Eb Automaten
 Ec Industrie- und Betriebssoziologie
 Ed Verkehr
 Ee Raumordnung
 Ef Mensch und Technik
 Eg Umweltprobleme

E IV F Wirtschaft
 Fa Wirtschaftsgeschichte
 Fb Wirtschaftswissenschaft
 Fc Wirtschaftsethik

E IV G Staat und Politik
 Ga Politische Wissenschaften
 Gb Staatslehre
 Gc Demokratie, Diktatur
 Gd Parteien, Interessenverbände
 Ge Überstaatliche Organisationen
 Gf Auslandskunde, Entwicklungspolitik
 Gy Volk und Heimat, Rassenprobleme
 Gh Krieg und Frieden
 Gi Staat und Kirche
 Gk Ethik des Politischen
 Gl Theologie der Revolution

E IV  H Ideologien
 Ha Liberalismus
 Hb Sozialismus
 Hc Kommunismus
 Hd Nationalsozialismus
 He Allgemeine Monographien zur Ideologie
 Hf Ideengeschichte
 Hg Kulturgeschichte

  
E IV I Recht
 Ia Rechtsquellen
 Ib Rechtsphilosophie und -soziologie / Menschenrechte
 Ic Rechtsethik
 Id Naturrecht
 le Strafrecht (Todesstrafe)
 If Kriminalität und Asozialität
 
E IV K Konsumsphäre
 Ka Markt- und Meinungsforschung
 Kb Werbung
 Kc Verbraucherhaltung
 Kd Freizeit und Vereine
 
E IV L
 La Politische Geschichte, Sozialgeschichte
 Lb Wirtschaftsgeschichte
 Lc Strukturpolitik
 Ld Kirche im Ruhrgebiet

E V  Soziologie und Sozialphilosophie

 A Methodik und Konstitution
 B Lehrbücher
 C Zeitanalyse und Kulturkritik
 D Kultursoziologie
 E Gruppensoziologie
 F Wissenssoziologie
 G Normenfrage
 H Institutionen und Organisationen
 1 Elite und Masse, Klassenproblematik
 K Zukunftsaspekte der Gesellschaft
 L Ländliche und städtische Lebensgemeinschaft
 M Kybernetik
 N Systemanalyse, Systemsoziologie
 0 Religionssoziologie
 P Handlungstheorie
 Q Alltagswissen und Interaktion

 
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C. VORSCHLÄGE ZUM LESEN VON BÜCHERN

 

1. Das Lesen von Aufsätzen und Büchern

1.1 Viele haben Mühe, sich zu konzentrieren und in der zur Verfügung stehenden Zeit einem Buche die notwendigen Informationen zu entnehmen.

In diesem Fall hilft z.B.:

Zielsicher und schnell lesen (Taschenbuch)
von Belen M. Mündemann
  • Verlag: Deutscher Wirtschaftsdienst (November 2002)
  • ISBN-10: 3871565059
  • ISBN-13: 978-3871565052
  • Von diesem und ähnlichen Büchern sind allerdings keine Wunder zu erwarten. Denn sie nehmen einem das Verstehen und die Entscheidung darüber, was man aus Aufsätzen und Büchern gewinnen will, nicht ab. Sie zeigen lediglich rationellere Methoden der Lese- und Lerntechnik. Deshalb gilt es, der eigenen Intelligenz zu vertrauen.

    1.2 Nur in seltenen Fällen (etwa bei Standardwerken für Examina usw.) empfiehlt sich die Lektüre von Seite zu Seite. Wenn man ein Buch so gründlich bearbeiten will, lohnt sich meistens der Kauf, damit man es mit Unterstreichungen und Bemerkungen verzieren kann.

    Zunächst lege man sich dann ein System der Unterstreichungen fest - aber nicht für die Bücher aus bibliotheken, die leider oft entstellt sind (z.B.: Schlüsselwörter und Hauptthesen des Verfassers: rot, von ihm kritisierte Positionen: grün, weniger Wichtiges: blau oder schwarz oder ähnlich). Das hat den Vorteil, dass man das Buch vor dem Examen in die Hand nehmen und

    a.       die roten Stellen durchmustern kann, um sich an die tragenden Thesen des Verfassers wieder zu erinnern,

    b.      die grünen Stellen durchmustern kann, um zu erfahren, mit welchen Positionen er sich auseinandergesetzt hat usw.

    Alte Bücher aus dem 16.—18. Jh. haben die schöne Eigenart, dass sie auf einem breiten Rand zu jedem Absatz einen Satz der Inhaltsangabe geben (Marginalspalte). Das empfiehlt sich zur Nachahmung. Hat man ein Kapitel bewältigt, so empfiehlt es sich, mit dem Bleistift am Rand an der Seite des Exzerpts oder unten solche Hinweise anzubringen. Dadurch prägt sich der Inhalt besser ein und lassen sich bestimmte Gedankengänge leichter wiederfinden. Auch braucht man dann ein Buch beim zweiten Mal nicht mehr ganz zu lesen. Exzerpte fördern das Verstehen, Kopien aber meist nicht.

    1.3 Routine im Lesen von Büchern erwirbt man in der Regel erst im Lauf des Studiums. Wer erste Erfahrungen mit Fachbüchern machen will, sich aber noch nicht auf ein bestimmtes Lesepensum festlegen will, sollte sich im Zusammenhang eines bestimmten Themas (etwa in einem Proseminar) von einem Dozenten beraten lassen. Stehen Thema und Lektüre fest, kann die Arbeit etwa so vor sich gehen:

    a.       Man legt Papier neben sich und stellt das Buch am besten in einen Leseständer.

    b.      Dann formuliert man mit eigenen Worten Fragestellung und Erwartung an das Buch, liest die Einleitung oder die ersten Abschnitte so weit, bis die Verfasserin  oder der Verfasser ihre bzw. seine  Hypothese oder Absicht formuliert.

    c.       Beides sollte man dann schriftlich noch einmal mit eigenen Worten niederlegen.

    d.      Im weiteren Verlauf arbeitet man dann alle Teile des Buches, die für die Hypothese oder die Absicht des Verfassers wichtig sind, gründlich durch (Unterstreichungen, Stichwörter am Seitenrand). Jedes Kapitel oder jeden größeren Abschnitt sieht man dann noch einmal durch, um sich eine knappe, übersichtliche Skizze mit eigenen Worten zu Papier zu bringen. Dass dieses Exzerpt übersichtlich sein muss, versteht sich von selbst.

    e.       Zentrale Stichwörter sollten herausgehoben werden.

    f.        Hat man die Lektüre beendet und sich dabei gründlich Notizen verschafft, sollte man die Notizen überprüfen. Lassen sie einen kontinuierlichen Gedankengang erkennen, oder fehlt ein Argument? Dann muss an der betreffenden Stelle im Buch geprüft werden, ob das am Verfasser oder am Leser liegt. Die Notizen werden nun folgenden Aufbau haben:

    A. Fragestellung oder Erwartung des Lesers,

    B. Hypothese oder Absicht des Verfassers,

    C. Gerüst des Inhalts (hervorgehobene Stichwörter, Zitate mit Seitenangabe). Dem fügt man nun

    D die eigene Stellungnahme oder Kritik an: hat der Verfasser seine Hypothese eingelöst, sieht der Leser seine Fragestellung befriedigt? Welche Kritik wäre anzufügen?

     

    Studenten im Examen oder Dozenten können dieses Verfahren allerdings nur selten befolgen. Sie greifen auf die abkürzenden Verfahren, die in 1.5 - 1.7 beschrieben werden, zurück.
     

    1.4 Für Monographien und Aufsätze sollte man folgende Leitfragen beachten:

    1. Wie ist der Text aufgebaut?
    2. Welche Quellen benutzt die Autorin oder der Autor  und wie benutzen  sie?
    3. Worum geht es in den einzelnen Teilen des Textes? Welche Thesen werden aufgestellt?
    Zu welchem Ergebnis kommen sie?
    4. Worum geht es in dem Text als Einheit?
    5. Wie versuchen die Autorin oder der Autor ihre Thesen zu erläutern, d.h. wie und womit argumentiert sie/er?
    a) Womit argumentiert sie/er positiv?
    b) Womit argumentiert sie/er negativ?
    6. Gibt es andere Stellungnahmen zu Teilen des Textes?
    7. Gibt es andere Stellungnahmen zum Ganzen des Textes?
    8. Welche Einwände sind gegen die Thesen des Autors zu machen?
    9. Welche Einwände sind gegen das Ganze des Textes zu machen?
    10. Welche Einwände sind gegen die Argumentation der Autorin oder des Autors zu machen?
    11. Was vernachlässigt die Autorin oder der Autor?
    12. Was streicht sie/er zu stark heraus?
     
     

    1.5 Zur Information über ein Werk empfiehlt sich die Diagonallektüre eines Buches.

    Um unnötigen Aufwand zu vermeiden,

    ·         überfliege man den Klappentext (um zu wissen, worum es in dem Buch geht) oder konsultiere eine Rezension  zum Beispiel in der 'Theologischen Literaturzeitung', deren neuere Jahrgänge digital einzusehen sind - fragen Sie die Bibliothekarin.

    ·         studiere das Inhaltsverzeichnis gründlich und überlege, ob die Folge der Kapitel schon einen einleuchtenden Gedankengang aufdämmern lässt,

    ·         greife dann zum Vorwort, um zu sehen, ob die Verfasserin oder der Verfasser sich selbst erläutert,

    ·         betrachte die Schlüsse, die die Verfasserin oder der Verfasser in seiner Zusammenfassung des Buches zieht und

    ·         notiere dann die vermutlich entscheidenden Stichworte und Gedanken.

    Mit diesen Kenntnissen kann man das Buch durchblättern und in jedem Kapitel das lesen, was in bezug auf den vermutlichen Gedankengang zentral erscheint, oder genauer einsetzen, wo man dem Gedankengang noch nicht folgen kann und die Schritte des Verfassers einzeln nachvollziehen muss. Oft stehen die entscheidenden Absätze am Anfang und am Schluss der Kapitel: am Anfang erläutert ein guter Verfasser, welcher Denkschritt nun kommt, am Schluss, welches Ergebnis seine Überlegungen hatten. Zwischen diesen Schwerpunkten sollten die Augen diagonal durch die Seiten laufen, vielleicht am Anfang jedes Absatzes ein wenig verweilen, um nach Schlüsselworten der Argumentation zu suchen. Je intensiver man mitdenkt, desto weniger Zeitaufwand erfordert diese Art informativen Lesens.

    1.6 Gefahr der Oberflächlichkeit. In manchen Fächern (vor allem der Philosophie) führt solches Informationslesen allerdings zur Oberflächlichkeit. Hat man keine Zeit für ein ganzes Buch, suche man sich lieber einen zentralen Abschnitt, durchdenke ihn Wort für Wort und blättere im Verlauf dieser intensiven Lektüre nach vorn und nach hinten, um zu sehen, welche Gedankengänge sich für den Verfasser mit seinen Wörtern verbinden (dazu auch das Sachwortregister benutzen). Diese Weise der Lektüre kann man die exemplarische Leseweise nennen.

    1.7 In den meisten Fällen - so bei Seminar- oder Examensarbeiten — ist man nicht auf den Inhalt eines gesamten Buches angewiesen. Dabei beginne man damit,

    ·         dass man sich 10 Minuten Zeit nimmt, um die Fragestellung, die man an das Buch heran trägt, zu formulieren (am besten schriftlich).

    ·         Dann verschaffe man sich einen Überblick über das Buch (s.1.5) ‚ nutze auch das Sachwortregister, und

    ·         lege dann einen Schwerpunkt der Lektüre innerhalb des Buches fest. Vom Schwerpunkt aus, der jener Fragestellung korrespondiert oder sie modifiziert, lassen sich wie in 1.6 Verbindungslinien zu anderen Teilen des Buches ziehen.

    1.8 Vom Umgang mit wissenschaftlicher Literatur (vor allem bei der Vorbereitung von Seminar- und Examensarbeiten).

    1.8.0 Zunächst lege man sich ein Muster dafür an, wie man die bibliographischen Angaben zu ordnen gedenkt. Die strengen Regeln der preußischen Bibliotheksordnung sind allenfalls dem Bibliothekaren gegenwärtig. Für die eigenen Zwecke genügt eine stabile Karteikarte, auf
    die man sich folgende Ordnung notiert (vor allem die Zeichensetzung beachten):

    (Verfasser:) Familienname, Vorname,
    (Titel:)  Sachtitel.
    (gegebenenfalls:) Untertitel,
    (unbedingt:) Herausgeber (= hg. v.   ), Auflage, Bandangabe sowie Ort und Jahr des Erscheinens
    (besser:) Ort: Verlag. Jahr
    (gegebenenfalls:) (Reihentitel. Nr.) (kann auch vor dem Ort des Erscheinens stehen).

     

    Also: bitte Zeichensetzung und Reihenfolge beachten!

    1.8.1 Wie das in Fußnoten aussehen kann, zeigen die Regeln, die die Zeitschrift 'Glaube und Lernen' ihren Verfassern vorgibt:

    - Die Vornamen von Autoren bei der ersten Nennung bitte immer ausschreiben, bei der zweiten Nennung hingegen abkürzen.

    - Bei einer Aufzählung mehrerer Titel in einer Anmerkung werden die einzelnen Titel durch Punkt und Gedankenstrich getrennt.

    - Stammt das folgende Werk vom selben Autor, bitte mit "Ders." bzw. "Dies." fortfahren.

     Beispiele (nicht aus der Ethik):

     

    Claus Westermann, Lob und Klage in den Psalmen, Göttingen 1977. - Ders., Ausgewählte Psalmen, Göttingen 1984.

      Die Auflage bitte so vermerken: x. Aufl., Ort usw. 

     

    Dietmar Rost / Joseph Machalke, Du bist bei mir. Kinder beten und fragen, 17. Aufl., Gütersloh 1984.

     

    Marielene Leist, Gebetbuch für Kinder und ihre Eltern, Freiburg / Basel / Wien 1984.

     

    Weitere Beispiele:

    Monographien (bitte Untertitel nur nennen, wenn sie für das Verständnis der Haupttitel wichtig sind!):

     

    Werner H. Schmidt, Einführung in das Alte Testament, 3. Aufl., Berlin/New York 1985, 307.

     

    Veröffentlichungen aus einer Reihe:

     

    Werner H. Schmidt, Das erste Gebot. Seine Bedeutung für das Alte Testament (TEH 165), München 1969, 40 f.

     

    Werke mit mehreren Bänden:

     

    Vgl. Gerhard Ebeling, Dogmatik des christlichen Glaubens I, Tübingen 1979, 189 f.

     

    Sammelbände:

     

    Walter Neidhart, Psychologische Aspekte der Gebetserziehung, in: Friedrich W. Bargheer / Ingeborg Röbbelen (Hg.), Gebet und Gebetserziehung, Heidelberg 1971, 82.

     

    Rolf Krenzer (Hg.), Halte zu mir heute guter Gott. Ein Gebetbuch für Kinder und für Erwachsene, die mit Kindern beten, Limburg 1983.

     

    Bei Zeitschriftenaufsätzen soll der Jahrgang, nicht die Heftnummer ange­geben werden, es sei denn, Periodica werden nicht nach Jahrgängen, sondern nach Heften gezählt.

     

    Wird ein Aufsatz als ganzer zitiert, ist der Gesamtumfang anzugeben (also nicht: Anfangsziffer und dann ff.; ff. sollte für die Angabe dreier aufeinanderfolgender Sei­ten vorbehalten bleiben).

     

    Gerhard Sauter, Die Wahrnehmung des Menschen bei Martin Luther, in: EvTh 43, 1983, 489-503, hier 498.

     

    Lexikonartikel:

     

    Hans Günter Ulrich, Art. Entfremdung II, in: TRE IX, 673-680.

     

    Mehrmaliges Anführen:

    a) Ist ein Autor nur mit einem Titel vertreten, genügt die Nennung von Namen und Seitenzahl:

    H.G. Ulrich, 13.

    b) Ist ein Autor mit mehreren Titeln vertreten, wird ein Kurztitel zur Unterscheidung eingeführt:

    H.G. Ulrich, Gebet, 14.

    c) Ist derselbe Titel wie in der unmittelbar vorangehenden Anmerkung gemeint, steht "a.a.O.":

    [ H.G. Ulrich, 13.] und dann  A.a.O. 14.

    d) Bezieht sich eine Angabe nicht nur auf denselben Titel, sondern auch auf die­selbe Seite der vorhergehenden Anmerkung, dann steht

    "Ebd.".

    e) Werden aus einem Buch oder Aufsatz mehrere Seitenzahlen hintereinander ge­nannt, so sind sie durch Punkte voneinander zu trennen:

    K. Barth, KD III/3, 299.302.324-326.

     

    1.8.2 Es empfiehlt sich, den genauen Titel nach dieser oder einer ähnlich verbindlichen Ordnung am Kopf des Exzerpts oder des Blattes, auf dem man sich etwas aus dem Buch bzw. Aufsatz notiert, aufzuzeichnen (ebenso auf einer Photokopie). Dann kann man die Exzerpte bereits alphabetisch ablegen und der Reihe nach für ein Literaturverzeichnis übernehmen.

    1.8.3 Exzerpieren oder Photokopieren? Es wird immer mehr üblich, das Exzerpieren durch Photokopieren zu ersetzen. Aber ein gutes Exzerpt bleibt unersetzlich, wenn man nicht stur abschreibt, sondern den Gedankengang systematisch gerafft darstellt.


    2 Als Beispiel für die beschriebenen Lesemethoden:

    Bonhoeffer, Dietrich,
    Ethik,
    hg. v. I. Tödt, H. E. Tödt, E. Feil und C. Green (nach den ersten beiden Namen kann auch „u.a.“ eintreten!),
    München 1992
    (DBW  6).

    2.1 Zur Gesamtlektüre dieses Buches wäre nichts zu sagen, wenn man eine Seite nach der anderen läse. Jedoch empfiehlt es sich,

    ·         zunächst das Vorwort zu überfliegen; dabei ist es wichtig zu verstehen, nach welchen systematischen Gesichtspunkten die Herausgeber das Werk in der kritischen Ausgabe neu geordnet haben (die Seitenzahlen der voraufgehenden Edition von E. Bethge sind am Kopf der Seite innen kursiv angegeben). Es finden sich mehrere Ansätze zu einer Ethik, die allesamt fragmentarisch geblieben sind. Einer erinnert an Bonhoeffers Bergpredigtauslegung in dem Buch “Nachfolge“. Wichtig ist die Verschiebung von „Christus, die Wirklichkeit und das Gute“ an den Anfang; Bonhoeffer hatte damit zu Beginn seine systematische Absicht entwickelt. 

    ·         Nach der Lektüre der Vorworte folgt das sorgfältige Studium des Inhaltsverzeichnisses. Der systematisch schon ein wenig bewanderte Leser findet darin Stichwörter, die bestimmte Fragen wachrufen, z.B. Rechtfertigung, zwei Räume, Beruf, Gebot, usus legis, Obrigkeit usw. Manch anderes aber scheint eher Bonhoeffers individuellen Einfällen zu entstammen, z.B. Todesvergötzung. - In einem fragmentarischen Werk ist es nicht ganz leicht, schnell zu erkennen, wohin die Reise geht. Sonst lässt sie sich aus des Verfassers Eingangs- oder Schlusswort erschließen. Aber soweit hat Bonhoeffer seine Ethik nicht vorangetrieben, dass er sie druckfertig gehabt und mit Einführung und Zusammenfassung versehen hätte.

    ·         Wer die Terminologie noch weitgehend unbekannt findet und sich trotzdem an eine Lektüre Seite für Seite macht, wird gut daran tun, sich ein theologisches Begriffswörterbuch daneben zu legen. Aber Begriffe darf man nicht einfach „schlucken“. Wer sich eine theoretische Definition gesucht hat, wird zugleich auch über die Lebensbedeutung des Begriffs nachdenken müssen. In diesem Fall gibt es noch eine besonders gute Einführung (neben allen möglichen Werken der Sekundärliteratur): Der frühere Herausgeber hat eine Biographie zu Bonhoeffer geschrieben, in der die Umstände der Entstehung und die wichtigsten Gedanken zusammengefasst sind ( E. Bethge: Dietrich Bonhoeffer. Theologe - Christ - Zeitgenosse. München 1983, S. 803 ff.).

    Nach diesen Vorarbeiten kann die gründliche Lektüre endgültig beginnen. Wer noch nicht im Unterstreichen oder Hervorheben geübt ist, weil er die wesentlichen Thesen des Verfassers noch nicht so schnell erkennt, sollte die größeren Abschnitte vielleicht jeweils zweimal lesen, um beim zweiten Male das Wichtige herauszuheben. Vgl. dazu auch 1.21!

    2.2 Die informative schnelle Lektüre (z.B. vor dem Examen, wenn man nicht sehr viel Zeit hat, aber dennoch Grundzüge kennenlernen möchte) lässt sich

    ·         von einer Einführung oder der hier versuchten systematischen Rekonstruktion in Gestalt einer Übersicht anleiten,

    ·         wird die systematischen Schlüsselbegriffe aufsuchen und

    ·         danach an ausgewählten Stellen den Eindruck zu vertiefen.

    Das Hauptinteresse könnte sich auf die Seiten 137ff. konzentrieren ("Die letzten und vorletzten Dinge"). Im Stichwort des 'Letzten' steckt 'Eschaton‘. Hier geht es also um das Verhältnis des Eschatons zur Zeit unseres Lebens, der Zeit Gottes zu unserer Welt. Das Letzte ist mit der Rechtfertigung verbunden. Darüber muss man nachdenken; denn in mancher theologischen Perspektive erscheint die Rechtfertigung individuell oder individualistisch verkürzt. Hier scheint sie ein Licht auf die gesamte Welt der Menschen zu werfen. Dann folgt ein weiteres überraschendes Thema: Die traditionelle Dogmatik kannte vor der Christusoffenbarung Ausführungen über eine natürliche Offenbarung; hier wird nach der doch sicher mit Christus verbundenen Rechtfertigung vom 'Natürlichen' gesprochen. In einer Zeit intensiver ökologischer Debatten wird die genaue Bedeutung des Natürlichen interessieren (es ist nach Bonhoeffer die Schöpfung unter dem Fall, mithin kein Ideal sondern der reale und realistisch zu verstehende Lebensraum des Menschen) (vgl. S. 171ff.). Das genaue Studium dieser Seiten hinterlässt dem etwas Kundigeren sicher viele Fragen. Vor allem geht es dabei um das Verhältnis des Evangeliums zum Leben in der Welt. Bonhoeffer unterscheidet, aber er trennt nicht. Wer dann das Inhaltsverzeichnis weiter studiert, stößt auf S. 48ff. auf das “Denken in zwei Räumen“. Hier scheint sich ein Anliegen des eschatologischen Ansatzes fortzusetzen. Wer Kenntnisse aus der Zwei-Reiche-Lehre hat, wird zwar nicht im Inhaltsverzeichnis, aber beim Durchblättern der Seiten unter dem Stichwort der 'Mandate' auf das Thema 'Obrigkeit' bzw. 'Staat' stoßen. (37, 383ff., 392ff.). Allerdings sind damit noch nicht alle wichtigen Aspekte zur Kenntnis genommen. Weiteres findet sich unter den Stichwörtern 'Verantwortung' und 'Struktur des verantwortlichen Lebens'.

    An dieser Stelle bietet sich ein Vergleich mit Max Weber an (vgl. Politik als Beruf, in: Gesammelte politische Schriften 2. Aufl. hrsg. v. J. Winckelmann, Tübingen 1958, v.a. S. 533 ff.). Vgl. zu diesem Abschnitt auch 1.5.1! Wer diesem Ratschlag folgt, wird mit dem genauen Lesen einiger Abschnitte auskommen, das andere aber diagonal durchfliegen können. Zwei Tage konzentrierter Mühe erbringen dann eine gute Information.

    Wer eher meditierend und exemplarisch lesen will, findet viele Abschnitte, die zunächst gar nicht von wissenschaftlichem Interesse zu sein scheinen. Wer hinter ihnen einen Ansatz theologisch-wissenschaftlicher Ethik erblickt, muss sich nämlich die Mühe machen, erst Argumente aus den geballten Sätzen herauszuziehen. Aber es gibt auch ein Verstehen, das nicht analytisch und dann synthetisch fortschreitet. Vor allem verlocken die zunächst ganz rätselhaften Aussagen über die Christuswirklichkeit zu diesem Lesen, das ebenso legitim wie die anderen Arten des Lesens ist (vgl. Ethik, S. 34ff.). Wer daran Gefallen findet, wird dann vielleicht im Register aufschlagen und weitere Stellen zu Christus suchen (z.B. S. 69ff.). Dieser Lesestil erlaubt es, an eigene Erfahrungen, vielleicht auch an Formen eigener Frömmigkeit anzuknüpfen und zu assoziieren. Vielfach kann man auf solche Art eine Barriere der Fremdheit zu einem Buch oder einem Autor überwinden und danach auch eine intensive wissenschaftliche Lektüre beginnen. Vgl. auch 1.6!

    2.4 Vielleicht will die Leserin bzw. der Leser nur eine bestimmte Frage an das Buch steilen. Er steckt vielleicht mitten in den Examensvorbereitungen oder im Schlussstadium des Formulierens seiner Seminararbeit und will sich eines Gedankens versichern oder einen Kontrast aufzeigen. Z. B. könnte es sich um eine Arbeit zum Thema der 'Ordnungen' handeln.
    Das Stichwortregister enthält viele Steilen zu diesem Begriff. Aber zugleich wird beim Studium der Stellen sichtbar, dass Bonhoeffer nicht (mehr) den neulutherischen Ordnungsbegriff verwenden will (er tat das bis in den Anfang der dreißiger Jahre, etwa bis Künneth den Begriff der Erhaltungsordnung aufnahm), sondern Mandate vorzieht (siehe Inhaltsverzeichnis!). Hier ist nun zu überlegen, was denn der Sinn dieser Umbenennung ist (mandare = beauftragen; aber wozu und durch wen?). Die Ordnungen als Mandate scheinen veränderlich, Sind sie auf den Schöpfer-, den Erhalterwillen oder gar auf Christus zu beziehen? Von den Stellen zu den Mandaten (S. 37ff., S. 383ff. — was ist der Unterschied?) her ist also rückwärts zu lesen.

    Weiter wird vermutlich Sekundärliteratur, die es zahlreich gibt, Vertiefung zu diesem Thema bringen (Was sagt der Biograph zum Wandel Bonhoeffers in dieser Hinsicht?).

     

     

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    D. Zum Exzerpieren

    Vorüberlegung: Wozu soll das Exzerpt dienen?

    0.1 Bevor sich überall Kopiergeräte anboten, war das Exzerpieren die nahezu einzige Form, den Inhalt eines Buches, eines Zeitschriftenaufsatzes o.ä. festzuhalten.

    Das Exzerpieren hat bis heute große Vorteile:
    • Wer exzerpiert, überlegt sich, was wichtigere und was weniger wichtige Gedanken sind.
    • Wer exzerpiert, versucht in seiner Niederschrift die Struktur des Gedankengangs festzuhalten (man kann sogar schematisch exzerpieren)
    • Wer exzerpiert, entwickelt oft bereits seine eigene Stellungnahme und kann sich bereits am Rand des Exzerpts Gegenthesen vermerken.
     

    0.2 Weil Exzerpte nicht den ganzen Text bieten (nur sehr wichtige Zitate sollten wörtlich notiert werden), erlauben sie eine schnelle Rekapitulation des Gedankengangs.
    • Sie erlauben, z.B. vor der Seminarsitzung die wichtigsten Gedanken des Textes schnell ins Gedächtnis zu rufen.
    • Sie erlauben, vor dem Examen zentrale Gesichtspunkte noch einmal in Erinnerung zu rufen. -
     

    1. Anlage des Exzerpts:

    1.1 Als oberster Grundsatz des Exzerpierens soll gelten: Jedes Exzerpt braucht viel Platz.

    Am besten ist es, das Blatt, auf dem das Exzerpt notiert wird, bereits in Kolumnen einzuteilen.

    ·         Eine schmale Spalte dient der Aufnahme der Seitenzahl, auf der sich der exzerpierte Gedanken befindet.

    ·         Eine etwas breitere Spalte kann den Überschriften und den persönlichen Bemerkungen des Exzerpierenden dienen.

    ·         Etwa die Hälfte des Blattes (von oben nach unten) soll dem Exzerpt selbst bereitstehen.

    ·         Am Kopf eines jeden Exzerpts muss die genaue Herkunftsangabe stehen, und zwar bereits zitierfähig. Wer vergisst, z.B. den Erscheinungsort oder das Erscheinungsjahr des von ihm benutzten Buches oder des Zeitschriftenaufsatzes zu notieren, wird hinterher mühsam die notwendigen Angaben zusammensuchen müssen.

    a) Herkunftsangabe

    b) Seitenzahl

    c) Überschrift / persönliche Bemerkungen

     

     

     

     

    d) Exzerpt

    evtl. Zusammenfassende These

    evtl. Eigene Fragen

     

    1.2 Wer ein wenig Gefühl für die Architektonik von Gedanken entwickelt, wird sein Exzerpt nicht nur aus Schönheitsgründen übersichtlich und wohlgegliedert aufbauen. Wir sind Augenmenschen; unsere Augen wollen schnell auf die Hauptgegenstände und dann erst auf die Nebengedanken gelenkt werden.

    Welche optischen Stützen sind möglich?
    • Moderne Zeitschriften stellen in den Zusammenhang eines Aufsatzes die Zentralgedanken in Kästchen ein.
    • Alte Bücher kannten die thesenartige Angabe des Hauptgedankens am Rand (vgl. die oben empfohlene etwas breitere Spalte vor dem eigentlichen Exzerpt).
    • Die Übersicht zum systematischen Suchen und Auffinden von Büchern in diesem Studienführer zeigten einen Planspielcharakter. Wenn Gedanken des Exzerpierten so konsequent aufgebaut sind, dann lassen sich die einzelnen Gedankenschritte voneinander abheben und mit Pfeilen oder Strichen einander zuordnen – ähnlich wie das Planspiel der Literatursuche.
    Zahlen, Buchstaben oder Spiegelstriche sind geeignet, den Neuansatz eines wichtigen Gedankens herauszustreichen.
    • Hervorhebungen können Namen markieren (etwa durch Großbuchstaben) oder exakte Zitate kennzeichnen.
    • Weiteren Erfindungen sind keine Grenzen gesetzt.

      

    1.3 Wer etwas exzerpiert hat, sollte sein Exzerpt noch einmal schnell durchlaufen und evtl. an den Schluss eine zusammenfassende These setzen. Im Anschluss daran können eigene Fragen notiert werden; sie werden sich u.U. auf Bemerkungen in der zweiten Kolumne des Exzerptes berufen können.
     

    1.4 Arbeit in drei Spalten.

    1.4.1 Eine Spalte [= b - s.o.] (1/4 bis 1/3 des Blattes, vertikal) sollte frei bleiben und nur die Kapitel- oder Abschnittsüberschriften aufnehmen. In dem frei bleibenden Raum lassen sich eigene Gedanken, kritische Einwände aus Rezensionen des betreffenden Werkes usw. zu den exzerpierten Stellen nachtragen.

    1.4.2 Die Hauptspalte [= d] sollte die zentralen Gedanken aufgelockert aufnehmen. Schreibt man ausnahmsweise ein Zitat wörtlich nach, ist das entsprechend zu kennzeichnen (andere Farbe oder Anführungszeichen). Sehr empfehlenswert ist es, die Struktur eines Gedankens schematisch festzuhalten.

    1.4.2.1: Als ein (längst altmodisch gewordenes) Beispiel die Diskussion des Wertes der Ware aus Marx‘ „Kapital“:
    Seite
     Der Gebrauchswert eines Gegenstands verwirklicht sich im Gebrauch. Er richtet sich nach der Nützlichkeit aus. Der Tauschwert eines zur Ware gewordenen Gegenstands erscheint zunächst wie die verschiedene Proportion der Gebrauchswerte zweier Waren.
     Worin unterscheiden sich beide?

    ·         Gegenstände mit Gebrauchswert haben unterschiedliche Qualität 

    ·         Gegenstände (Waren) mit unterschiedlichem Tauschwert haben unterschiedliche Quantität.
     
     Der Schluss daraus lautet:
     Das Arbeitsprodukt ist verwandelt.
     Alle sinnlichen Eigenschaften sind ausgelöscht.
     Der nützliche Charakter der in ihnen dargestellten Arbeit
    verschwindet.
      .
      Nur abstrakte menschliche Arbeit ist im Tauschgut vergegenständlicht. Diese Arbeit ist die gesellschaftliche Durchschnittsarbeitskraft; denn die langsame Arbeit eines faulen Mannes macht das Produkt nicht wegen der längeren, in es investierten Arbeitszeit wertvoller.


    1.4.2.2 Nur Exzerpte, die den Gedankengang analysieren statt zu kopieren, sind wertvoll. Das oben angegebene Beispiel zeigt bereits optisch, dass Marx antithetisch argumentiert. Das stellt sich in den beiden Kolumnen dar, in denen die Antithesen durch Unterstreichung hervorgehoben sind (Gebrauchswert gegen Tauschwert, Qualität gegen Quantität). Wenn man Sätze wie
    Das Arbeitsprodukt  ist verwandelt.
    alle sinnlichen Eigenschaften sind ausgelöscht.

    auf die beiden Kolumnen verteilt, sieht man sofort, dass die Arbeit an nützlichen Gegenständen mit Gebrauchswert sinnliche Qualitäten hat, während sie unter der Herrschaft des Tauschwerts abstrakt wird.
    Solche übersichtlichen Darstellungsmethoden sollte jeder selbst experimentierend erfinden. Wenn sie wirklich übersichtlich werden, können sie helfen, einmal erarbeitete Informationen sehr schnell wiederzugewinnen.

    1.5 In einer dritten, schmalen Spalte (am Rande des Blattes) sollte die Seitenzahl des am Kopf angegebenen Werkes vermerkt werden (und zwar für Gedankengänge wie für Zitate), damit man beim Abfassen der Arbeit nicht noch einmal in die Seminarbibliothek gehen muss, um für die Fußnoten die Seitenzahlen zu ermitteln, wenn man im Exzerpt festgehaltene Gedanken verwenden will.

     

    2 Das Einordnen und die Aufbewahrung von Exzerpten

    2.1 Exzerpte können nach dem Namen des Autors/der Autorin (der Monographie, des Aufsatzes usw.) alphabetisch geordnet werden.
    2.2 Sie können aber auch nach Themen abgelegt werden.
    2.3 In jedem Fall empfiehlt sich ein Querverweis im Ordner. Hat das Exzerpt ein Schlagwort, das auf das zentrale Thema verweist, wird es aber nach dem Verfassernamen eingeordnet, dann sollte unter dem Schlagwort ein Hinweis auf den Verfassernamen zu finden sein. Wird das Exzerpt thematisch eingeordnet, dann sollte ein Blatt unter dem Verfassernamen den Hinweis auf das Schlagwort bringen.


    Wie zitiere ich?

    Vorbemerkung: Zitieren gilt als Ausweis hoher Wissenschaftlichkeit. Dieses Ziel trifft durch Zitieren nicht von selbst ein. Manchmal lassen sich Arbeiten gar nicht gut lesen, weil sie Zitatenmosaike darstellen. Da hat jemand seine Kartei zusammengestellt und es an Mut mangeln lassen, die ihm wichtigen Gedanken in eigenen Worten auszudrücken.

    1. Wann soll zitiert werden?
    • wenn eine zentrale These eines Vfs. Ausgangspunkt einer Auseinandersetzung ist;
    • wenn ein Vf. bisher anders interpretiert wurde, aber nun ein neues Verständnis vorgeschlagen wird, das durch Zitate abgesichert wird;
    • zur Beweisführung, die sich auf die Autorität eines wissenschaftlichen Gewährsmannes beruft;
    • zur Illustration eines bestimmten Sprach- und Argumentationsstils, den jemand nicht nachahmen kann oder möchte;
    • um eine Grundlage für eine kritische Auseinandersetzung zu heben, die intensiv den Wortlaut bemüht.

    2. Beim Zitieren gibt es ein “Zu wenig“ und ein “Zu viel“.
    • Zu wenig zitiert wird dann, wenn eine Vf.in oder ein Vf. einer Arbeit dicht an den Aussagen der/des von ihm Behandelten ist, ja, deren/dessen Argumente benutzt und nicht deutlich genug diese Abhängigkeit nachweist (z.B. auch nicht durch Stellenangaben)
    • Zu viel zitiert wird, wenn die Leserin oder der Leser den Eindruck eines Zitatenmosaiks gewinnen muss. Die Zitate tragen dann keine spezifische Beweislast und dienen nicht der Argumentation, sondern verstecken den einen Vf. hinter dem anderen, auf den er sich beruft.

    3. Jede wörtliche Entlehnung ist exakt zu kennzeichnen. Das gilt such für Zitate aus der grauen Literatur, aus Manuskripten usw. Zuvor sollte man sich fragen, ob Zitieren solcher Literatur unbedingt notwendig ist (weil es oft als anrüchig gilt)

    4. Soweit es geht, sollte das Zitat in der neuesten Auflage verifiziert werden (bzw. in einer kritischen Ausgabe, wenn auch andere Texte mit geringerem Anspruch vorhanden sind)
    • Ausnahmen: Wenn allgemein bekannt ist, dass an dem Werk keine Änderung vorgenommen wurde, wenn nur ein photomechanischer Nachdruck erfolgte oder wenn jemand eine bestimmte Epoche im Lebenswerk eines Autoren verfolgt und aus dieser Epoche zitieren will.

    5. Vielfach sind die zu zitierenden Sätze sehr lang; und nicht alle Satzteile werden für ein sinnvolles Zitat benötigt. Dann wird verkürzt zitiert, aber bitte so:
    • Es darf keine Sinnentstellung eintreten (vgl. einmal die Zitierweise ideologisch geprägter Schriften; ein Beispiel fand ich in einer DDR-Zeitung, die eine westliche Quelle dahingehend zitierte, dass nunmehr 50 % der Jugendlichen in der BRD arbeitslos seien; wo sich Pünktchen fanden, war offensichtlich die Ausgangsgröße (sample) ausgelassen, evtl. war von Jugendlichen in einem bestimmten Alter ohne Hauptschulabschluss o.ä. im Original die Rede).
    • Das Zitat muss den Zusammenhang erkennen lassen.
    • Es darf nicht springen, d.h. durch Auslassung zwei Ausschnitte zweier Sätze so zusammen montieren, dass der Eindruck eines Satzes mit einer Ellipse (Auslassung) entsteht.
     

    6. Manchmal ist man gezwungen, aus zweiter Hand zu zitieren, weil das Original nicht zugängig ist. Dann muss hinzugefügt werden: “(zitiert nach)“
     

     

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    E. RATSCHLÄGE FÜR DIE ABFASSUNG VON SEMINAR- UND EXAMENSARBEITEN

                   

    Vorbemerkung: Beim heutigen Stand und Stil der Geisteswissenschaften ist allen weiteren Überlegungen die These voranzustellen: Der jeweilige Gegenstand steht in einem bestimmten Zusammenhang zur Methode seiner Erforschung und Darstellung. Ein feststehendes Schema kann es also nicht geben. Dennoch drängen sich beim häufigen Lesen von Arbeiten und Studien bestimmte Eindrücke auf, denn es kehren bestimmte Mängel mit großer Regelmäßigkeit wieder. Was im Folgenden notiert wird, ist durch solche Mängel bedingt. Es gibt keineswegs eine vollständige Anweisung, wie Arbeiten anzufertigen sind, aber es macht auf häufige Fehler aufmerksam. - Bei Arbeiten, in denen erfahrungswissenschaftliche Probleme behandelt werden, empfiehlt es sich, die Mitarbeiter am Lehrstuhl hinsichtlich der damit gegebenen besonderen methodischen Probleme zu konsultieren.

     

    1.    1.  Zur Vorbereitung der Arbeit

    1.1 Thema und Problem

    a) Erfassung und Analyse des gestellten Themas.
    Viele Arbeiten beginnen ohne exakte Analyse des gestellten Themas ihre Darstellung mit einem mehr oder weniger zufälligen Gedanken. Sie führen die Leserin bzw. den Leser weit in den Stoff hinein, ohne dass sie bzw. er sich darüber klar werden kann, wohin die Reise eigentlich geht und welche Methoden die Verfasserin/der Verfasser verfolgt. Überlegt man sich nachträglich den Gang der Handlung vom Ende her, so stellt sich meistens heraus, dass die Verfasserin/der Verfasser selbst mehr oder weniger zufällig einzelnen Gedanken nachgegangen ist und dann die Teile zusammengestellt hat, ohne ihren Bezug auf das gestellte Thema zu prüfen. Es kann durchaus angemessen sein, zunächst mit Teilstudien zu beginnen. Doch darf deren Zusammenhang mit dem Gesamtthema nicht aus dem Auge gelassen werden. So erleichtert man sich die abschließende Organisation der Darstellung ganz wesentlich (vgl. 2.1).

    b) Die Berücksichtigung der Forschung.
    Die bisherige Forschung muss in den Hauptlinien kurz und überzeugend analysiert und auch in ihrer Begrenztheit (Aporien oder bisher nicht gestellte Fragen) charakterisiert werden. Hier ist vorschnelle Parteilichkeit auf jeden Fall zu vermeiden. Den Stand der Forschung repräsentiert die Sekundärliteratur. Obwohl sie sorgfältig berücksichtigt werden muss, darf sie nicht die Substanz der Arbeit ausmachen. Es gibt als Buch veröffentlichte Dissertationen, die ohne genaue Kenntnis der behandelten Primärtexte aus der Sekundärliteratur zusammengeschrieben sind. Dass die Verfasser wirklich so verfahren sind, lässt sich fast immer aus den Details mit Hilfe von Textvergleichen feststellen. Die Fehler, die Abgrenzungen, die Auslegung der Zitate wandern nachweisbar als untrügliche Indizien von einem zum anderen. Manche empfehlen, zunächst nur die Primärtexte zu bearbeiten, nur an ihnen ein eigenes Urteil sich zu bilden und erst dann zur Sekundärliteratur zu greifen. Andere bevorzugen einen anderen Weg: Nach erster Kenntnisnahme des Primärtextes folgt die Feststellung der Hauptposition in der Sekundärliteratur, dann der Vergleich dieser Positionen mit den Primärtexten, dabei die Feststellung der strittigen Probleme und eingehende Überlegungen; mit welchen methodischen Mitteln sie entschieden werden können. In dem nächsten Arbeitsstadium folgt dann die intensive Analyse und Interpretation der Primärtexte und Aufweis der Fehler der Sekundärliteratur. Darauf folgt ein erster Entwurf der eigenen Studie. - Diese Verfahrensweise lässt sich nicht schematisieren und kanonisieren. Entscheidend wird immer sein, dass man die Primärtexte schließlich nicht durch die Brille der Sekundärliteratur sieht, sondern dem direkten Bezug zu ihnen das Hauptgewicht gibt, und zwar nicht bloß in der eigenen Absicht, sondern realiter im Arbeitsvollzug.

    c) Die eigene, ‘elementare‘ Sicht.
    Das Herausarbeiten der eigenen Sicht und der eigenen Stellungnahme ist oft einfach. Es erfordert zumeist nur, dass man eigene Fragen findet und sie an den Text stellt und in elastischer Weise entsprechende Methoden wählt. Wichtig ist es, die Hauptprobleme abseits vom Papier des Schreibtisches — z.B. auf einem Spaziergang - elementar zu überdenken und das zu beachten, was einem dabei auffällt. Die frei spielende Phantasie ist erfinderisch. Man muss es nur verstehen, in einem zweiten Stadium ihr die rechten Zügel anzulegen.

    d) Konfrontation mit kontroversen Ergebnissen:
    Das eigene Ergebnis kann im Gegensatz zu anderen stehen, auf die man in der Literatur gestoßen ist. Dann ist es gut, diesen Gegensatz nicht zu unterdrücken, sondern beide Ergebnisse zu konfrontieren, und zwar sachlich. Dazu weist man nach, durch welche Fragestellung, welchen methodischen Weg, welche methodischen Fehler usw. das kontroverse Ergebnis zustande gekommen ist,

    e) Das Ausbleiben von Ergebnissen:
    Nicht jede Studie endet mit einer Beantwortung ihrer Anfangsfragen. Viele Fragen müssen offen bleiben. Häufig schwankt die Verfasserin/der Verfasser auch zwischen verschiedenen Lösungen hin und her und vermag sich mangels Einordnung in den Problemzusammenhang nicht zu entscheiden. Diese Lage ist unter allen Umständen unbefriedigend, Es geht nicht an, dass die Verfasserin/der Verfasser anfangs gestellte Fragen. einfach versanden lässt. Stattdessen sollte sie bzw. er alle Energie darauf verwenden, sich (evtl. versuchsweise und ganz vor1äufig) eine systematische Position oder Auffassung zu erarbeiten und diese offen darzustellen. Es genügt nicht, dass sie bzw. er nur die Ergebnisse referiert. Er sollte vielmehr deutlich machen, wie er sich zu den Fragenkomplexen stellt und in welcher Richtung sie bzw. erweitere, bessere Lösungen sucht. Diese Fragerichtung kann er nicht im Blick auf den Stand des betr. Teilproblems bestimmen. Er muss vielmehr an die wissenschaftlichen Überzeugungen anknüpfen, die er selbst anderweitig gewonnen hat. (Vgl. 3.2)

     

    1.2 Methoden

    Die wissenschaftliche Bewährungsprobe wird eine Untersuchung nur im Feuer der wissenschaftlichen Kritik bestehen können. Die  durchschnittliche Leserin bzw. der d. Leser geht wohl kritisch an die Studie heran, aber hat nicht die Mittel zu Hand, eine umfassende Kritik sich zu erarbeiten. Das Gefühl der Zuverlässigkeit wird sie bzw. er nur bei einer Studie haben, deren Fortgang von Schritt zu Schritt für ihn nachprüfbar und verständlich ist. Dazu gehören zwei Dinge:

    • Die Entscheidung methodischer Alternativen:
    1. Kurze, aber exakte Angaben über die gewählte Methode.
    2. Abwägen und Abweisen anderer in Frage kommender methodischer Wege.
    3. Relativ vollständige Übersicht über die Faktoren, die bei einer methodischen Entscheidung mitspielen.

    Begriffliche Klarheit und Konstanz:
    Der gemeinte Inhalt und die Grenzen wichtiger Begriffe sind frühzeitig anzugeben (‚Definition‘). Sie sind in der Folge exakt und gleichbleibend zu verwenden. Wenn Begriffe aus dem Primärtext übernommen werden, ist dies entsprechend zu kennzeichnen und nachzuweisen.
     

     

    2. Die Durchführung der Arbeit

    2.1 Gliederung und Organisation
     

    Vorwort, Einleitung, Gliederung.

    Die Organisation einer Studie muss für den Leser möglichst durchsichtig und evident gemacht werden. Dazu gehört:
    Genaue Auslegung des Themas, meist als Vorwort.
    Exakte Angabe dessen, was der Verfasser untersuchen will.
    D.h. einerseits Formulierung des Problems, oft aus einem Bericht über den bisherigen Gang und Stand der Forschung heraus; andererseits Klärung über die Methoden, mit denen man das Problem zu lösen gedenkt.
    • Eine Gliederung, die jedenfalls in ihrem Grundzügen diesen einleitenden Ausführungen entspricht und durch sie verständlich wird. Eine Gliederung, die bloß Einzelnes summiert, nacheinander nennt und daher der Leserin bzw. dem Leser keine wirkliche Einführung und Übersicht gibt, ist ebenso fehl am Platz wie eine Gliederung, die den tatsächlichen Gang der Studie eher verdeckt als durchsichtig macht
    Organisation vom Ergebnis der Arbeit her.

    Um eine Studie im ganzen durchsichtig organisieren zu können, muss man sie zumeist vom Ergebnis her in ihrer endgültigen Form verfassen und dabei sorgfältig nachfragen, auf welches formulierte Problem nun dieses oder jenes Ergebnis die Antwort ist. Fehlt die strenge Korrespondenz zwischen Fragen am Anfang und Ergebnissen am Ende, so bleibt auch eine ergebnisreiche Studie mindestens formal unbefriedigend.
    Zusammenfassungen, Zwischenergebnisse.
    In einer guten Studie geschieht etwas - wie in einem Drama. Was geschieht, soll aber ständig für die Leserin bzw. den Leser überschaubar bleiben. Diesem Zweck dient nicht nur die Gliederung, sondern auch die Zusammenfassung der Zwischenergebnisse am Ende jedes größeren Abschnittes. Zwischenergebnisse (möglichst kurz), Schlussergebnisse, Vorwort und Gliederung müssen einander sehr genau entsprechen, so dass der Leser den Gang der Handlung sich erneut ins Gedächtnis rufen kann, wenn er sie noch einmal durchsieht.

    2.2. Sprache und wissenschaftlicher Apparat 

     
    a) ‘ich‘ vs. ‘wir‘

    Nach einer älteren Sitte spricht die Leserin bzw. der Leser von sich selbst in der 1. Person des Plurals. ‘Wir meinen...‘ Heute sollte jedoch die einfachere, direkte Aussage bevorzugt werden: ‘ich meine...‘

    b) Eindeutige und einfache Sätze.

    Statt kurzer, klarer, sorgfältig durchkonstruierter Sätze findet man häufig etwas ganz anderes, etwa dies: ‘Das Ungenügen an der sachlichen Inadäquatheit des entwickelten traditionellen evangelischen Eigentumsverständnisses zur Erfassung der gegenwärtigen Eigentumsverhältnisse ist die Ausgangslage für eine neue Bemühung um ein sowohl biblisches wie sachangemessenes Verständnis geworden.‘ - Dieser Satz ist keine böswillige Erfindung, sondern Zitat. Er ist auch nicht sinnlos, sondern er meint — von einem intelligenten Verfasser niedergeschrieben — etwas Bestimmtes. Was er meint, lässt sich bei wiederholtem Lesen herausbringen. Dennoch ist der Satz unzumutbar, obwohl er noch nicht einmal sehr lang und kompliziert ist. Er ist nur ‘aufgequollen und verschwommen‘. Zu den typischen Formulierungsfehlern gehört die Häufung von Substantiven und substantivierten Wendungen, das Zurücktreten der Verben, der seltene oder unsichere Gebrauch von Relativsätzen: Jeder Satz ist so zu formulieren, dass er beim ersten Lesen vollkommen verstanden wird. (Da dieser Satz aus einer Aufzählung besteht, ist es nicht zu vermeiden, dass sich Substantive häufen.)

    c) Schlag-, Mode— und Fremdwörter.

    Sie sollten vermieden werden, sofern sie nicht an der betreffenden Stelle unvermeidlich sind. Ungezählte Anrufe an die gängigen Vokabeln: ‘Verständnishorizont‘, ‘Hermeneutik‘ usw. könnten fehlen und würden dann den einfachen Sinn der betreffenden Aussage freigeben. Wissenschaft ist nicht Wortbeschwörung.

    d) Satzverknüpfungen.

    Die Kunst der folgerichtigen Verknüpfung von Satzteilen, Sätzen und Abschnitten bedarf besonderer Beachtung. Immer wieder wird der Leser durch schiefe Verknüpfungsworte oder sinnlose Füllworte irritiert. Es gibt Examensarbeiten, in denen man einige hundert Worte herausstreichen kann und dadurch die Darstellung nur verbessert.

    e) Zitate (siehe unten auch Abschnitt ‚Zitieren’)
    Sie sollen nicht nur korrekt, sondern auch so sparsam eingefügt bzw. angeführt werden, dass sie den Text nicht überwuchern. Oft empfiehlt es sich, den Inhalt der Gedanken eines anderen Autors kurz zusammenzufassen und auf die Belegstellen in seinen Schriften zu verweisen. Wörtliche Zitate sind nötig, wo das Einzelne strittig oder sehr wichtig ist. Beim Zitieren sollen ganze Sätze verwendet werden, um den Sinn besser heraustreten zu lassen. Ist eine Kürzung notwendig, müssen die Lücken angezeigt werden (....).

    f) Anmerkungen

    Sie sollen den Text entlasten. Man muss sich jeweils sehr genau überlegen, was man mit den Anmerkungen in einer Studie bezweckt. Bei einer Examensarbeit sollen sie besonders sorgfältig die Herkunft von Gedanken und ihren Zusammenhang belegen und die Nachprüfung ermöglichen. Die Leserin bzw. der Leser erwartet bei Anmerkungen keine Informationen, die sich auf den Fortgang des Textes beziehen. Anmerkungen sind keine Exkurse.

    g) Literaturverzeichnis

    Es soll nur das anführen, was für die Studie und in der Studie berücksichtigt und verwertet ist. Seine Aufblähung ist in den Augen mancher Leserin bzw. Leser ein Fehler. Ausnahmen sind Themen, bei denen es nur sehr wenig Literatur gibt. Hier kann Vollzähligkeit aus sachlichen und nicht aus dekorativen Gründen erwünscht sein.

    h) Abkürzungsverzeichnis

    Es muss übersichtlich und vollständig sein. Werden in den Anmerkungen Abkürzungen verwendet, so sollen sie nicht abstrakt sein, sondern an den betreffenden Titel erinnern, indem sie ein Stichwort aus ihm aufnehmen. Es ist üblich, statt eines eigenen Abkürzungsverzeichnisses auf das der RGG bzw. TRE zu verweisen und die entsprechenden Abkürzungen zu verwenden.

     

    3. Einige Regeln für die Abfassung eines Essays

    3.1 Essays mit einem Schwerpunkt in der Textauslegung sind von Darlegungen zu unterscheiden, die ein Problem bearbeiten.

    Zu einem Essay mit dem Schwerpunkt in der Textauslegung (eine Predigt stellt ein ähnliches Genus dar) ist nur anzumerken, dass die Basis des Textes sowohl die Problemstellung wie die Einbettung in die Lebensverhältnisse (des einstmaligen Verfassers und des heutigen Lesers) dirigiert. Im Folgenden soll aber vom problembearbeitenden Essay die Rede sein.
     

    3.2 Zunächst gilt es nachzudenken und die Fragestellung zu erfassen:
    Was will der Themensteller mit dem Thema?
    Was kann ich mit dem Thema anfangen? (Welche Gesichtspunkte wähle ich aus, welche Schwerpunkte stelle ich heraus, auf welches Urteil steuere ich zu?)
     

    3.3 Sodann wird der Vf. in einem inneren Dialog das Problem durchdenken. Am besten ist es, sich selbst zur kritischen Gesprächspartnerin bzw. Gesprächspartnerzu ernennen oder sich eine kritischen Gesprächspartnerin/partner aus dem Bekanntenkreis vorzustellen. Dazu ist es notwendig, sich Zeit zu lassen; blindlings darauf los zu schreiben hat eigentlich keinen Sinn. Nach den Vorstellungen des Bildungsrates (im Laufe der Studienreformdiskussionen entwickelt) liegt die Güte einer wissenschaftlichen Leistung auf folgenden vier Stufen: a) Reproduktion des Stoffes, b) Einordnen in seinen Kontext, c) Aufweis eines eigenen Urteils und d) - eher im mündlichen Prüfungsgespräch - in einem Transfer des an einem Gebiet Gewonnenen in ein anderes Gebiet.

    3.4 Die Gliederung richtet sich nach diesem Vorgehen aus. Man kann sie sich geradezu architektonisch auf ein Blatt entwerfen. Zunächst ist der Zielpunkt festzulegen: Welches Problem will ich herausstellen und deswegen meinem eigenen Urteil zuführen? Von diesem Zielpunkt rückwärts muss die notwendige Information geordnet werden. Steht das Ziel fest, dann kann der Essay vom Anfang zum Ende hin durchgegliedert werden:
    (a) Weil der Vf.in bzw. dem Vf.  das Ziel vor Augen steht, kann sie/er eine Einleitung abfassen: Wie verstehe ich das Thema? Welche Schwerpunkte setze ich darin? Wie gehe ich mit dem Thema und dem ihm zuzuordnenden Material um? In welchen Schritten werde ich es behandeln? Kurzum: Die Leserin bzw. der Leser bedarf eines Vorblickes, um selber mit gespannter Aufmerksamkeit den Essay verfolgen zu können.
    (b) In einem Hauptteil muss dann die notwendige Information wohlgegliedert geliefert werden, diese Information ist einzuordnen und auf die Urteilsbildung der Vf.in bzw.des Vfs. hin auszurichten. Es freut den Leser, am Ende eines jeden Abschnittes und vor allen am Ende der Hauptteile eine Zusammenfassung zu finden, die zugleich das nächste Problem andeutet; so leiten die Zusammenfassung und der Problemausblick in den nächsten Abschnitt über.
    (c) Besonders wichtig ist dieser Gesichtspunkt vor jenem abschließenden Teil, der das eigene Urteil entfaltet. Ist der Essay gelungen, dann wird es einem in aller Regel leid tun, dass man soundsoviele wichtige Gedanken nicht vortragen konnte. Eine Fußnote kann allerdings einen Ausblick geben; manchmal bleibt auch Zeit zu einem kleinen Exkurs. Aber weder Fußnoten noch Exkurse dürfen die Flüssigkeit des Gedankengangs stören.
     

    3.5 Das alles läuft darauf hinaus, bei einer Klausurzeit von drei bzw. vier Stunden die erste Dreiviertelstunde auf das Nachdenken zu verwenden. Je gründlicher das Nachdenken und der skizzenhafte Entwurf einer Gliederung sind, desto flüssiger ist auch nachher die Niederschrift. Es bleibt hoffentlich noch etwas Zeit, um in den letzten Minuten die Niederschrift zu überfliegen und sich selbst zu prüfen: Ist das Grundwissen adäquat zur Darstellung gekommen? Ist es mit dem eigenen Urteil verbunden?
    Muss ich an einigen Stellen noch Sätze einfügen, die den Zusammenhang stärker hervorheben? Jedoch sollten am Ende einer Klausur nicht zu viele Skrupel aufkommen. War der eigene innere Dialog in der ersten Dreiviertelstunde sorgfältig und gründlich und erfolgte die Niederschrift nicht nur unter dem Druck ablaufender Zeit, sondern in wohlgeordneten Gedankenschritten, dann sind Rettungsversuche in letzter Minute nicht notwendig.

    4. Die Verfasserin bzw. der Verfasser

    4.1 Ihre/ seine Stellung zum Leser (zur Kritik)

    Die Leserin bzw. der Leser als Dozent oder als neutraler Lernender
    Die Leserin bzw. der Leser der Seminar- oder Examensarbeit ist meistens die Dozentin bzw. der Dozent, die/der das Thema gestellt hat oder mit der/dem es verabredet worden ist. Sie gelten der Verfasserin bzw. dem Verfasser in der Regel als der überlegene ‘Kenner‘ des betreffenden Gebietes. Diese Perspektive pflegt sich negativ auf Darstellung und Stil der Arbeit auszuwirken: denn diese sollte für die durchschnittliche wissenschaftliche Leserin bzw. den d. w. Leser und nicht ad personam geschrieben werden. — Eine methodisch unbegründete Anpassung an seine Position in einer Studie zu beobachten, ist für die Dozentin bzw. den Dozenten ebenso peinlich, wie es merkwürdig für sie/ihn ist, auf Widerspruch um jeden Preis zu stoßen. Eine Verfasserin/ ein Verfasser handelt richtig, wenn er sich nicht auf seine Dozentin bzw. Dozenten fixiert, sondern sich eher eine Leserin/einen Leser vorstellt, der einfach aus wissenschaftlichem Interesse in das Gebiet der Studie neu und erstmalig eingeführt werden will, um sich über das betreffende Thema ein Urteil zu bilden. Freilich wird er die bei der Vorbesprechung der Arbeit sichtbar gewordenen Fragehorizonte zu beachten haben.

    Gar keine Leserin/Leser oder eine neutrale Leserin/Leser.
    Die Darstellung sehr vieler Studien ist schlecht, weil die Verfasserin bzw. der Verfasser überhaupt nicht an eine Leserin/einen Leser denkt, sondern einfach dem Lauf der Gedanken bei sich selbst folgt und selbstverständlich erwartet, dass die geübte Dozentin bzw. der g. Dozent weiß, was Vf.in/Vf. wohl gemeint hat. Diese Erwartung ist unberechtigt und irreführend. Die Darstellungsaufgabe besteht wesentlich darin, die im eigenen Kopf sich oft leicht absonderlich, jedenfalls aber sehr individuell zusammenfügenden Gedanken in ein kommunikables, allgemein zugängliches Sprach- und Denkverständnis zu übersetzen. Wo diese Übersetzung nicht streng und sorgfältig erfolgt, erscheint die ganze Studie als willkürlich. Dieser Mangel kann auch durch das größte persönliche, emotionale Engagement der Vf.in bzw. des Vfs. nicht ausgeglichen werden. Ihre/seine Gedanken werden der kritischen Prüfung vorenthalten, wenn Vf.in bzw. Vf. sie nicht in eine sachliche, durchsichtige Sprache zu übersetzen vermag. Manche Dozentinnen bzw. D.n resignieren bei der Korrektur von Arbeiten gegenüber dieser schlechten Kombination von Engagement und Verschwommenheit.

    4.2 Die wissenschaftliche Überzeugung des Verfassers.

    Ausbau einer Position vs. wissenschaftliche Erarbeitung eines Themas:
    Der Verfasser von Seminar- oder Examensarbeiten ist nicht in der Rolle eines Autors, der eine bereits bekannte Position in der Theologie oder Wissenschaft einnimmt, und von dem jeder erwartet, dass er in einer neuen Studie von dieser Position her denkend und forschend neue Schritte geht, Der Verfasser einer Seminararbeit sol1 vielmehr zeigen, dass er wissenschaftlich an seinem Thema zu arbeiten versteht.

    b) Inhaltliche Vorentscheidung am Anfang vs. wissenschaftliche Überzeugung am Ende:
    Eine wissenschaftliche Überzeugung in einer bestimmten Frage geziemt dem Verfasser einer Studie erst, wenn er den wissenschaftlich-methodischen Weg bis zu dieser Überzeugung zurückgelegt hat. Den gleichen Weg soll er in viel kürzerer Zeit den Leser führen. Mit Rücksicht auf den Leser gehören die wissenschaftlichen Überzeugungen des Verfassers nicht an den Anfang, sondern  an das Ende der Studie. Der Anfang soll durch ‚offene Fragen‘ bestimmt sein. Da der Verfasser bei der Niederschrift der letzten Fassung seiner Studie das Ergebnis schon kennt, ist das offene Fragen nicht eine Angelegenheit seiner subjektiven Stellung, sondern methodisches Prinzip. - in manchen Fällen wird es sich empfehlen, dass er von diesem Prinzip abweicht, Indern er eine Hauptthese, die er im Verlaufe der Untersuchung beweisen will, an den Anfang stellt. Er muss dann nur darauf achten, dass er in seine Fragestellungen nicht unbedacht inhaltliche Vorentscheidungen untermischt. Eine weitere Form von Arbeiten stellen Fallstudien dar, die eine am Anfang eingeführte Hypothese überprüfen und am Schluss wieder aufgreifen und beurteilen.

    c) Unklare Vermischung von verschiedenen Problemen, Methoden und Absichten vs. wissenschaftliche Überzeugung am Ende.
    Die am Ende dargelegten und vertretenen wissenschaftlichen und theologischen Überzeugungen des Verfassers ermöglichen es dem Leser, noch einmal kritisch zurück zu fragen nach den Zusammenhängen zwischen den Überzeugungen des Verfassers, seiner Formulierung der Probleme an Anfang und seiner Wahl der Methoden. Dieser Zusammenhang müsste im Idealfall für den Leser evident sein. Oft genug ist er es nicht, weil der Verfasser zum Beispiel seine eigenen methodischen Hauptabsichten unscharf erfasst hat.

     

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    F. HINWEISE ZU VORBEREITUNG UND ABLAUF DER MÜNDLICHEN PRUFUNG IM FACH “ETHIK“ IM EXAMEN
     

    1 - Examensvorbereitungen

    1.1 Hilfsmittel zur Orientierung über das Examen

    Viele Studenten orientieren sich erfahrungsgemäß verspätet und ungenau über die Prüfungsanforderungen im Fach Ethik Aus den Vorlesungen und Seminaren verschiedener Disziplinen bringen sie manche Vorkenntnisse mit; aber sie haben oft nicht mehr die Zeit, diese im Zusammenhang ethischer Fragestellungen und Methoden zu strukturieren, auszuwerten und die Wahlgebiete für das Fach der Ethik zureichend vorzubereiten.
    Daher wird empfohlen, spätestens sechs Monate vor dem mündlichen Examen über die Prüfungsanforderungen Erkundigungen einzuholen und mit ihrer Vorkenntnis ein Gespräch mit dem Prüfer oder einem Lehrer der Ethik zu führen. Damit kommt Klarheit in die Examensvorbereitungen.

    Als die Ethik noch ein selbständiges Examensfach war, empfahl der Band 2 der Reihe “Reform der theologischen Ausbildung“ (Stuttgart 1968) auf S. 18f.:
    • (1) Übersicht über einige charakteristische Konsequenzen reformatorischer Theologie (z.B. “Glaube und Werke“, luth. Berufsverständnis, Zweireichelehre, Calvins Auffassung von Obrigkeit und Widerstandsrecht);
    • (2) Kenntnis mindestens einer wichtigen philosophisch—ethischen oder theologisch-ethischen Konzeption im 18. oder 19. Jahrhundert auf Grund der Interpretation einer wesentlichen Schrift (z.B. Kants “Grundlegung zur Metaphysik der Sitten“, Schleiermachers “Christliche Sitte“ usw.);
    • (3) deren Einordnung in die Theologiegeschichte;
    • (4) Einblick in den Aufbau eines neueren Grundrisses der Ethik, insbes. Analyse seines theologischen und seines methodischen Ansatzes;
    • (5) Bearbeitung einen Wahlthemas biblischer Ethik unter Berücksichtigung seiner Bedeutung für die Gegenwart;
    • (6) Bearbeitung eines ethischen Problems der Gegenwart unter besonderer Berücksichtigung der methodischen Zugänge, die bei der Bezugnahme theologischer Überlegungen auf Ergebnisse anderer Wissenschaften möglich sind (z.B. Selbstmord, Eigentum, politischer Gehorsam und Widerstand, Sexualethik).

    Diese Empfehlungen haben weiterhin eine gewisse sachliche Bedeutung, obwohl die Ethik jetzt verkürzt im Zusammenhang mit der Dogmatik geprüft wird. Dann sind Kenntnisse im Blick auf (1) günstig. Schwerpunkte könnten (4) und (6) bleiben. Aber das ist von regionalen Ordnungen und Absprachen mit den Prüfern abhängig.

     

    1.2 Das Problem der Auswahl

    Der Katalog unter 1.1 sieht erschreckend umfangreich aus. Für 20 Minuten mündlicher Prüfung enthält er allerdings zu viele Gesichtspunkte. Ethische Konsequenzen reformatorischer Theologie sind für die Klausuren wichtig, ebenso Themen biblischer Ethik. Sie gehören in die Vorbereitung der Fächer AT, NT, Dogmatik. Jedoch können sie beim Bilden eines eigenen Urteils gerade auch in der mündlichen Prüfung des Faches Ethik sehr hilfreich sein. Ein gutes Prüfungsgespräch muss einen Spannungsbogen aufweisen: ein theologischer Ansatz muss sich bei der Bearbeitung eines konkreten Problems bewähren, und ein konkretes Problem soll nicht nur intuitiv, sondern methodisch durchsichtig bewältigt werden und deswegen auf prinzipielle Fragen der Ethik bzw. Theologie zurückweisen. Darum empfiehlt es sich, einen Entwurf (vom 18. bis zum 20. Jahrhundert) in seinem Ansatz und in seiner Methode zu kennen und ein Problem unserer Lebenswelt im Licht dieses Entwurfs und gegebenenfalls notwendiger humanwissenschaftlicher Kenntnisse durchzuarbeiten.

    Ein schlechtes Beispiel: Ein Kandidat / eine Kandidatin trägt die Stellungnahmen von Althaus und von Barth zur Todesstrafe vor (für beide Themen hat er je fünf Seiten gelesen). Er / sie weiß, wie sich beide entscheiden, aber kann keine Auskunft geben, warum sie sich so oder so entschieden, weil er / sie den theologischen Ansatz der von ihm / ihr herangezogenen Theologen nicht zur Kenntnis genommen hat.
    Ein gutes Beispiel: Ein Kandidat trägt den Ansatz der theologischen Ethik Barths vor, zeigt die Rolle des Evangeliums und der Christologie und begründet, warum Barth aufgrund dieses Ansatzes gegen die Todesstrafe ist. Als Kontrast stellt er - eher in Form eines Exkurses - den Ansatz der Ethik von Althaus in Umrissen vor und begründet dessen Stellungnahme zur Todesstrafe. Dann begründet er seine eigene Entscheidung.
    Ein schlechtes Beispiel : Ein Kandidat verurteilt leidenschaftlich mit Hilfe des fünften Gebots die Selbsttötung. Vielleicht zitiert er dazu auch theologische Ethiken. Auf die Frage nach der Zurechnung der Schuld und die Ursachen der Selbsttötung schweigt er, weil er Gesichtspunkte aus der neueren soziologischen und psychologischen Forschung nicht wahrgenommen hat.
    Ein gutes Beispiel: Ein Kandidat nimmt z.B. das „präsuizidale Syndrom“ (nach Ringel) zur Kenntnis und versteht, dass viele Selbsttötungsversuche Appelle an die Mitmenschen sind. So versteht er, dass der Selbstmörder“ in den seltensten Fällen ein willentlicher und verantwortlicher “Mörder“ ist. Auf wen fällt nun die Schuld? Die harten Verurteilungen v.a. älterer theologischer Ethiken fallen auf die Umgebung des Suizidanten, wenn nicht gar auf gesellschaftliche Strukturen zurück.

    1.3 Der Grundsatz der Praxisbezogenheit

    Ethik spielt in der pfarramtlichen Praxis eine große Rolle. Nur in einem weltfremden Studium rückt sie an den Rand. Deswegen sollten Kandidaten Probleme wählen, denen sie schon einmal begegnet sind (ausgenommen solche, die ihnen selbst zu nahe rückten). Bei der Bearbeitung eines Wahlthemas kann man sich eine Beratungssituation vorstellen. Die normativen Gesichtspunkte werden verschieden ausgewählt und zusammengestellt, je nachdem ob ein einzelner beraten wird oder ob die “Beratung“ eine öffentliche Stellungnahme darstellt. Die verschiedenen Perspektiven geben ein gewisses Recht, die Unterscheidung “Ethik der Person“ und “Ethik des Sozialen“ aufzunehmen.
    Ein Beispiel: Die Frage des Schwangerschaftsabbruch (§ 218) kann unter der Perspektive einer Beraterin einer Evangelischen Beratungsstelle im Gegenüber zu einem unverheirateten Mädchen oder im Blick auf eine Stellungnahme des Pfarrers in einer öffentlichen Diskussionsveranstaltung angegangen werden. In beiden Fällen werden sich die prinzipiellen und die situativen Gesichtspunkte unterschiedlich zusammenfügen.

    1.4 Vorgespräch mit dem Prüfer / der Prüferin  bzw. einem Lehrer /einer Lehrerin der Ethik

    Nicht immer ist es möglich, mit dem Prüfer ein Vorgespräch zu führen. In diesem Fall wird sich ein Lehrer der Ethik an der Abteilung gern als Ersatzgesprächspartner zur Verfügung stellen. Es ist günstig, wenn die Kandidaten beim Vorgespräch bzw. Beratungsgespräch sich bereits Gedanken entlang der Abschnitte 1.1 - 1.3 gemacht haben und Spezialgebiete gewählt oder erwogen haben. Dann können sich die Überlegungen darauf konzentrieren, welche methodischen Schritte in der Vorbereitung nötig sind, welche Literatur sich empfiehlt usw. Examensvorbereitungen machen nur dann Spaß, wenn man genau weiß, was man will und wenn die Vorarbeiten in der zur Verfügung stehenden Zeit gut zu schaffen sind.

    1.5 Lehrmittel für die Examensvorbereitung

    1.5.1 Ethisch-relevante Begriffe aus philosophischer Sicht finden sich erläutert bei O. Höffe (Hg.): Lexikon der Ethik. München: Beck 51997.
    1.5.2 Begriffe wie Übersichten sowohl für die philosophische wie die theologische Ethik finden sich Frey, Christofer / Dabrock, Peter / Knauf, Stephanie: Repetitorium der Ethik für Studierende der Theologie, Waltrop 31997.
    1.5.3 Günstige Texte für ein Spezialgebiet sind oft die Denkschriften der EKD. Wegen ihrer Zweckbestimmung und ihrer Kürze lässt sich an ihnen ein methodisches Verfahren ethischer Urteilsbildung oft gut analysieren bzw. kritisieren.


    2. Zum Prüfungsgespräch

    2.1 Vorbereitung auf die Prüfungssituation:

    Offenbar haben die eher lähmenden und angstverbreitenden Vorstellungen von mündlichen Prüfungen sich in den letzten Jahren noch verstärkt. Ein dabei mitwirkender Faktor ist die (vermeintliche) Undurchsichtigkeit der Prüfung und das Misstrauen bzw. die Unsicherheit hinsichtlich der Frage, wie das Prüfungsgespräch läuft und nach welchen Kriterien es beurteilt wird . (Tatsächlich gibt es erhebliche Unterschiede in einzelnen Fächern und bei einzelnen Prüfern.) -
    Was ist dagegen zu tun? Einmal ist es nützlich, mehrfach als Zuhörer bei mündlichen Prüfungen zu hospitieren, bevor man sich selbst auf das Examen vorbereitet. Zum andern ist es gut, auch gegenüber einem noch so unbekannten Prüfer innerlich und (höflich, aber bestimmt) auch nach außen darauf zu bestehen, dass es sich um die Prüfung des Kandidaten und nicht um einen Triumph des Prüfers handeln soll. Deshalb ist es gut, sich strukturiert vorzubereiten und dem Prüfer “didaktische Ziele“ anzubieten. Z. B.: “Ich habe mich bei meiner Vorbereitung mit dem ethischen Entwurf von X und Problem y befasst und möchte nicht nur zeigen, was ich weiß, sondern wie ich das Problem y im Licht der theologischen Grundsätze von X und in Auseinandersetzung mit der psychologischen, soziologischen These zu beurteilen und lösen möchte.“ Kalkulieren Sie eine gewisse Verunsicherung eines Prüfers ein und geben Sie ihm aus Menschenfreundlichkeit auch Gelegenheit zu Zwischenfragen!

    2.2 Worum es im Prüfungsgespräch geht

    Da Grundwissen vorwiegend in den Klausuren geprüft wird, kann sich die mündliche Prüfung auf die Frage konzentrieren, ob der Kandidat methodisches Können und kritisches Verständnis bei der Bearbeitung der von ihm selbst gewählten Themen erworben hat. Wichtig ist es, sich nicht auf bloße Reproduktion des Erarbeiteten einzustellen, sondern auf ein flexibles Gespräch, bei dem viele Rückfragen gestellt und alternative Auffassungen bzw. Methoden ins Spiel gebracht werden. Die themenbezogene und durch eigene Vorbereitungen „sachhaltige“ Argumentationsfähigkeit soll im Prüfungsgespräch erkannt und bewertet werden. Sie ist z. B. schwer erkennbar, wenn der Kandidat den Prüfer, ohne dessen Fragen genau zu hören und zu bedenken, mit vorbereiteten Aussagen und Informationen überschüttet. Deswegen sollte die Vorbereitung kein Pauken sein, sondern im Gespräch mit anderen stattfinden.

    2.3 Kriterien, nach denen ein Prüfungsgespräch beurteilt wird

    Die Kriterien, nach denen ein Prüfungsgespräch zu beurteilen ist, lassen sich kaum vollständig und adäquat formulieren. Jedoch ist es möglich, einige wichtige zu benennen. Sie sind für die Selbstprüfung der Prüfer gedacht; in der Regel wird sich der Prüfer wenigstens vorbewusst einige dieser Fragen stellen:

    2.3.1 Vermochte der Kandidat seine Kenntnisse deutlich auf die Methoden, die dominanten Probleme und die Terminologie theologischer Ethik zu beziehen? Die Frage gilt einerseits gegenüber den in anderen Wissenschaften (Humanwissenschaften u. ä. erworbenen Kenntnissen, andererseits gegenüber den Einsichten, die aus anderen theologischen Disziplinen herübergeholt werden. Es wird danach gefragt, ob der Kandidat eine auf den Forschungsstandard und den Diskussionsstand bezogene Antwort auf die Frage hat, was theologische Ethik sei oder sein solle und ob er sein Thema mit Bezug auf dieses sein Verständnis der Ethik bearbeitet hat.

    2.3.2 Gelang es dem Kandidaten, sein erarbeitetes Wissen innerhalb des Prüfungsgesprächs und in Blick auf seine Urteilsfindung adäquat zu reproduzieren?

    2.3.3 Gelang ihm die Reorganisation seiner Kenntnisse und Einsichten unter Eingehen auf die Fragestellungen des Prüfungsgesprächs? Dazu gehört, dass einzelne Kenntnisse in einen klaren Zusammenhang miteinander und mit den Fragestellungen des Gesprächs gebracht werden.

    2.3.4 Zeigte sich im Gespräch eine aktuelle Problemlösungsfähigkeit? D.h. war der Kandidat imstande, im Prüfungsgespräch aufgeworfene Probleme zu lösen, auch wenn er sich dabei nicht auf Lösungsvorschläge aus der Literatur stützen konnte?

    2.3.5 War im Gespräch Transfer-Fähigkeit zu erkennen, d.h. hatte der Kandidat die Fähigkeit,  Gesichtspunkte, Methoden und Prinzipien aus dem vorbereiteten Problemkontext in ähnliche Kontexte zu übertragen?

    2.3.6 Wie stand es mit der Weite und Deutlichkeit des theologie-, geistesgeschichtlichen und historischen Horizontes, innerhalb dessen die Kenntnisse und Argumente entfaltet wurden? Konnten die Spezialprobleme in weitere forschungsrelevante Zusammenhänge eingeordnet werden?

     

    2.4 Schwierigkeiten des Gesprächs, Problem der Selbsteinschätzung

    Die genannten Kriterien werden unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden des Prüfungsgesprächs entsprechen. Es ist einfacher, die Grenzen von reproduzierbarem Faktenwissen auszuloten, als die Fähigkeit zu aktuellen Problemlösungen oder zu Transfer-Leistungen. Die unterschiedlichen Schwierigkeitsgrade verleiten die Kandidaten leicht zu recht irrigen Selbsteinschätzungen. Erfahrungsgemäß beurteilen manche, denen auch sehr schwierige Fragen zugemutet wurden, ihre guten Leistungen eher negativ, während andere, die auf einfacher Ebene kaum Antworten schuldig blieben, ihre Leistungen oft überschätzen.
     

    2.5 Verständnis zwischen Prüfern und Geprüften

    Kaum ein erfahrener Prüfer wird verkennen, dass das Prüfungsgespräch in erheblichem Maße ein “Kommunikationsproblem“ ist, eine Sache der schnellen Verständigung. Viele nicht durchschaubare und “nicht-wissenschaftliche“ Faktoren spielen dabei eine Rolle. Der Prüfer wird sich bemühen, Kommunikationsschwierigkeiten zu überwinden. Der Beisitzer und er selbst werden in Rechnung stellen, wenn das nicht gelungen ist. Aber der tatsächliche Verlauf und Inhalt des Gesprächs wird die entscheidende Grundlage der Beurteilung bleiben müssen.

    3.1 Die Rolle der Beisitzer

    Eine erhebliche Rolle bei der Notenfindung spielt der (spielen die) Beisitzer. Er/Sie kommen beim Bewertungsgespräch meist als erster zu Wort.

    Beschreibt man Prüfungen detailliert, wie es hier geschehen ist, so geht man das Risiko ein, dass manchen Kandidaten ein Examen viel schwieriger erscheint, als es bei gelassener und zielstrebiger Vorbereitung ist.
     

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    K. KRITIK UND WÜNSCHE DER LESER

    Liebe Leserinnen und Leser,
    Sie können uns helfen, diesen Studienführer für den Gebrauch noch geeigneter zu machen, wenn Sie nach seiner Benutzung ein e-mail an uns senden. Sie finden hier ein Formular, das sie kopieren, ausfüllen und als „attach“ an ein e-mail hängen können:

    Bitte schreibt an: Christofer.Frey@ruhr-uni-bochum.de

    Ich habe den Studienführer jetzt zum ersten Mal benutzt
    Mein Interesse richtete sich an erster Stelle auf
      A. “Studienberatung“     (  )
     B. “Benutzung der Bibliothek“    (  )
     C. “Lesen von Büchern“     (  )
     D. “Ratschläge für Seminar— und Examensarbeiten (  )
     E. “Hinweise zur mündlichen Prüfung“   (  )
     F. “Wichtige Literatur“     (  )
     

    Ich habe den Studienführer herangezogen im Rahmen
    des Hörens einer Vorlesung,    (  )
    der Mitarbeit in einem Seminar,    (  )
    der Mitarbeit in einem Tutorium,    (  )
    der Mitarbeit in einem Proseminar,    (  )
     des Schreibens einer Seminararbeit des Schreibens einer Examensarbeit der Vorbereitung auf das schriftliche Examen,     (  )
     einfach so.      (  )
     

    Der Studienführer hat mir in diesem Fall
     sehr       (  )
     durchschnittlich,       (  )
     weniger genützt:       (  )

    Es könnte in folgender Weise verbessert werden:
     
     
     


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