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©2006-01-06

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RUHR-UNIVERSITÄT BOCHUM
Germanistisches Institut
Sektion Skandinavistik

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Rede_N_Jordan

Redebeitrag von Nicola Jordan

Rede aus Anlass der Einstellung des Faches Skandinavistik an der Ruhr-Universität Bochum, gehalten im Anschluss an Frau Prof. Dr. Ebels Abschiedsvorlesung am 15. Dezember 2005

Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Kollegen und Kolleginnen,
liebe Kommilitonen und Kommilitoninnen,
in etlichen Fällen kann ich inzwischen auch sagen: liebe Freunde und Freundinnen,
und ganz besonders nennen möchte ich schließlich Sie: liebe Frau Ebel!

Ich weiß nicht, ob man es auch in den hinteren Reihen erkennen kann, aber sicher haben Sie alle schon diesen originellen Aushang gesehen, mit dem die Fakultät für Philologie zur Zeit für ein Auslandsstudium mit Sokrates wirbt. „Wir wollen Sie loswerden“, heißt der Slogan darauf. Ich habe gemischte Gefühle, wenn ich diese bewusst provokanten Worte lese. Als Skandinavist neigt man in diesen Tagen zur Empfindlichkeit und dazu, solche Botschaften misszuverstehen und auf sich zu beziehen, denn wir versuchen ja nun schon seit Jahren, uns an den Gedanken zu gewöhnen, dass man uns loswerden will, und jetzt scheint es also endgültig so weit zu sein. Dementsprechend überkommt mit Wehmut, wenn ich die beiden jungen Damen auf dem Bild betrachte, die sich – dem Betrachter den Rücken zukehrend – mit Sack und Pack aufgemacht haben in eine ungewisse Zukunft.

Die Bochumer Skandinavistik ist immer eine kleine Sektion gewesen, aber trotzdem – oder gerade auch deswegen – ließ es sich hier sehr gut studieren und arbeiten. Deshalb hat der Beschluss des Ministeriums, ein Fach mit so guter Auslastung und Examensquote zu schließen, bei den Betroffenen Unverständnis und Widerstand hervorgerufen. Dass die Umsetzung dieses Beschlusses dann trotz aller Bemühungen nicht verhindert werden konnte, hat wiederum zu Enttäuschung und Verbitterung geführt. Das alles soll heute nicht einfach verschwiegen werden, aber es soll nicht überwiegen und auch nicht das sein, was wir mit in die Zukunft nehmen, und deshalb meine ich, dass wir die Streichung unseres Fachs als Resultat finanzieller und struktureller Zwänge akzeptieren und sie nicht als Akt der Missachtung oder Willkür gegen das Fach und seine Vertreter missverstehen sollten. Und ich bin der Auffassung, dass wir allen gegen uns gefassten Beschlüssen zum Trotz heute auch Anlass zur Dankbarkeit haben: Dankbarkeit gegenüber dem Ministerium in Düsseldorf, dem Rektorat und der Verwaltung der RUB, der Fakultät für Philologie und dem Germanistischen Institut, die es uns ermöglicht haben, dass die Abwicklung des Faches unter so günstigen Umständen wie möglich ablaufen konnte. Ganz besonders glücklich für uns war die Entscheidung, dass Frau Ebel eine Sondergenehmigung erhielt, die es ihr erlaubte, über den Stichtag ihrer eigentlichen Pensionierung hinaus bis heute im aktiven Dienst zu verbleiben und das Fach, das sie in Bochum mitbegründet hatte, auch selbst abzuwickeln.

Das stärkste Gefühl, das viele von uns beherrscht und das auch darin zum Ausdruck kommt, dass so viele Studierende, Absolventen und ehemalige Mitarbeiter heute gekommen sind, dürfte die Verbundenheit sein, die wir gegenüber der RUB und ganz besonders gegenüber ihrer Skandinavistik empfinden. Diese Verbundenheit hängt sicherlich zum einen mit der intimen Atmosphäre des kleinen Fachs zusammen, vor allem aber ist sie das Verdienst von Frau Prof. Dr. Ebel. Sich die Bochumer Skandinavistik ohne Frau Ebel vorzustellen, ist nahezu unmöglich. Sie hat sie geprägt mit ihrer gleichermaßen großen Kompetenz in Lehre und Forschung und mit ihrem außerordentlichen persönlichen Engagement für die Belange der Sektion, der Studierenden und der Mitarbeiter. Allen Studierenden – auch denjenigen, deren Studienzeit schon länger zurück liegt – werden ihre Vorlesungen und Seminare mit den lebhaften Diskussionen im Gedächtnis bleiben. Unvergesslich sind auch die Feste und Exkursionen, allen voran die große Islandexkursion, die ohne Frau Ebels Engagement nicht zustande gekommen wären. Die stärksten Erinnerungen aber werden wir an die vielen persönlichen Gespräche haben, daran, wie sie uns mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat und wie sie sich für jeden einzelnen eingesetzt hat. Ohne Frau Ebels unermüdlichen Antrieb und Einsatz wäre beispielsweise manches Examen ausgeblieben, mancher Praktikumsplatz nicht gefunden worden und manche berufliche Laufbahn weniger glücklich verlaufen. Unbedingt erwähnt werden muss in diesem Zusammenhang auch Frau Ebels phänomenales Gedächtnis, dem nichts und niemand entfällt. Für alles, was sie für uns getan hat, möchten wir heute unseren tief und ehrlich empfundenen Dank aussprechen.

Liebe Frau Ebel, ich weiß, dass Sie solche Lobes- und Dankesworte über und an Sie nicht gerne hören, weil Sie ein sehr bescheidener Mensch sind, der kein Aufhebens um sich macht, aber heute müssen sie einmal gesagt werden. Wir, Ihre Mitarbeiter und Studenten, sind sehr froh, dass Ihre heutige offizielle Verabschiedung kein Abschied ist, dass Sie weiterhin Ihre verbliebenen Examenskandidaten und Doktoranden betreuen und uns als Gesprächspartnerin zur Verfügung stehen werden. Und natürlich sind wir auf Ihre weitere wissenschaftliche und publizistische Arbeit sehr gespannt.

Ein herzliches Dankeschön gebührt schließlich auch unseren Studierenden, der Fachschaft insgesamt und insbesondere auch ihren Vertretern. Sie haben dafür gesorgt, dass unsere Sektion bis auf den heutigen Tag nichts an Vitalität eingebüßt hat. Wir Mitarbeiter wünschen ihnen viel Erfolg für die letzten noch ausstehenden Examina und hoffen, dass sie viel von der Bochumer Skandinavistik für ihre persönliche und berufliche Zukunft mitnehmen.

Die Lücke, die in den vergangenen Jahren dadurch entstand, dass keine Erstsemester mehr nachrückten, wurde zumindest im Bereich der Sprachkurse, die ja einen großen Teil unseres Lehrangebots ausgemacht haben, durch fachfremde Studierende mehr als gefüllt. Die Dänisch-, Norwegisch- und Schwedischkurse sind schon immer von Hörern aller Fakultäten besucht worden, doch ist seit einigen Semestern ein stetiger, teils auch sprunghafter Anstieg der Nachfrage zu verzeichnen. Diese Entwicklung ist es, die uns Hoffnung für die Zukunft gibt, und damit bin ich wieder zurück bei dem Aushang, den ich Ihnen eingangs zeigte. Wenn es der RUB ernst damit ist, ihre Studierenden los werden zu wollen, zunächst vielleicht nur für ein Auslandssemester, später dann möglicherweise auch für weiterführende Studien und Forschung im Ausland, wenn die Studierenden fit gemacht werden sollen für ein Berufsleben, in dem Internationalisierung eine immer größere Rolle spielt, dann wird eine qualitativ hochwertige Sprachausbildung auch in Zukunft unverzichtbar sein. An dieser Stelle möchte ich dem Germanistischen Institut und dem Optionalbereich dafür danken, dass sie trotz angespannter Haushaltslage für dieses Semester die Finanzierung der Schwedisch- bzw. Dänisch- und Norwegischkurse übernommen haben. Und ich möchte an alle Verantwortlichen in den verschiedenen Gremien und Institutionen appellieren, die notwendigen Bedingungen dafür zu schaffen, dass das bisherige Angebot an skandinavischen Sprachen an der RUB auch nach dem Ende der Skandinavistik erhalten bleiben und vielleicht sogar dem Bedarf entsprechend erweitert werden kann. Die Gründe dafür sind vielfältig und einleuchtend. Die übergreifende historische Dimension, die langen und engen Beziehungen zwischen Deutschland und Skandinavien in Politik, Kultur und Wirtschaft, von der Hanse bis zur EU, möchte ich nur am Rande erwähnen. Von unmittelbarer Bedeutung für die RUB ist die Tatsache, dass viele ihrer Institute einen umfassenden Austausch mit skandinavischen Partnern pflegen, dass deshalb für eine große Zahl von Studierenden und Forschern die Notwendigkeit besteht, eine skandinavische Sprache zu erlernen, und dass die in vielen Bereichen bessere Arbeitsmarktlage in den nordischen Ländern wie auch der Umstand, dass Deutschland der wichtigste Handelspartner für die dortige Wirtschaft ist, eine interessante Perspektive bieten. Dass das auch die Studierenden so sehen, zeigt sich zum Beispiel darin, dass im Sommersemester 2005 275 Studierende 59 verschiedener Fachrichtungen die Schwedischkurse besucht haben. In Skandinavien sind die Hochschulen gezwungen, ihr Angebot im Bereich Deutschunterricht immer weiter herunterzufahren, weil das studentische Interesse mehr und mehr abnimmt. Umso bedauerlicher wäre es, wenn die Entwicklung an der Ruhr-Universität dahin gehen würde, dass sich trotz einer steigenden Nachfrage das Angebot an nordischen Sprachen verschlechtern würde. Unsere Hoffnung für die Zukunft ist daher, dass mit der Sprachausbildung, deren Relevanz auch nach der Schließung des Fachs unvermindert hoch ist, wenigstens einer der über viele Jahre hin etablierten Kernbereiche der Skandinavistik erhalten bleibt, und dass die Ruhr-Universität uns auf diese Weise schließlich doch nicht ganz los wird.

Vielen Dank!