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(00274) 02.10.2002 14:41

"Nature" berichtet: Dem magnetischen Orientierungssinn auf der Spur


_Sperrfrist: 02.10.2002, 19 Uhr_

Bochum, 02.10.2002
Nr. 275


Warum Zugvögel immer den Weg finden
Dem magnetischen Orientierungssinn auf der Spur
„Nature“: RUB-Forscher berichten über neue Erkenntnisse


Zugvögel nutzen das Magnetfeld der Erde, um sich zu
orientieren und ihren Weg zu finden. Der Magnetsinn ist der
letzte weitgehend unerforschte Sinn. Forscher fragen sich,
wie er funktioniert. Eine Antwort haben Onur Güntürkün und
Helmut Prior, Abteilung Biopsychologie, (Institut für
Kognitive Neurowissenschaft, Fakultät für Psychologie der
Ruhr-Universität) in Kooperation mit Joachim Traudt,
Roswitha Wiltschko und Wolfgang Wiltschko vom Zoologischen
Institut der Universität Frankfurt gefunden: In der
aktuellen Ausgabe von „Nature“ (03.10.) berichten sie, dass
die Tiere das Magnetfeld ausschließlich über das rechte Auge
und mit der linken Hirnhälfte wahrnehmen. So erscheint es
ihnen vermutlich als plastisches Objekt, an dem sie sich
orientieren können.

Fotos im Internet

Fotos zum Herunterladen finden sich im Internet unter
http://www.ruhr-uni-bochum.de/aktuell/fotos_magnetsinn.htm
Abb. 1: Das Rotkehlchen: Orientierung mit Magnetsinn
Abb. 2: Die Versuchsapparatur
Abb. 3: Ein Rotkehlchen wird in den Trichter gesetzt

Den Norden sehen

„Das Magnetorientierungssystem findet Eingang über das
rechte Auge der Tiere“, sagt Onur Güntürkün, „es benutzt
quasi das visuelle System, um sich Zugang zur Wahrnehmung zu
verschaffen“. Aus diesem Ergebnis schließen die
Wissenschaftler, dass die Tiere den magnetischen Norden
tatsächlich mit dem Auge wahrnehmen können, und zwar mit der
linken Hirnhälfte, die auch für das Sehen von Objekten
zuständig ist. Die Zugvögel wissen zu jeder Tages- und
Nachtzeit, wo der magnetische Norden liegt. Ein
biophysikalisches Modell, das eine deutsch-amerikanische
Forschergruppe vor zwei Jahren entwickelt hat, zeigt, dass
das Magnetfeld Fotorezeptoren im Auge beeinflussen kann.
Dadurch entsteht vermutlich ein plastisches „Bild“, so dass
die Tiere den Norden „sehen“ können.

Ein „triviales“ Experiment

„Herausgefunden haben wir das in einem eigentlich
"trivialen" Experiment“, so Güntürkün. Die Biopsychologen
fingen Rotkehlchen ein, die gerade auf ihrer Nordwanderung
waren, und sperrten sie über Nacht in einen Trichter, der
mit Papier ausgekleidet war. Die „Zugunruhe“ der Vögel
äußerte sich in Kratzspuren auf dem Papier, anhand derer
sich die Zugrichtung ablesen ließ. Das Ergebnis: Die Tiere
wollten ausschließlich nach Norden. In einem zweiten Schritt
benutzten die Forscher Augenkappen, um den Tieren
abwechselnd das linke und rechte Auge zu verdecken: Wurde
das rechte Auge abgedeckt hatten die Tiere keinerlei
Orientierung mehr, ohne das linke zeigten die Kratzspuren
wieder gen Norden. Setzten die Wissenschaftler so genannte
Helmholtz-Spulen ein, die das Magnetfeld umkehren,
tendierten die Tiere in Richtung Süden, denen das linke Auge
verdeckt worden war.

Komposition der Sinne

Das Magnetorientierungssystem ist ein Sinn, der Zugvögeln
hilft, ihren Weg zu finden. Ohne das visuelle System wäre
der Magnetsinn wirkungslos, so dass sich beide
Wahrnehmungsmechanismen sinnvoll ergänzen. Tiere, die
überwiegend nachts ziehen, nutzen zudem die Sterne, um sich
zu orientieren, andere, z. B. Tauben, nutzen auch den
Sonnenkompass oder den Geruch von Landschaften.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün, Dr. Helmut Prior,
Abteilung Biopsychologie, Institut für Kognitive
Neurowissenschaft, Fakultät für Psychologie der RUB, GAFO
05/618, Tel. 0234/32-26213, -26804, Fax: 0234/32-14377,
E-Mail: Onur.Guentuerkuen@ruhr-uni-bochum.de,
helmut.prior@ruhr-uni-bochum.de Internet:
http://www.bio.psy.ruhr-uni-bochum.de/


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Mit freundlichen Gruessen

Dr. Josef Koenig
RUB - Ruhr-Universitaet Bochum
- Pressestelle -
44780 Bochum
Tel: + 49 234 32-22830, -23930
Fax: + 49 234 32-14136
Josef.Koenig@ruhr-uni-bochum.de

Schauen Sie doch bei uns mal rein:
http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressestelle

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