Prof. Francis Jeffry Pelletier


Anneliese Maier-Preisträger kommt an die RUB

Prof. Francis Jeffry Pelletier möchte das Rätsel der Zählbarkeit knacken

Zum zweiten Mal hat die Alexander von Humboldt-Stiftung den mit je 250.000 € dotierten Anneliese Maier-Forschungspreis verliehen – und zum zweiten Mal freut sich die Ruhr-Universität Bochum, dass einer der ausgezeichneten internationalen Forscher nach Bochum kommt. Der kanadische Sprachwissenschaftler Prof. Francis Jeffry Pelletier (University of Alberta, Edmonton und Simon Fraser University, Burnaby B.C.) gehört zu den sieben Preisträgern des Jahres 2013. Am Sprachwissenschaftlichen Institut der RUB arbeitet er mit Prof. Dr. Tibor Kiss zusammen, um sprachvergleichend das „Rätsel der Zählbarkeit“ von Substantiven zu knacken.

Der Anneliese Maier-Forschungspreis

Mit dem hochdotierten Preis unterstützt die Humboldt-Stiftung weiterführende Forschungskooperationen von deutschen und internationalen Partnern für einen Zeitraum von bis zu fünf Jahren. Benannt nach der deutschen Philosophin und Wissenschaftshistorikerin Anneliese Maier, soll der Preis die internationale Sichtbarkeit der geistes- und gesellschaftswissenschaftlichen Forschung aus Deutschland erhöhen. In der ersten Ausschreibungsrunde ging einer der Preise an den amerikanischen Philosophen Prof. Shaun Gallagher, der mit dem Preisgeld in Höhe von 250.000 € eine Kooperation mit der RUB-Philosophie intensivierte. In der zweiten Ausschreibungsrunde erhielt nun Prof. Pelletier den Preis auf Vorschlag von Prof. Kiss. Zusammen arbeiten sie seit 2010 an einer korpusbasierten Analyse der Zählbarkeit unter besonderer Berücksichtigung der Polysemie (Mehrdeutigkeit) und können diese Forschungen nun bis einschließlich 2017 durch den Anneliese Maier-Forschungspreis verstetigen.

Zählbar oder nicht zählbar?

Substantive können danach klassifiziert werden, ob sie zählbar sind oder nicht – so sind „Linsen“ zählbar, „Matsch“ aber nicht. Vereinfacht formuliert gibt es von zählbaren Substantiven Singulare und Plurale, von nicht-zählbaren aber nur eine Form, die aussieht wie ein Singular. Zählbare Substantive müssen im Singular durch einen Artikel begleitet werden, Massenterme nicht. Diese zunächst einfache Unterscheidung wird problematisch, weil es sprachliche Operationen gibt, die zählbare in nicht-zählbare Substantive (sog. Massenterme) verwandeln und umgekehrt. So ist „Wein“ nicht zählbar, was uns nicht daran hindert, im Restaurant nach „drei Weinen“ zu fragen. Das Substantiv „Lamm“ bildet einen Plural, ist also zählbar (Lämmer), dennoch kann man sagen: „Ich mag Lamm“ und bezieht sich damit auf „Lamm-Masse“ und nicht auf einzelne zählbare Lämmer. Die Unterscheidung kann auch nicht danach getroffen werden, welche Art von Gegenstand die entsprechenden Ausdrücke bedeuten: „Linsen“ und „Reis“ sind beide relativ klein, dennoch werden Linsen gezählt, Reis aber nicht. Unklar ist auch, wie sich Abstrakta (z.B. „Schwierigkeit“, „Wissen“) verhalten.

Sprachdaten und theoretische Arbeiten

Am Sprachwissenschaftlichen Institut der RUB untersucht Prof. Kiss diese Fragestellungen bereits seit 2008 mit einem neuartigen Verfahren auf der Basis umfangreicher Sprachdaten. Prof. Pelletier hat bahnbrechende theoretische Arbeiten zu dieser Fragestellung vorgelegt. Gemeinsam beabsichtigen sie nun, die bereits für das Deutsche vorangetriebenen Untersuchungen auf englische Daten zu übertragen und sich über den Sprachvergleich dem „Rätsel der Zählbarkeit“ zu nähern.

Redaktion
Jens Wylkop
Pressestelle RUB

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Ansprechpartner

Prof. Dr. Tibor Kiss
Sprachwissenschaftliches Institut der RUB
Fakultät für Philologie
Tel. 0234/32-25114
tibor@linguistics.rub.de