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Dr. Alexandra Villing

Schüsseln

Schüsseln gehören zu den wenigen Keramikfomen, die von den Anfängen bis zum heutigen Tag ununterbrochen in Gebrauch sind. Auch in der milesischen Keramik sind sie zahlenmäßig stark vertreten. Bei weitem die Mehrzahl stammt aus dem archaischen Siedlungsgebiet, nur wenige aus dem ansonsten keramikreicheren Aphroditeheiligtum.  Als alltägliches Gebrauchsgeschirr wurden Schüsseln vor allem nach Zweckmäßigkeitskriterien gestaltet. Daher blieben ihre Formen oft über lange Zeit konstant. Dennoch zeigt das Typenrepertoire einen unerwarteten Formenreichtum, der wohl nicht nur auf verschiedenartige Nutzung, sondern auch auf die Kreativität der milesischen Töpfer zurückzuführen ist.

In Milet wurden viele tausend Fragmente von Schüsseln gefunden. Sie lassen sich in ein gutes Dutzend verschiedener Typen untergliedern, von denen einige durch Gemeinsamkeiten mit anderen Gefäßformen in das milesische Keramikrepertoire fest eingebunden werden können.

 Für einzelne Schüsseltypen kann die Funktion genauer bestimmt werden. So wurden in flachen,  weitmundigen, sogenannten "Reibschüsseln" wohl Getreide, Obst und Gemüse zu Brei verarbeitet, da bei vielen der Schüsseln der Boden durch Gebrauch innen abgerieben ist. Während die meisten der milesischen Reibschüsseln sicher vor Ort für den lokalen Markt hergestellt wurden, sind einige sehr wahrscheilich auch importiert worden (z.B. aus Korinth, Nord-Ionien sowie möglicherweise aus dem Schwarzmeergebiet). Diese Beobachtung zeigt, dass nicht nur bemalte Feinkeramik, sondern auch Gebrauchskeramik von auswärts ihren Weg nach Milet finden konnte.

 

Wohl ausschließlich aus lokaler Produktion sind hingegen die meisten der anderen Schüsselformen wie etwa die häufig auftretenden tieferen, unbemalten Schüsseln mit flachem, ausgezogenem Rand (1c) und Rand- oder Bauchhenkeln (1b), die man sich wohl als vielseitig verwendbare Rühr- und Mischgefäße vorstellen kann, oder die zahlreichen unbemalten, kleinen flachen Schüsseln mit Wandungsknick sowie die kleinen, meist mit Bändern und Wellen verzierten und oft mit kleinen Henkeln versehenen Schüsseln der sogenannten "Streifenware", die wohl als universales Essgeschirr dienten (1a).

 

Dagegen stammen aus dem Bereich der Feinkeramik Fragmente von im Tierfriesstil dekorierten Steilwandschüsseln auf hohem Fuß (2-3), von denen ein vollständig erhaltenes Exemplar im British Museum aufbewahrt wird. Sie sind außen reich, innen nur spärlich dekoriert, was darauf schließen lässt, dass sie ursprünglich mit einem (heute verlorenen) Deckel versehen waren.
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