Interdisziplinäre Forschungen > Archäobotanik

Dr. Hans-Peter Stika

Subfossile Pflanzenreste aus Milet

 

> Archäobotanische Makroreste

Unter archäobotanischen Makroresten werden vor allem subfossile Samen und Früchte aber auch Getreidespreu, Blätter, Nadeln sowie weitere vegetative Pflanzenteile aus archäologischen Fundschichten verstanden. Sie bleiben über die Jahrtausende nur erhalten, wenn sie in verkohltem und mineralisiertem Zustand oder durch Einbettung im Grundwasserbereich (sauerstoffarmes Milieu) dem mikrobiellen Abbau entzogen sind. Mikroskopisch kleine Pflanzenreste wie Blütenstaub (Pollen) oder Kieselalgen sind keine Untersuchungsobjekte der archäobotanischen Makrorestanalyse und werden von anderen Spezialisten untersucht.

> Ziele der Untersuchungen

Die Ziele der archäobotanischen Untersuchungen sind einerseits das verwendete Kulturpflanzenspektrum zu ermitteln, den früheren Ackerbau zu rekonstruieren und Aussagen zur antiken Umwelt zu machen. Andererseits können Verarbeitungsschritte des Erntegutes, Arbeitsbereiche innerhalb der Siedlungen und Sedimententstehung untersucht werden.

> Proben

Bislang wurden archaische Sedimentproben aus den Grabungen am Kalabaktepe (K 92) und vom Zeytintepe (Z 92) untersucht. Aus der Athenatempel-Grabung (AT 96-99) konnten in den letzten Jahren aus chalkolithischen bis hellenistischen Schichten archäobotanische Proben entnommen werden. Die Untersuchungen sind noch im Gange. Den Schwerpunkt dieser Grabungen stellen mykenische und minoische Befunde dar.

> Erste Ergebnisse

Nach den Fundzahlen und Stetigkeiten ihres Auftretens stehen Nachweise von Feige an erster Stelle, gefolgt von Ölbaum und Weinrebe. Außer den mediterranen Fruchtbäumen stellen die Getreide wichtige Kulturpflanzen dar. Neben der dominierenden Spelzgerste sind die Spelzweizen Einkorn, Emmer und Dinkel nachgewiesen. Hirse und freidreschende Weizen (Saatweizen, Hartweizen oder Rauhweizen) sind ebenfalls belegt. Die Hülsenfrüchte Linse, Ackerbohne, Erbse, Linsenwicke und Saatplatterbse befanden sich im Anbau. Reste von Mandel, Hasel und Granatapfel treten nur vereinzelt auf. Gemüse und Salatpflanzen sind bislang selten nachgewiesen. Hierzu zählen Sellerie, Rübe/Mangold, Möhre und Portulak.

Durch die archäobotanischen Untersuchungen einer großen Aschengrube (Inv. K 92.772), die in funktionellem Zusammenhang zu einem Töpferofen stand, konnte eine Einfüllung von Fäkalien in die Aschenschichten ermittelt werden.

Bei den Pflanzenresten vom Zeytintepe aus dem Bereich eines Aphroditheheiligtums deuten sich Unterschiede im Kulturpflanzeninventar zum Siedlungsbereich am Kalabktepe an.

Die nachgewiesenen Wildpflanzenreste stammen großteils von Acker- und Ruderalstandorten, aber auch Macchie-Arten und Pflanzen von Feuchtgebieten sind nachgewiesen.

Die Auswertung der Proben aus der Athenatempel-Grabung versprechen weitere interessante Ergebnisse.

Abb. 20-25. Lichtoptische Aufnahmen mit einer Foto-Binokularlupe

 
 
 
 
 

Abb. 1-6. Verkohlte Getreidekörner in jeweils vier Ansichten (ventral, lateral, dorsal und Aufsicht auf die Kornspitze), der Maßstab entspricht 1 mm.

 
 
 

Abb. 7-12. Verkohlte Getreidekörner, Samen von Hülsenfrüchten und ein halber Olivenstein in verschiedenen Ansichten, der Maßstab entspricht jeweils 1 mm.

 
 
 
 

Abb. 13-18. Rasterelektronenmikroskopische Aufnahmen verkohlter Weinkerne aus den Athenatempel-Grabungen verschiedener Zeitstufen, Weinrebe (Vitis vinifera).

 
 
 

Abb. 19. Lichtoptische Aufnahmen von verkohlten Weinkernen mit einer Foto-Binokularlupe, Weinrebe (Vitis vinifera), Kalabaktepe K 92, archaisch.

     
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