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| Dr. Elke Forbeck | |||||||||||
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| Detail aus dem Plan von P. Wilski | |||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Das Löwengrab liegt etwa 500 m südlich des Heiligen Tores von Milet am Südosthang des Kazartepe (Abb. 1). Heute streift den Hügel die moderne Asphaltstraße, welche an Milet vorbei von Didyma nach Priene führt. Schon 1901 fanden Am Osthang des Hügels erste Sondierungen durch C. Watzinger statt, aber erst im Jahre 1906 wurde unter der Leitung A. v. Salis’ auf der Südosthälfte des Kazartepe u. a. das Löwengrab freigelegt und dokumentiert (Abb. 2). Der Bericht im Grabungstagebuch zur Auffindung des Grabes lautet folgendermaßen: „(...) Am 19. Oktober war endlich das Ende des Dromos erreicht; der Anfang ist noch nicht konstatiert, da er von dem Damm der Feldbahn überschnitten ist. Die freigelegte Strecke beträgt 22 m. Da er senkrecht in den Fels getrieben ist, sind seine steilen Wände vor dem Abschluß 2 ½ m hoch. Hier verbreitert sich der Gang zu einem 3 m langen, 2,25 m breiten Raum, der aber unten die schmale Grabenbreite behält. Dieser Raum war angefüllt mit einer Masse größerer Bruchsteine. Am Abend zeigte sich in der senkrechten Abschlusswand eine übermannshohe oben spitz auslaufende Grabesthür, die mit mächtigen unbehauenen Felsblöcken verschlossen war“. Die neuen Ausgrabungen, die in den Jahren 1994 und 1995 am Kazartepe unternommen wurden, konnten die Beobachtungen v. Salis’ ergänzen sowie seine Vermutungen zur Aufstellung der beiden Grablöwen verifizieren: Das Grab ist in seiner Gesamtheit in den anstehenden Fels getrieben, an keiner Stelle finden sich Hinweise auf zusätzliche Baumaßnahmen. In seiner Anlage nimmt das Löwengrab Bezug auf den geologischen Aufbau des Hügels. Am Ende des in den nur sanft ansteigenden Felsen eingetieften Dromos steigt der Kazartepe steil zur Kuppe hin an und bietet für die in den Hügel hineingetriebene Vor- und Grabkammer genügend Gesteinsmasse. Der heute sicht- und begehbare Teil des Dromos hat eine Länge von 24,30 m (Abb. 3). Sein Ende ist noch nicht erreicht. Auffällig in der Struktur des Ganges sind einerseits die gewundene Form und damit das Fehlen jeder Symmetrie, andererseits eine ungewöhnliche Treppung innerhalb seines Verlaufs. Die S-förmige Biegung entspricht dem geologischen Aufbau des Hügels, in den scheinbar irrational angebrachten stufenähnlichen Vertiefungen sammelt sich das Regenwasser und fließt auf diese Weise nicht in das Innere des Grabes. Auf dem untersten Niveau des Ganges befand sich, da v. Salis den Dromos teilweise nicht bis auf den Grund gereinigt hatte, noch eine ca. 22 cm hohe fundleere Schicht aus Kalksteinschutt, die mit wenig Erde durchmischt war. Sie gleicht die o.g. Niveauunterschiede aus und hält den Gang auch bei Regenfall begehbar. Sicher ist, daß das Löwengrab in der Form - Dromos, Drainageschicht, große Graböffnung - nur für den einmaligen Moment der Grablegung sichtbar war. Nach dem Verschließen des Grabes wurde auch der auf des Grab zuführende Dromos zugeschüttet, um ihn, den deutlichen Wegweiser zur Graböffnung, unsichtbar zu machen. Die Graböffnung befindet sich im Steilhang des Hügels. Der Fels ist dort geglättet, so daß eine senkrechte Front entstanden ist. Der Zugang entspricht in seiner Formgebung und in seinen Ausmaßen dem Erscheinungsbild der dahinterliegenden Vorkammer. Im ersten Teil der Vorkammer (Abb. 4) ist der Felsboden in der Mitte um 0,65 m eingetieft, wodurch ein kleiner Innengang entsteht, der die bisherige Richtung des äußeren Dromos ins Innere hinein fortsetzte. Zu beiden Seiten dieses inneren Ganges blieb der Fels auf dem ursprünglichen Niveau sehen und bildete auf diese Weise zwei zur Mittelachse des Raumes symmetrische Bänke. Dieser kleine Dromos erweitert sich nach 5,10 m bis zu den Seitenwänden, das abgesenkte Niveau dehnt sich nun auf die gesamte Vorkammerbreite aus. An eben dieser Stelle, an der das Niveau der Vorkammer einheitlich wird, vergrößert sich die Raumhöhe, die Decke bildet ihren Dachcharakter aus (Abb. 5). Die Beschreibung durch A. v. Salis ergänzt das heute noch Sichtbare: „(...) in seiner ganzen Länge [ist die Vorkammer] bis oben ausgestopft mit großen Felsblöcken und kleineren Füllsteinen; dazwischen lagen zahlreiche bemalte Vasenscherben. (...)“ Die rückwärtige Wandung der Vorkammer fehlt ganz, so dass eine große Öffnung über eine 0,14 m tiefe Stufe zur Grabkammer hinableitet. Diese übertrifft die Vorkammer an Breite und Höhe und weist ein Satteldach mit angedeutetem Firstbalken auf. Ungewöhnlich ist der Boden angelegt. Er ist nicht ebenmäßig geglättet, sondern nimmt auf die natürliche Schichtung des Kalksteins Rücksicht. So kommt es zu einer dreifachen, sehr flachen Abtreppung diagonal zum Kammerboden mit der das Niveau des ansteigenden Gesteins ausgeglichen wurde In der hinteren rechten Ecke befindet sich eine niveauregulierende gepickte Abarbeitung. Diese Struktur des Bodens stellte sich bei der Ausgrabung 1906 folgendermaßen dar (Abb. 5-6): „Die hintere Schmalwand ist glatt und nur leise nach oben vorgeneigt, der Boden der Höhle senkt sich gegen die nördliche Ecke zu. Um die Beisetzung zieht sich ein Rahmen von dünnen Bleiplatten; auf den Längsseiten größere Stücke (ca. 0,50 x 0,40), die dicht an die Felswand reichen und z.T. noch nach oben umgebogen sind. An der hinteren Schmalseite dagegen ist nur eine schmale (Br. 0,12) Schwelle, dahinter noch ein leerer, nur mit Verwitterungsschutt angefüllter Raum. Vermutliche diente dieser Bleibelag als Unterlage für ein niedriges Holzpodium, um dieses vor der Bodenfeuchtigkeit zu schützen; ein ähnlicher Belag aus Bronzeplatten fand sich in einem Caeretaner Grab.“ Von den Bleiplatten fehlt jede Spur, auch im Grab selbst wurden keine Spuren von ihrer Anbringung gefunden. Auch ist der Bearbeiterin das von v. Salis erwähnte Caeretaner Grab mit Bronzeplatten nicht bekannt und würde sich über Hinweise freuen. elkeforbeck@aol.com . Zudem fanden sich bei den jüngsten Reinigungen im Löwengrab keine weiteren Spuren von Grabbeigaben. An Stelle einer Beschreibung der Fundsituation von 1906 (Abb. 6) sei noch einmal A. v. Salis zitiert: „Innerhalb dieses Rahmens nämlich war der Boden gleichmäßig mit einer etwa 4 cm dicken Schicht von schwarzer, mit einem vermoderten Stoff durchsetzter Erde bedeckt; darunter ein dünnes Sandstroma, wie es zuweilen auch den Boden archaischer Särge deckt. Die eigentliche Beisetzung nahm nur die hintere Hälfte der Höhle ein. Der Tote lag parallel zur Rückwand der Kammer, mit dem Kopf nach S.W., zwischen einer primitiven Steinsetzung: zwei Reihen roher Felsblöcke verschiedener Grösse, ganz regellos gelegt. Das Skelett war von der Feuchtigkeit stark angegriffen, grösstenteils völlig vermodert; nur die Hauptzüge liessen sich noch erkennen. Der Schädel, der auf die linke Seite gefallen war, hatte sich zu einer formlosen Masse aufgelöst. Auf der Körpermitte lagen zwei gleiche silberne Omphalosschalen, stark oxydiert und z.T. zerfallen; die eine lag umgekehrt, während die andere auf ihrem Boden noch einige Knochen der rechten Hand enthielt: Also hatte der Tote noch in das mit irgendeiner Speise gefüllte Gefäss gegriffen. Ausserhalb der Steinsetzung, nahe dem linken Knie, war eine einfache thönerne Tasse mit Firnisstreifen, von einer Form, wie wir sie bis jetzt nur aus der mykenischen Keramik kannten. In der linken hinteren Ecke lehnte ein gut erhaltener grosser Henkeltopf, leer; in der Ecke links vom Eingang war eine grosse Schüssel, welche ein Muschelgericht enthalten hatte. Das Gefäss war (in Folge der Feuchtigkeit) zersprungen; eine Anzahl kleiner Muscheln fand sich zwischen den Scherben. In der gegenüberliegenden Ecke rechts, ebenfalls in Stücken, eine grosse Amphora. Sämtliche Gefässe sind aus grobem Thon und ohne jede Bemalung, gewöhnliches Gebrauchsgeschirr. In einer Ecke des Grabes, neben der Amphora, lagen, zusammen mit Resten von vermodertem Holz, zahlreiche Bruchstücke von Einlagen aus Beinplättchen und Bernsteinknöpfes, offenbar die Überreste eines mit Intarsien geschmückten hölzernen Kästchens. Ein solches Ornament ließ sich wieder vollständig zusammensetzen: es ist eine grosse (D. 0,07) Rosette aus 18 gleichgrossen, an der Oberfläche polierten Blättchen von 1 ½ mm Dicke. Den Mittelpunkt bildet ein halbkugeliger Bernsteinknopf (D. 0,01) in einer Fassung von Bein. Die schimmernd helle Rosette mit dem leuchtenden Bernstein in der Mitte muss sich von dem dunklen Holz wundervoll abgehoben haben. Es sind von weiteren Rosetten noch viele Fragmente da. Nach dem Befund - 5 Bernsteinknöpfe - sind es mindestens fünf solcher Einlagen gewesen. Man möchte sich gern die vier Seiten und den Deckel eines Kästchens mit je einer solchen Rosette verziert denken. An verschiedenen Stellen der Kammer lagen viereckige Beschlagstücke mit Stiften von Eisen und daran haftenden Holzteilen. (...)“ (A. v. Salis, abschließender Grabungsbericht vom 12. Dezember 1906) Wie aber sah das Löwengrab nach seiner endgültigen Fertigstellung aus? Über der Front des gereinigten Löwengrabes sind heute noch zwei Marmorblöcke sichtbar, die dem ursprünglich hellenistischen Felsgrab IV zuzuordnen sind. Betrachtet man den Grundrissplan (Abb. 7) des Grabes IV, den A. v. Salis angefertigt hat, so lassen sich diese Blöcke identifizieren. Sie schließen nicht mit der geglätteten Front des Löwengrabes ab, sondern bilden vor der Grabkammer eine Schwelle mit einem anschließenden 2 m langen Dromos, dessen Seitenwände laut Ausgräber noch 0,85 - 0,90 m hoch anstanden. Es wird deutlich, dass im heute sichtbaren Zustand der gesamte Dromos des Grabes fehlt. Daraus folgt, dass der Dromos von Grab IV in oder auf ein anstehendes Erd- und Gesteinsmaterial gebaut, welches offensichtlich von einer großen, den Eingang des archaischen Grabes vollständig bedeckenden Anschüttung herrührt. Da der Kazartepe ein mit nur wenig Flugerde bedeckter Kalksteinhügel ist, muss es sich an dieser Stelle um eine künstliche Anschüttung handeln. Schon A. v. Salis vermutete, dass die Löwen ursprünglich “von einem höher gelegenen Ort (...) hinuntergestürzt” waren. Gehen wir von einer erhöhten Aufstellung aus, zudem von einer kegelförmigen Anschüttung aus dem Kalksteinmaterial, das beim Bau der Grabkammern anfiel und den Grabeingang verstellte und nehmen wir zudem an, dass die Löwen von ihrem ursprünglichen Aufstellungsort zu einem späteren Zeitpunkt hinabgerutscht sind, dann bildet der Fundort der Löwen (Abb. 8) den Fuß der zu postulierenden Anschüttung (zum Zeitpunkt des Verfalls): Löwe I (Abb. 9) lag mit seiner hinteren Körperhälfte auf dem zugeschütteten Dromos, mit dem Vorderteil noch auf der felsigen Oberfläche vor der ersten Hangstufe, ca. 8 m jenseits der Grabfront. Die Fundlage des Löwen II befand sich im Westen, in unbestimmter Entfernung zum Dromos. Demnach liegt es nahe, dass der Löwe II ursprünglich links neben Löwe I stand. Die Löwen werden demnach als Bekrönung der vorgeblendeten Anschüttung zu verstehen sein, wobei sie aufgrund ihres Gewichtes fest auf einer der natürlichen Felskanten hoch über der Graböffnung gestanden haben müssen (Abb. 10). Auf die Aufstellung an der Hügelkante weisen auch die gröber gearbeiteten Rückseiten sowie die Verwitterungsspuren beider Löwen hin. Geht man von diesen Prämissen aus, so sind sie später auf der Schräge des dem natürlichen Felshang vorgestellten Schutthalbkegels bis zum Fuß hinabgerutscht. Durch die starken Zerstörungen im Bereich oberhalb der Graböffnung kann der ehemalige Standort der Löwen nur noch nach ihrer generellen Lage, nicht aber durch sichere Felsabarbeitungen bestimmt werden.
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Die Ausgrabungen am Kazartepe begannen im Jahre 1901 unter der Aufsicht C. Watzingers an der Ostseite des Hügels mit der Freilegung der Gräber KT.I bis KT.III. Die Untersuchungen von 1901 wurden fünf Jahre später unter A. v. Salis wieder aufgenommen und noch im selben Jahr beendet (Abb. 1)1994 und 1995 fanden sowohl neue Reinigungen als auch Ausgrabungen am Kazartepe statt (Abb. 2).
Die Belegung des Kazartepe vollzieht sich in vier Phasen. Die Phase I der Nutzung des Geländes zur Anlage von Gräbern umfaßt die Zeit, in der nur das Löwengrab (Mitte 6. Jh. v. Chr.) (siehe oben Abb.1) den Hügel beherrschte. Erst mit dem Ende des 4. Jhs. v. Chr. wird der Kazartepe erneut zur Anlage von Gräbern genutzt. In Phase II treten gebaute Gräber (Abb. 3), Schachtgräber (Abb. 4), Gräber mit schräger Ziegelabdeckung (Abb. 5), Ziegelgräber (Abb. 6), einfache Körperbestattungen und singuläre Brandbestattungen gleichzeitig auf und finden sich gleichmäßig auf den Hügel verteilt.
Phase III setzt im mittleren 3. Jh. v. Chr. mit der Abkehr von der Einzelbestattung und der Anlage von Felskammergräbern (Abb. 7-8) ein.
Phase IV, in der Mitte des 1. Jh. v. Chr., zeichnet sich durch die neue Anlage von Lokulusgräbern aus (s. auch Kalabak-, Değirmen-, Zeytintepe) bzw. wurden ursprünglich hellenistische Felskammergräber durch Lokuli erweitert. Die Verstorbenen lagen in allen Gräbern lang ausgestreckt, in Rückenlage mit seitlich eng an den Körper angelegten Armen (Abb. 9). Die Ausrichtung selbst war hier nicht von Wichtigkeit, sie wurde durch die Struktur des Hügels vorgegeben. Bei einer Nachbestattung in einem Felskammergrab mussten, aufgrund der Enge des Zugangs, der geringen Dimensionen der Kammer und des inneren Ganges (wie auf den Zeichnungen deutlich wiedergegeben) die Vorbestattungen zwangsläufig beiseite geschoben oder die Knochen zusammengekehrt werden (Abb. 10a-b). Während des Belegungszeitraumes der Nekropole kommt es häufiger zu Beschädigungen und auch zu Zerstörungen von älteren Gräbern durch die Anlage neuer Begräbnisstätten:
Stieß man bei der Anlage neuer Gräber auf ältere, so wurde das Bauvorhaben in seltenen Fällen weitergeführt und die ältere Grabanlage völlig zerstört oder - und das ist die Regel - das Bauvorhaben wurde gestoppt und nicht weiter verfolgt. Im Falle der kompletten Zerstörung eines Grabes wurden die Knochen und Beigaben an anderer Stelle wenig sorgfältig deponiert.
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Die Dromoi der Gräber sind in den meisten Fällen aus dem Fels gearbeitet oder haben einen in den Hangschutt hineingebauten Dromos aus gemörtelten Lesesteinen oder Kalksteinquader. Der Aufbau der Fassade, so wird aus den wenigen Angaben in den alten Aufzeichnungen und durch die Beobachtungen des Surveys 1993 deutlich, bestand aus zwei Varianten: zum einen handelt es sich um eine glatte, aus dem Fels geschlagene, schmucklose Front mit einem halbovalen Eingangsloch in Form eines Lokulusquerschnittes (Abb.1) oder aber um eine aufwendigere Ausführung mit Schwellstein, Türwangen und –sturz zumeist aus Marmor (Abb. 2). Die Vielfalt der Anlagen zeigt sich am deutlichsten in der Form der Kammer selbst, da sie durch die erhaltenen Grundrißzeichnungen den am besten dokumentierten Teil der Gräber ausmacht. Die Varianten reichen von einfachen Kammern des hellenistischen Normaltyps mit gewölbter Decke und Kammervertiefung bis hin zu Felskammergräbern mit nur einem und bis zu zehn Lokuli auf einer oder zwei Etagen (Abb. 3).
Bei der Lage der Bestatteten in den Kammern und Lokuli herrscht eine einheitliche Ausrichtung vor (Abb. 4): die Verstorbenen wurden parallel zu den Seitenwänden der Grabkammer gelegt, so dass der Kopf stets zu der Kammerwandung mit der Eingangsöffnung zeigte. Die Leichen wurden mit den Füßen voran in die Lokuli eingeschoben. Soweit die Qualität der Dokumentation eine genaue Bestimmung zulässt, handelte es sich durchwegs um Bestattungen in gestreckter Rückenlage mit parallel zum Körper geführten Armen. Nicht zwingend ist eine einfache Belegung eines Lokulus. Es wurden in einem Lokulus bis zu drei nebeneinander liegende Individuen dokumentiert (Abb. 5). Ältere Bestattungen wurden entweder in eigens dafür angelegten Schächten deponiert oder einfach beim Einschieben der neuen Bestattung gegen die Lokulusrückwand gedrückt. Die Toten waren offensichtlich auf hölzernen Klinen oder ‚Bahren‘ bzw. in Holzsärgen beigesetzt, da Holzreste und Nägel im nahen Umfeld der Toten gefunden werden konnten. Die Beigaben waren einzeln um den Körper herum verteilt. Die Lage der Beigaben bei den dokumentierten Körperbestattungen läßt folgende allgemeingültige Tendenzen erkennen: Gefäße aus Ton, nahezu ausschließlich spindel- oder zwiebelförmige Unguentarien, lagen stets in Kopfhöhe; individuelle oder Gaben von höherem materiellen Wert, wie Gegenstände aus Metall, Glas oder Terrakotta fanden sich tief geschützt im Lokulus, Gegenstände von geringerem Materialwert wurden dagegen am Anfang oder vor dem jeweiligen Lokulus deponiert.
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