Funde  >  Importierte Keramik Korinth
 

Prof. Dr. Cornelis W. Neeft

 Vasen aus Korinth

Zu den griechischen Stadtstaaten, die von den Koloniegründungen in und dem Handel mit Italien besonders profitierten, zählte das verkehrsgünstig am Isthmos gelegene Korinth. Denn viele Händler ließen ihre Schiffe lieber auf Wagen über den Isthmos ziehen, als sie auf die lange Reise um die Peloponnes zu schicken.

Mit am häufigsten wurde Keramik in den Westen exportiert. Es lag daher nahe, die zerbrechliche Ware am Isthmos einzukaufen, statt sie heranzuschaffen, aus-, um- und wiedereinzuladen. Hervorragende Tone von blassgelber bis grünlicher Färbung taten ein übriges, um in Korinth aus dem bescheidenen Markt mittelgeometrischer Zeit das bedeutende Produktionszentrum des Spätgeometrischen werden zu lassen. Zwischen 750 und 550 v. Chr. war die korinthische Keramik im  gesamten Mittelmeeraum "führend".

Für Milet war sie bis 1989 jedoch so gut wie nicht nachgewiesen. Vor allem natürlich deshalb, weil die bisherigen Grabungen die archaische Stadt kaum berührt hatten. Dieses Bild hat sich erst in den letzten zehn Jahren gewandelt, zunächst durch die Grabungen am Kalabaktepe, dann durch die Entdeckung des Aphrodite-Heiligtums auf dem Zeytintepe.

Die 45 am Kalabaktepe gefundenen Fragmente korinthischer Keramik machen weniger als 0,1 % der Gesamtfunde dieser Zeit aus. Die Hälfte stammt von Olpen und Oinochoen des "Übergangs-Stils" (630 ‑ 615 v. Chr.). Die andere Hälfte verteilt sich zu ungefähr gleichen Teilen auf Kotylen (Becher) aus frühprotokorinthischer Zeit (715 - 665 v. Chr.) und auf Aryballoi und Alabastra (Salb- und Parfümflakons) unter­schiedlicher Zeitstellung (1-3).

Obwohl das Aphrodite-Heiligtum nur teilweise ausgegraben ist, wurden hier nahezu 7.000 Fragmente von korinthischen Gefäßen gefunden, was 5 - 10 % der Gesamtfunde entspricht. Das Material ist ziemlich schlecht erhalten; vor allem die Bemalung muss daher mit großem Aufwand zeichnerisch aufgenommen werden. 93 % bilden Aryballoi und Alabastra, der "Exportschlager" von Korinth. Von den übrigen 7 % entfallen die Hälfte auf große geschlossene Gefäße und ein Drittel auf Kotylen. Auffallend häufig kommen sonst nur noch Phialen (fußlose Schalen) vor.

Die Funde decken zwar die gesamte protokorinthische und korinthische Zeit ab. Doch dabei überwiegen die Übergangs- und die frühkorinthische Zeit, während aus der mittel- und spätkorinthischen Zeit nur 1 - 2 % des Materials stammen.

Es bleibt zu untersuchen, ob dieser Befund mit Zufälligkeiten der Ausgrabung, mit der Geschichte des Aphrodite-Heiligtums oder der Stadt Milet zusammenhängt oder auch andernorts vorkommt, ob die Abnehmer, die Hersteller, die Händler oder ganz andere Umstände maßgeblich waren. Ohne auf diese Fragen hier näher eingehen zu können, sei darauf hingewiesen, dass ähnliche Befunde auch  für  Assesos   (im Umland von Milet gelegen), Klazomenai (Gräber), Altsmyrna (Siedlung und Heiligtum), Ephesos (Heiligtum), möglicherweise auch für Samos (Heiligtum) und selbst für das Heiligtum im weit entfernten Thasos, nicht dagegen für die Gräber von Pitane belegt sind.

 
 
 
 
 
 
 
   
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