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Dr. Reinhard Senff
 
Kalksteinfiguren
 

Außer Ton und Marmor wurde für die Votivfiguren in den Heiligtümern Milets auch ein weicher, weißer Kalkstein benutzt. Dass die Statuetten aus diesem Material ursprünglich bemalt waren, lässt sich an Resten von Farbe erkennen, die tief in den porösen Stein eingedrungen ist. Meist handelt es sich um Darstellungen bekleideter Männer (Abb. 1-2) und Frauen (Abb. 4) mit Weihgeschenken oder Musikinstrumenten in ihren Händen, wie man sich die Teilnehmer der kultischen Begebenheiten vorstellen kann. Daneben finden sich aber auch Figuren, die offenbar keine Sterblichen meinen, z.B. sitzende Gestalten mit Widderköpfen (Abb. 3), die an den ägyptischen Zeus-Ammon erinnern, oder stehende Männer, die einen bezwungenen Löwen an den Hinterpranken hoch­halten und an orientalische Dämonen oder Helden erinnern. Daneben gibt es aber auch Tiere, meist hockende Löwen- oder Falkenfiguren im Miniaturformat.

Derartige Statuetten sind inzwischen in großer Zahl aus dem Heraion von Samos, aus Milet, Alt-Knidos, aus Rhodos und von anderen Fundplätzen im östlichen Mittelmerraum bis hin zu dem wichtigen Handelszentrum Naukratis im Nildelta bekannt. Der Kalkstein lässt zunächst an Zypern als Herstellungsort der Figuren denken, da auf der Insel dieses Material vielerorts natürlich vorkommt und für die Architektur und statuarische Ausstattung der Heiligtümer seit dem 7. Jh.v.Chr. genutzt wurde. Allerdings ergeben sich angesichts stilistischer und inkonographischer Unterschiede zwischen den in Ionien und den auf Zypern gefundenen Skulpturen Hinweise darauf, dass zumindest ein Teil davon in ostgriechischen Werkstätten für den lokalen Bedarf hergestellt worden ist.

 

 

Statuette vom Kalabaktepe

Statuette aus Zypern

   
     
 

   

Statuetten vom Zeytintepe

     
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