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Dr. Filiz Demirel, Dr. Harald Stümpel,

  Fallbeispiel 1: Eine römische Wasserleitung

Bei den Untersuchungen der antiken Wasserleitungssysteme außerhalb des milesischen Stadtgebietes konnte der genauere Verlauf einer unterirdisch liegenden Wasserleitung, die aus den Bergen kommt und wahrscheinlich zu einem weiter nördlich liegenden Sammelbecken führt, zusammenhängend geophysikalisch kartiert werden (1). Zur Kartierung wurden auf einigen  ausgewählten Flächen verschiedene Messverfahren (Geoelektrik, Georadar, Geomagnetik und Elektromagnetik) kombiniert eingesetzt. Mit Hilfe dieser ver­gleichenden Messungen sollte eine sichere Aussage über die Lage und den Erhaltungsrad der Wasserleitung und des Sammelbeckens gemacht werden.

Im Südosten des Messgebietes knickt der Kanal abrupt fast rechtwinklig ab (A). Die Ursache dafür könnte die wasserbautechnische Einrichtung eines Umlenkbeckens bilden. Weiter in nördliche Richtung scheint der Kanal in ein Sammelbecken zu münden. Die geophysikalischen Ergebnisse aus der Geoelektrik und Geomagnetik im Bereich des ehemaligen Sammelbeckens zeigen deutliche Anomalien, die auf ein rundes Bauwerk mit fast exakt 60 m Durchmesser hinweisen. Vom Bauwerk selbst sind heute keine oberirdischen Spuren mehr zu erkennen. Mit hohen scheinbaren elektrischen Widerständen und hohen magnetischen Amplituden muss als verwendeter Baustoff Tuffit angenommen werden.

Die relativ hohen Widerstände im Innern des Bauwerkes in Kombination mit niedrigen magnetischen Amplitudenwerten deuten auf eine künstlich eingebrachte Abdichtung aus unmagnetischem Kalkstein, die mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mit Porös (Tuffmörtel) verputzt wurde. Die hohe geoelektrische Anomalie B im Südosten tritt in der Geomagnetik nicht hervor. Sie geht vermutlich auf unmagnetische, aber mächtige Fundamentsteine (Kalkstein) zurück. Ein schmaler Ausläufer hohen Widerstandes zeigt sich am Ostrand der Messfläche (C). Hier liegt heute, parallel zur östlichen Begrenzung des Messgebiets ein tiefer Graben. 

 
   
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