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Dr. Philip Brize

 Votivbleche aus Bronze

Im Aphrodite-Heiligtum am Zeytintepe wurden zahlreiche in Treibarbeit verzierte Bronzebleche gefunden. Bisher wurden ca. 165 Exemplare inventarisiert. Die meisten sind in viele kleine Fragmente zerfallen, bis zur Unkenntlichkeit korrodiert und können nur dank modernster Restaurierungstechnik für die wis­senschaftliche Bearbeitung gerettet werden. Diese Arbeiten dauern noch an. Umso wertvoller sind einige vollständig erhaltene Bleche, die eine Vorstellung von den verschiedenen Votivtypen und der Qualität ihrer Ausführung geben können.

Die Verzierungen sind von Hand ‑ ohne Verwendung von Matrizen - in Treibarbeit ausgeführt, d.h. mit Treibhammer und verschiedenen Punzen. Diese Technik ist gerade in Ionien in der 2. Hälfte des 7. Jhs. zur Perfektion geführt worden. Sie wurde zur Herstellung von Geräten aller Art und von Schmuckblechen verwendet, die auf einer Unterlage aus vergänglichem Material (Holz, Leder) befestigt wurden. Seltener sind Bleche, die ausschließlich zum Zweck der Weihung dienten. Die Befestigungslöcher am oberen Rand (1, 4) zeigen, dass sie im Heiligtum aufgehängt wurden – vielleicht ähnlich den silbernen Votivblechen (tamata), die noch heute in griechischen Kirchen besonders verehrungswürdige Ikonen schmücken. Einig Votivbleche zeigen die Stifterinnen im Augenblick der demuts­vollen Annäherung an die Gottheit (1-2), ein Thema, das sonst zumeist in anderer Form und anderem Material dargestellt wird, z.B. Statuen und Statuetten aus Stein, Ton und Metall oder gemalte Pinakes.

Überaus zahlreich sind kleine Votivschilde in Miniaturformat von 9 bis 20 cm Durchmesser (3-4), insgesamt ca. 65 inventarisierte Exemplare. Ähnlich häufig sind Miniatur-Votivschilde aus Bronze nur in Olympia, im Heraion von Samos und im Heiligtum des Hermes und der Aphrodite in Kato Symi auf Kreta belegt. Die Themen der figürlichen Darstellungen orien­tieren sich an dem Repertoire der Schildzeichen „echter“ Schilde: Löwen, Panther, Hähne und Fabelwesen wie Pegasus, Greif und Gorgonen. Wie der Vergleich mit anderen Heiligtümern zeigt, ist die Weihung von Miniatur-Votivschilden gerade in Heiligtümern weiblicher Gottheiten häufig belegt. Aphrodite war wie Hera, Athena und Artemis „Kurotrophos“ und in dieser Funktion auch für den Schutz der heranwachsenden männlichen Jugend zuständig.

       
       
       
       
   
 

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