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12 | 11 | 2013 | NICOLAS PETHES (Bochum)

Archivpoetiken.
Zur Leseszene von Textarchiven im Roman des 19. Jahrhunderts




Der Vortrag beleuchtet, auf welche Weise Romane im 19. Jahrhundert das eingespielte Schema von Herausgeberfiktionen überbieten, indem sie an die Stelle des Editors einen Redaktor setzen, der den Romantext weniger präsentiert, als daß er ihn aus dem Durcharbeiten heterogener Papiersammlungen selbst generiert. Beginnend mit Goethes "Wilhelm Meisters Wanderjahre" über Stifters "Die Mappe meines Urgroßvaters" bis hin zu Raabes "Die Akten des Vogelsang" entstehen Erzählstrukturen, die als Auseinandersetzung mit großen Datenmengen gestaltet sind. Der damit einhergehende Selektionsdruck wird im Anschluß an Rüdiger Campes Vorschlag zu einer Poetik der Schreibszene als ‚Lesezene‘ im doppelten Sinn von ‚Lesen‘ und ‚Auslesen‘ zu fassen sein, wobei zu zeigen ist, daß solche textinternen philologischen Verfahren die Materialität der zugrundeliegenden Textarchive nicht überwinden, sondern die Medialität der Datenmengen selbst zum Gegenstand ihres Entzifferungs-, Montage- und Überlieferungsprojekts machen.


CV
Nicolas Pethes ist seit 2009 Professor für Neugermanistik an der Ruhr-Universität Bochum. Er studierte von 1990-1996 Germanistik, Philosophie, Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln und Hamburg und promovierte 1998 an der Universität zu Köln. Von 1998-2003 nahm er Forschungs- und Lehrtätigkeiten an den Universitäten Köln, Siegen und Stanford war und leitete von 2003-2007 die Emmy Noether-Nachwuchsgruppe „Kulturgeschichte des Menschenversuchs“ an der Universität Bonn. 2005 habilitierte er an der Universität zu Köln und erhielt einen Ruf auf die Professur für Europäische Literatur und Mediengeschichte an der FernUniversität in Hagen.


Publikationen (Auswahl)
Literatur und Wissen. Ein interdisziplinäres Handbuch, hrsg. v. Roland Borgards, Harald Neumeyer, Yvonne Wübben und N.P. Stuttgart u.a.: Metzler 2013.
Zöglinge der Natur. Der literarische Menschenversuch des 18. Jahrhunderts, Göttingen: Wallstein 2007.
Intermedialitätsphilologie. Lichtenbergs Textmodell und der implizite Mediendiskurs der Literatur, in: Deutsche Vierteljahresschrift für Literaturwissenschaft und Geistesgeschichte 76 (2002), Nr. 1, S. 86-104.

 

 

 

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Nicolas Pethes

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Ein Projekt der Professur Medienwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Theorie, Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen an der Ruhr-Universität Bochum
| Prof. Dr. Friedrich Balke und Dr. Rupert Gaderer
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