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16 | 05 | 2014 | Keynote | JULIKA GRIEM (Frankfurt a. M.)
18:00-20:00 Uhr

Werkherrschaft durch Webauftritt? Autoren-Homepages als Objekte einer Medienphilologie

Gegenwartsliteratur liegt zu nahe, ist zu beweglich und unabgeschlossen, um in Form kanonisierter Autoren und Werke aus kanonisierender Distanz gepflegt werden zu können. Trotz ihrer philologischen ›Untauglichkeit‹ ist sie aber längst Gegenstand einer quasi-philologischen Praxis, die sich etablieren konnte, weil theoretische und methodologische Fragen unthematisiert blieben: Welchen epistemischen Status schreiben wir emergierenden Oeuvres und wuchernden Paratexten zu? Welche Distanz ist gegenüber einer gegenwärtig zunehmenden Verschränkung der Sphären von Literatur und Literaturwissenschaft möglich?
Jüngst unterbreitete Vorschläge zu einer problematisierenden Explikation einer Philologie der Gegenwartsliteratur lassen sich auf zwei Optionen zuspitzen: Das Dilemma einer volatilen und unüberschaubaren Materialbasis gegenwärtiger Literaturproduktion soll entweder durch konsequente Quellenkritik eines radikal erweiterten Korpus oder durch eine Praxeologie des Literaturbetriebs zur Gelegenheit für neue Forschungsfragen und -formen werden. Medialität und Medien spielen für beide Optionen bisher keine prägnante Rolle. Mein Vortrag wird daher der Frage nachgehen, ob eine Medienphilologie von Gegenwartsliteratur Präzisierungen liefern kann. Das Format der Schriftsteller-Homepage wird daher nicht allein im bisher diskutierten Kontext von Autor-Inszenierungen behandelt werden, sondern herangezogen, um grundsätzlichere Fragen zu erörtern: Lässt sich dieses Format als Form von Textualität bearbeiten? Lädt diese Medienpraxis dazu ein, Konzepte von Autorschaft und Werk nuancierter zu fassen? Und kann schließlich an diesem Beispiel gezeigt werden, wie Philologie und Praxeologie, Quellenkritik und Betriebsforschung zu verbinden wären?

CV
Julika Griem, Professorin für Anglistische Literaturwissenschaft an der Goethe-Universität Frankfurt. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen Literatur-, Erzähl- und Gattungstheorie, Animal Studies, Kriminalliteratur, Literatur und Raum, Serialität, Gegenwartsliteraturforschung und Figurationen des Ganzen.

Publikationen (Auswahl)
Brüchiges Seemannsgarn. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Werk Joseph Conrads. Tübingen: Narr 1995.
Monkey Business: Affen als Figuren anthropoloigscher und ästhetischer Reflexion 1800-2000. Berlin: Trafo 2010.


 

 

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Julika Griem

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Ein Projekt der Professur Medienwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der Theorie, Geschichte und Ästhetik bilddokumentarischer Formen an der Ruhr-Universität Bochum
| Prof. Dr. Friedrich Balke und Dr. Rupert Gaderer
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