Sonstige Forschungsprojekte

Auf dieser Seite stellen Mitarbeiter des Lehrstuhls ihre aktuellen Forschungsprojekte vor, um Ihnen einen Einblick in die Tätigkeiten des Lehrstuhls zu geben.

Wachstum, Klimawandel und gesellschaftliche Werte

In diesem Projekt wird der Zusammenhang zwischen Wirtschaftswachstum und Klimawandel in einem System-Dynamik-Modell untersucht. Gesellschaftliche Werte sind dabei die zentrale Determinante für Investitionen sowohl in wachstumsfördernde Verwendungen als auch in Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz. Die zentrale Einsicht des Modells ist, dass wirksamer Klimaschutz nur möglich ist, wenn er im Einklang mit den vorherrschenden gesellschaftlichen Werten steht. Wenn die Gesellschaft mehrheitlich materialistisch orientiert ist, bleiben die Maßnahmen zum Schutz des Klimas unzureichend und die globale Erwärmung schreitet kaum gebremst voran.

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Projektbeteiligte: Prof. Dr. Michael Roos

Welche Faktoren behindern und fördern neues ökonomisches Denken bei Nachwuchswissenschaftler/innen?

Die Ausgangsthese dieses Projektes ist, dass neues ökonomisches Denken in der Wissenschaft vor allem durch neue Generationen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verbreitet wird. Zugleich ist es gerade für junge Wissenschaftler jedoch schwierig und riskant, neue Wege einzuschlagen. Das Forschungsprojekt bearbeitet zwei zentrale Themen. Erstens erfolgt eine Bestandserhebung, wie Doktoranden gegenwärtig ausgebildet werden und wie sie selbst diese Ausbildung einschätzen. Darauf aufbauend sollen zweitens Verbesserungsmöglichkeiten für die Doktorandenausbildung entwickelt werden, die neues ökonomisches Denken erleichtern.

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Projektbeteiligte: Prof. Dr. Michael Roos, Dr. Julia Sprenger


Weitere Informationen finden Sie unter nachfolgendem Link:

Dem Lock-In entweichend: wie unkonventionelle Geldpolitik den Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft finanziert. Ein agentenbasierter Ansatz.

Verschiedene Politiken zielten darauf ab, die wirtschaftliche Erholung, sowie den Übergang zu einer „Green Economy“ zu fördern. Diese Vorhaben erregten einerseits die Aufmerksamkeit der politischen Entscheidungsträger, als auch die der Wissenschaftler unterschiedlichster Fachrichtungen.
Aus (ökonomisch) theoretischer Sicht haben insbesondere Umweltökonomen gezeigt, dass die konventionelle makroökonomische Denkweise für diejenigen Probleme ungeeignet ist, die sich mit sozialen Sachverhalten auseinander setzen. Hierbei wird grundlegend über den Übergang zur Nachhaltigkeit diskutiert, in dem zum Beispiel Themen wie Klimawandel aufgegriffen werden sollen.
Gemäß der herkömmlichen ökonomischen Ansätze, wird die Marktwirtschaft durch verschiedene Preispolitiken zu einem nachhaltigen Wachstumsmuster und einer nachhaltigen Ressourcenverwendung gesteuert. Andere Ökonomen glauben jedoch, dass weitere wesentliche Maßnahmen in Betracht gezogen werden müssen. Dies setzt ein Überdenken des Wachstumsparadigmas voraus, das mit den Annahmen der traditionellen Ökonomik einhergeht.
Um den Klimawandel auf 2 Grad Celsius zu beschränken, ist es notwendig Investitionen in sogenannte grüne Sektoren zu fördern. Dies geht aus den Daten hervor, die die Investitionen in Energieeffizienz und „Low-Carbon“-Technologien abbilden. Erst kürzlich wurden mehrere Vorschläge hervorgebracht, um das Ziel, dem Klimawandel entgegen zu wirken, zu erreichen und somit die Beschränkung auf 2 Grad Celsius zu realisieren: sie reichen von Sachverhalten der „Special Drawings Rights“ (SDR) des internationalen Währungsfonds, bis hin zu grünen unkonventionellen Geldpolitiken in Hinblick auf die Mechanismen der „Carbon Certificates“.
In diesem Forschungsprojekt beschäftigen wir uns mit dem Übergang zu einer nachhaltigen Wirtschaft, in dem wir einen „Bottom-up“ Ansatz wählen. Die bisher existierenden Beiträge, die ihren Fokus auf den Übergang zu nachhaltigen Wachstumsmustern gelegt haben, stammen einerseits aus der evolutionären Literatur, als auch aus derjenigen, die sich bereits mit Modellen des agenten-basierten Ansatzes beschäftigt. Hierbei lag das Augenmerk vor allem auf:
- der Nachfrageseite, der Rolle von Konsumentenverhalten und Präferenzen, die die strukturellen Änderungen beeinflusst.
- Die Angebotsseite, Lock-In und Pfadabhängigkeit, die nicht nur von den Präferenzen der Konsumenten abhängig ist, sondern auch von Politiken und Regelungen
Das Modell, das für unser Forschungsprojekt entwickelt wird, betrachtet die Nachfrage-, als auch die Angebotsseite in einer Volkswirtschaft. Zudem, stellt es explizit heterogene Konsumenten vor, die für unterschiedliche Konsummuster verantwortlich sind (Wahl der grünen oder nicht-grünen Güter). Diese beeinflussen im Umkehrschluss auch die technologische Entwicklung innerhalb der Volkswirtschaft. Aufbauend auf diesem Argument, werden in unserem agentenbasierten Modell Produktneuheiten berücksichtigt. Im Grunde genommen, betrachten wir den Güterfortschritt auf einer „grünen Leiter“. Da das Aufsteigen der „Leiter“ mit Kosten für den Produktionssektor verbunden ist, ist das Ziel des Modells die optimalen Rahmenbedingungen für Anreize zu finden, sodass das Aufsteigen der „Leiter“ beschleunigt wird. Andererseits ist die Untersuchung auf Politiken für die Angebotsseite ausgerichtet, um den Übergang zu einer nachhaltigeren Wirtschaft zu verstärken.
Das grundsätzliche Ziel des Modells ist es, die Interaktion zwischen der realen und der finanziellen Seite zu untersuchen und in welchem Ausmaß eine grüne unkonventionelle Geldpolitik zu einem strukturellen Technologiewandel, und damit zu einer nachhaltigeren Wirtschaft führen kann. Die Rolle einer solchen Politik ist äußerst wichtig, vor Allem unter Berücksichtigung von Lock-In Mechanismen und, in erster Linie, im Fall von Öko-Innovationen.

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Projektbeteiligte: Paola D'Orazio, Ph.D.

Einkommens- und Wohlstandsverteilung, Verschuldung von Konsumenten und Effektivität von Fiskalpolitik. Die emergenten Eigenschaften eines agentenbasierten makroökonomischen Modells.

Dieses Forschungsprojekt zielt darauf ab ein agentenbasiertes makroökonomisches Modell zu entwickeln (ABM-M), um die Zusammenhänge zwischen dem Verschuldungsverhalten von Konsumenten, Einkommensverteilung und systematischer (makroökonomischer) Instabilität studieren zu können. Das Modell beinhaltet einen Haushalt, eine Firma, einen Banken- und einen Staatssektor, die allesamt auf Basis ihrer Bilanzen miteinander in Verbindung stehen; hierbei ist das Modell mit einer „stock-flow-konsistenten“ Bilanzierung ausgestattet.
Der Fokus liegt einerseits auf dem Haushaltssektor, der vor Allem durch das heterogene Verhalten der Agenten auf der Mikroebene emergente Aggregationsmuster verursacht und andererseits auf der Rolle von Einkommens- und Wohlstandsverteilungen, die das Konsumverhalten des Haushaltssektors beeinflussen. Wie bereits schon mehrfach herausgestellt wurde, ist es lohnenswert die Untersuchungen in diese Richtung gehen zu lassen, da Verteilungsfragen äußerst wichtig für die angestiegene Haushaltsverschuldung in den Jahren vor der Großen Rezession waren.
Es werden unterschiedliche politische Experimente und Szenarien betrachtet, um zu verstehen, welche fiskalpolitische Maßnahme eher zu der Verhinderung und/oder der Erholung eines ökonomischen Systems nach einer Rezession geführt hätte.
Das Forschungsprojekt zielt ebenfalls darauf ab eine ex-post Verifizierung der Simulationsergebnisse zu erbringen. Das Ziel dieser empirischen Analyse ist es beurteilen zu können, ob das Modell in der Lage ist, einige stilisierte Fakten zu replizieren, die auf dem europäischen Level beobachtet wurden. Hierbei stehen der deutsche und der italienische Fall im Vordergrund. Die empirischen Analysen betrachten Bilanzdaten auf Haushaltsebene, Wohlstands- und Einkommensverteilungen und sind auf Zeitreihen zurückzuführen, die vom HFCS (European Household Finance and Consumption Survey), vom SOEP (Sozioökonomischen Panel) und dem SHIW (Italian Survey of Houshold Income and Wealth) zur Verfügung gestellt werden.

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Projektbeteiligte: Paola D'Orazio, Ph.D.

Finanzielle Entscheidungsprozesse

Bei vielen finanziellen Entscheidungen besteht die Möglichkeit externe Informationen einzuholen bevor man eine Wahl trifft. Ein großes Informationsangebot verhindert aber nicht notwendigerweise eine geringe Entscheidungsqualität. Dieses Projekt beleuchtet das Informationsbeschaffungsverhalten von Individuen im Vorfeld einer finanziellen Entscheidung. Es verfolgt die Frage: Wie gelangen Menschen zu einer finanziellen Entscheidung?
Im Zentrum des Interesses steht dabei die Beziehung zwischen dem individuellen Niveau an financial literacy und der Art, wie externe Informationen in den Entscheidungsprozess integriert werden. Eine Reihe von Laborexperimenten untersucht wie das Niveau der financial literacy die Nachfrage nach Informationen, Informationspräferenzen und Informationsstrategien beeinflusst sowie die Bereitschaft einem Expertenrat oder einem naiven Rat zu folgen.
Erkenntnisse aus der experimentellen Ökonomie und aus der behavioral finance ermöglichen es, ein vollständigeres Bild der Faktoren zu zeichnen, die finanzielle Entscheidungen beeinflussen. Darüber hinaus lassen sich so Gruppen identifizieren, die besonders anfällig für eine starke Einschränkung ihrer Entscheidungsbasis auf interne Informationen oder für Inkonsistenzen in ihrer Einstellung gegenüber Ratschlägen sind. Das Projekt fügt sich damit in den breiteren Diskurs um Finanzbildung, Verbraucherschutz und Finanzberatung ein.

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Projektbeteiligte: Julia Sprenger

Haushaltspolitik, soziale Sicherung und privates Sparverhalten in einem agentenbasierten Modell

Der demografische Wandel und die hohe öffentliche Verschuldung stellen aktuell die Nachhaltigkeit sozialer Systeme und der Fiskalpolitik in Frage. Der Umfang des existierenden Wohlfahrtsstaates wird durch das Altern der Bevölkerung und einen Rückgang der Geburtenrate strapaziert, was zukünftige Umverteilungs- und Gleichheitsaspekte aufwirft. Dieses Forschungsprojekt analysiert die wichtige und bis dato vernachlässigte Wechselbeziehung von Haushaltspolitik, sozialer Sicherung und privatem Sparverhalten auf individueller Ebene. Ein agentenbasiertes Modell wird verwendet, um Szenarienanalysen durchzuführen und qualitative Einblicke in mögliche zukünftige Entwicklungen des deutschen Sozialsystems zu geben. Die zu testende Haupthypothese lautet, ob das vorhergesagte zukünftige negative Demografieszenario zu mehr Politikinterventionen und steigender Ungleichheit führt. Da Individuen auf Politikänderungen reagieren und sich diesen anpassen, wird ein theoretisch fundiertes Konsum/Sparverhalten auf individueller Ebene modelliert. Aus dem vorliegenden Modell, basierend auf der Wechselwirkung zwischen staatlichem und privatem Verhalten, können mögliche Politikempfehlungen abgeleitet werden.

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Projektbeteiligte: Natalie Fritzler

Nachhaltigkeit, Ressourcen und Postwachstum

Eine der großen Herausforderungen, welche die zukünftige Konstitution von Gesellschaft, Staat und Wirtschaft prägen wird, ist deren Reaktion auf globale Erwärmung, zunehmende Verschmutzung und Überbeanspruchung von Ressourcen, die in weiten Teilen der Welt beobachtbar sind. Die Volkswirtschaftslehre tendiert üblicherweise dazu, die Wirtschaft weitgehend losgelöst von äußeren Einflüssen zu betrachten. Dieser Ansatz kann allerdings leicht dazu führen, dass komplexe Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt nicht ausreichend berücksichtigt werden, so dass Ergebnisse im Extremfall ihre Aussagekraft gänzlich verlieren.
Innerhalb unseres Forschungsbereichs zu Nachhaltigkeit, Ressourcen und Postwachstum versuchen wir der Komplexität dieser Zusammenhänge Rechnung zu tragen. Dazu nutzen wir agentenbasierte Modelle, welche zwar abseits des allgemeinen Mainstreams volkswirtschaftlicher Forschung liegen, allerdings wesentlich mehr Freiheiten bei der Modellierung komplexer Systeme lassen. So lassen sich, durch die Simulation einer Vielzahl von Agenten und deren Einzelentscheidungen, gesamtgesellschaftliche und -wirtschaftliche Phänomene als emergente Eigenschaften untersuchen.
Das Hauptaugenmerk liegt momentan auf der Modellierung von Veränderungen des Konsumverhaltens innerhalb einer Gesellschaft als Reaktion auf äußere Einflüsse wie den Klimawandel und den Möglichkeiten von Politik diese Veränderungen zu beeinflussen.

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Projektbeteiligte: Florian Lewalder

Segregation in urbanen Regionen – wie interagieren Marktprozesse mit Intoleranz?

In der Vergangenheit gab es bereits viele Beiträge, die sich mit der Segregationsproblematik in urbanen Regionen auseinander gesetzt haben. Viele Autoren stellten heraus, dass lokale Regionen stets homogener werden, da Individuen häufig unter ihres Gleichen wohnen wollen (Hautfarbe, Einkommensverhältnisse etc.). Um integrierte Regionen zu schaffen, ist ein hohes Maß an Toleranz erforderlich, was von den verschiedenen Ethnien erbracht werden muss. Hierzu stellt sich die Frage, durch welche Einflüsse heterogene Individuen eher toleranter bzw. intoleranter gegenüber „anderen“ sind.
Um dies zu untersuchen, besteht das Projekt aus mehreren Schritten. Zuerst liegt der Fokus auf der Endogenisierung der „Intoleranz gegenüber anderen“. In bisherigen Studien wurde diese als exogen betrachtet. Die Umsetzung basiert auf einer durchgeführten empirischen Studie, die die Effekte von ausgewählten sozioökonomischen Faktoren herausstellt. Anschließend wird ein agentenbasiertes Modell konstruiert, dass einerseits um Marktprozesse (z.B. im Häusermarkt), sowie um „Andersartigkeit“ erweitert wird, um bestimmen zu können, wie Marktprozesse mit Intoleranz interagieren und somit das Segregationsmuster auf der Makroebene beeinflussen.

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Projektbeteiligte: Benjamin Bonakdar

Arbeitsmarktreformen in Zeiten von Arbeitsmarktratioinierung

Im Rahmen meiner Doktorarbeit beschäftige ich mich mit Arbeitsmarktreformen zu Zeiten, in denen das Arbeitsangebot die Arbeitsnachfrage dauerhaft übersteigt. Haben Reformen, die einseitig auf eine Veränderung des Verhaltens des Arbeitsangebotes abzielen (z.B. Reformen der Arbeitslosenunterstützungen), Auswirkungen auf die Arbeitslosigkeit? Dazu werde ich in einem Standard-ABM (Agent-Based Model) eine Rationierung einführen und untersuchen, wie sich Arbeitsmarktreformen auf den Arbeitsmarkt auswirken.

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Projektbeteiligte: Tom Bauermann