Einige abgeschlossene Forschungsprojekte

Auf dieser Seite stellt der Lehrstuhl für Makroökonomik einige abgeschlossene Forschungsprojekte vor.

Anwendungen von agentenbasierten Modellen

In einem empirischen agentenbasierten Modell studieren wir das Migrationsverhalten einer Generation mexikanischer Migranten. Speziell die Rolle der Netzwerke wird analysiert und quantitativ bestimmt, wobei auch berücksichtigt wird, dass viele Migranten über die Jahre hinweg zwischen den USA und Mexiko hin- und herpendeln. Die Verteilung der Migranten über Städte sowie die Anzahl der Reisen, die ein Migrant macht, werden sowohl in der empirischen Stichprobe als auch in der Simulation ermittelt. Wir verwenden das Modell für die politische Analyse, um beispielsweise zu sehen, wie sich eine Erhöhung der mexikanischen Gehälter auf die Anzahl der Migranten in den USA auswirken würde, oder ob eine strengere Immigrationspolitik die Anzahl der Migranten im Land verringern oder erhöhen würde.

Dieses Modell ist ein Beispiel für ein agentenbasiertes Modell, dessen Parameter vollständig empirisch bestimmt sind und welches direkt für politische Beratungszwecke verwendet werden könnte.

In einem zweiten Projekt analysieren wir die Auswirkungen des Verhaltens von Business-Angel-Investoren in einem stilisierten Szenario. Im Besonderen wird die Bedeutung von Vertrauen analysiert, wobei unterschieden wird zwischen den Entscheidungen, die auf Vertrauen basieren müssen, und denjenigen, die es möglich machen, vollständig auf rationale Profit-Maximierung zu setzen. In einer Reihe von Arbeiten studieren wir die Eigenschaften eines Marktes mit Investoren und Unternehmern, in dem die anfängliche Anlageentscheidung auf Vertrauen basiert, wobei die Entwicklung des Vertrauens im Folgenden nur noch von Returns abhängt. Sowohl die Entscheidungen der Investoren (im Allgemeinen sowie aus individueller Perspektive) als auch die Reaktionen der Unternehmer auf das Verhalten der Investoren stehen im Zusammenhang mit den Marktergebnissen. Ein nächster wichtiger Schritt wird nun sein, zu bestimmen wie solch ein Markt durch das Unterscheiden zwischen produktiven und unproduktiven Unternehmern effizienter gemacht werden kann.

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Projektbeteiligte: Anna Klabunde

Heterogene Preise und Konsequenzen für die Geldpolitik: Experimentelle Evidenz

In modernen monetären Makro-Modellen hat die Geldpolitik aufgrund der neukeynesianischen Phillipskurve (NKPC) einen Effekt auf die Produktion der Volkswirtschaft. Im Gegensatz zur Phillipskurve in älteren Makromodellen wird die NKPC durch Preissetzungsfriktionen auf der Firmenebene hergeleitet. Weil empirische Studien zur Phillipskurve nicht mit den theoretischen Vorhersagen übereinstimmen testeten wir die die beiden populärsten Modelle in Laborexperimenten.

In einer ersten Arbeit konzentrierten wir uns auf das Modell von Calvo (1983). In diesem Model können Firmen nicht in jeder Periode einen Preis setzen sondern empfangen ein Zufallssignal (mit konstanter bekannter Wahrscheinlichkeit), das bestimmt ob sie ihren Preis ändern können. Sonst ändert sich ihr Preis nicht. In diesem Kontext antizipieren rationale Agenten diese Friktion und legen volles Gewicht auf die künftige erwartete Inflation. Trotzdessen stützen empirische Untersuchungen der NKPC eine a-theoretische Phillipskurve bei der die vergangene Inflation ein positives Gewicht erhält und die erwartete künftige Inflation ein Gewicht, das geringer ist als die theoretischen Vorhersagen.

Wir legen dar, dass das kurzsichtige Preissetzungsverhalten einiger Agenten das niedrige Gewicht auf die erwartete künftige Inflation erklärt. Das Gewicht auf die vergangene Inflation kann durch die Extrapolation eines Trends erklärt werden wenn Informationen über die Zukunft kostspielig sind. In einem Laborexperiment implementieren wir die Mikrofundierung der Phillipskurve von Calvo (1983). Unsere Hypothesen werden durch die Experimentdaten unterstützt. Ungefähr die Hälfte der Experimentteilnehmer setzt Calvo-Preise während ein Drittel myopisch ist (also zuviel Gewicht auf die Gegenwart und nahe Zukunft legt. Die Phillipskurven die wir unseren Daten schätzen finden ähnliche Gewichte wie empirische Studien.

In einer zweiten Studie untersuchen das quadratische Preisanpassungsmodell von Rotemberg (1982). Firmen können ihren Preis in jeder Periode ändern, dies ist allerdings mit Kosten verbunden. Dieses Modell setzen wir ebenfalls in ein Laborexperiment um.

Wir bilden Kategorien und ein quantitatives Maß, die gesetzte Preise mit dem Optimum vergleichen und finden dass die gesetzten Preise mit der Menge der über die Zukunft erworbenen Informationen zusammenhängen. Die Teilnehmer nutzen kaum Informationen über die Vergangenheit, aber weichen zu wenig von dem von ihnen in der Vergangenheit gesetzten Preis ab. Wir untersuchen den Effekt des heterogenen Preissetzungsverhaltens auf die theoretische und hybride Phillipskurve. Wir finden Eigenschaften unserer Erkenntnisse auf der Mikroebene in beiden Phillipskurve. Jedoch passt die hybride NKPC besser zu den Daten.

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Projektbeteiligte: Andreas Orland