Lautsprachlich Basierte Linguistik: Intonation
Aufgaben:
1. Introspektion: Was Peshkovskij (1928) über Intonation schreibt, ist ohne konkretes Lautmaterial verständlich: Wir benützen unser inneres Ohr, um seine Beispiele zu hören und uns die Sprachmelodie vorzustellen. Wir versuchen, auch zu weiterem Beispielmaterial verschiedene Melodien zu erschließen. Was bedeuten diese Eigenschaften von Äußerungen? Können wir das, was wir uns vorstellen, auch aussprechen, auch beschreiben?
2. Hören: Wir wenden uns an konkretes Lautmaterial: Wo geht der Stimmton nach oben, wo nach unten? Können wir im schriftlichen Text die Stelle angeben, wo dieser Verlauf lokalisiert ist? Können wir Konturen hören, uns merken, vergleichen? Gleichzeitig hören und lesen? Das ist nötig, um Unterschiede zu fixieren und die Ergebnisse mit denen von anderen Hörern zu vergleichen.
3. Intonation: Die Sprachwissenschaft beschreibt Formen und Funktionen der Sprache, auch der Sprachmelodie, sie klassifiziert die Konturen für jede Einzelsprache. Das Ziel ist die Schaffung von Beschreibungskategorien, wie generell in der Sprachwissenschaft. Wir müssen verschiedene Ansätze kennenlernen und vergleichen, für unsere Zielsetzung das Passende aussuchen.
4. Methode: Es gibt Hilfsmittel, die die Arbeit des Hörens, des Vergleichens, Überprüfens, der Einbeziehung von anderen Hörern erleichtern. Die lautsprachlichen Texte werden in Lautfiles verwandelt, es entstehen Hörtexte (vergleiche die Sprachbeispiele in unserer Hompage /Expeditionen). Dazu kommen graphische Darstellungen, mit denen man gezielt auswählen und hören kann.
5. Ergebnisse: Jeder Teilnehmer wählt das Material, das ihn interessiert, und versucht, die Stellen herauszufinden, für die die Intonation eine wichtige Rolle spielt. Dann führt er die Arbeitsschritte durch und präsentiert die Ergebnisse in einer Seminarsitzung. Eine Beschreibung in Form eines wissenschaftlichen Textes ist das Ziel für diejenigen, die einen Leistungsnachweis erhalten wollen.
Arbeitsschritte:
A. Die Übung (Di 14-16 Uhr)
I. Arbeit mit Lautmaterial und Lautfiles. Die vorhandenen Texte werden segmentiert, zu Hörtexten verarbeitet und dabei übersetzt.
II. Lautanalyse: Weiter geht es mit den Grundbegriffen der artikulatorischen und auditiven Mechanismen.
III. Wie werden Ergebnisse der Intonationsanalyse dargestellt? Das IK- Modell und das ToBI-Modell.
IV. Die Einbeziehung von Versuchspersonen und die Darstellung ihrer Urteile.
B. Die Seminarsitzungen (Di 16-18 Uhr)
I. Satztypen und das IK-System. Den traditionellen Intonationsansatz lernen wir anhand der Arbeiten von E.A.Bryzgunova kennen. Das sind einerseits Lehrmaterialien, andererseits Sprachaufnahmen aus dem Leben. Das Beschreibungsmodell der Intonationskonstruktionen (IK1 bis IK7) finden wir in der Akademiegrammatik.
II. Der Schritt vom Einzelsatz zum Text erfolgt anhand von Bryzgunovas Beispielen zur emotionalen Rede. Dabei wird O.T. Yokoyamas Ansatz einbezogen. Sie will das Modell vereinfachen und unterscheidet zwei Intonationstypen.
III: Yokoyama vertritt ein tiefenstrukturelles, autosegmentales Beschreibungsmodell. In diesem Ansatz wird ein Transkriptionsverfahren für Intonation entwickelt, das weit verbreitet ist. Dies wollen wir kennenlernen und auf unser Material anwenden.
IV. Eine andere Schule vertritt C. Odé, sie stützt ihr eigenes Modell auf perzeptive Experimente. Wir nutzen ihr Material, um den perzeptiven Ansatz kennenzulernen und in dieAufgabenstellung der systematischen Beschreibung einzubeziehen.
Der Veranstaltunsplan
Termine | Übung | Seminarsitzung | Material (Nr. aus Materialübersicht) |
16. 10. 2001 | I. Lautfiles: Eingeben, Aufrufen, Internet, Soundkarte, GOLDWAVE | I. Satztypen und das Grundmodell der Intonationskonstruktion (IK) | Sappok 1999 (1), Peshkovskij 1928 |
23. 10. 2001 | Segmentieren | Intonationseinheiten, Syntagmen | Bryzgunova 1982 (3), PHONAI-Texte (5), Lekcija (8) |
30. 10. 2001 | HTM-Editieren | Die Akademiegrammatik I: IK 1-7 | Bryzgunova 1969 (2) |
6. 11. 2001 | Kopieren, Verwalten | Die Akademiegrammatik II: die Varianten | Bryzgunova 1984 (4) |
13. 11 2001 | II. Lautanalyse: SONA - Feinsegmentieren | II. Pragmatik, Text: Welche Rolle spielt der Kontext, die Diskurssituation? | Fond (10), Verbmobil (11) |
20. 11. 2001 | SONA: Drucken, Beschriften | Satzakzent, Wortstellung, Prominenz | Shapiro (9) |
27. 11. 2001 | Vermessen | Informationsstruktur, Thema-Rhema, Fokus | Beratung deutsch (12) und russ. (13) |
4. 12. 2001 | Andere Lautanalyseprogramme | Dialog, Yokoyama 1990 | Odé, Larissa (7) |
11. 12. 2001 | III. Transkription: Tobi englisch und deutsch | III. Autosegmentaler Ansatz | Kodzasov (6) |
18. 12. 2001 | ToBI Russisch: der Satz | Pierrehumbert und ihre - deutschen - Nachfolger | Bryzgunova 1969 (2) |
8. 1. 2002 | ToBI: der Text | Konversationsanalyse und die ToBI-Transkription,Yokoyama 2001 | Odé, Larissa (7) |
15. 1. 2002 | ToBI: der Dialog | Vergleich verschiedener Beschreibungsansätze | Bryzgunova 1982 (3) |
22.1. 2002 | IV. Versuchspersonen: Befragung zum Text | IV. Perzeption: Stimme, Alter, Geschlecht, Stil und ihr Verhältnis zu Texteigenschaften | Beratung russ. (13) |
29. 1. 2002 | Bewertung des auditiven Stimulus | Sprechstile:künstlich vs. natürlich; gelesen vs. spontan | Fond (10), Verbmobil (11) |
5. 2. 2002 | Auswertung, Interpretation | Globale Interpretation gesprochener Texte | Bryzgunova 1984 (4) |
12. 2. 2002 | Darstellung | Das lautsprachliche Kommunikationsmodell | Shapiro (9) |
Letzte Änderung: 15.10.2001
Christian Sappok/Marion Krause