Lautsprachlich Basierte Linguistik: VJATKA, SS 2002

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Seminarsitzung 9: 18. Juni 2002, 14-16, Marion Krause

Zur sprachlichen Situation in der Stadt:

Stadtsprache von Kirov 


Schließen Sie bitte die Analyse der Okanje-Verteilung und die Berechnung des Indexes der Variable (o) am Beispiel der Texte zur Kindersprache ab. Geben Sie Ihre Ergebnisse in schriftlicher Form ab! 


Ein beliebtes Objekt zur Untersuchung von Sprachwandel ist die so genannte Stadtsprache. Hier treffen verschiedene Soziolekte aufeinander und bilden ein komplexes Gebilde. Bei aller Heterogenität der sprachlichen Situation in einer Stadt scheint es spezifische Merkmale zu geben, die den Oberbegriff "Stadtsprache" gerechtfertigt erscheinen lassen. Eine Schlüsselrolle spielen dabei lokale Besonderheiten, die dem Auswärtigen sofort auffallen:  das ick  Berlin; das isch in Leipzig, das gerollte r in Nürnberg usw.usf.  

Die lokalen Besonderheiten  der Sprache einer Stadt beruhen im Besonderen auf Einflüssen der Dialekte der Umgebung. Dieser Einfluss ist zunächst immer ein unmittelbarer; längerfristig führt er zur Etablierung lokaler "Eigenheiten" auch bei Sprechern, die kaum je unmittelbaren Kontakt zu Dialektsprechern hatten.

Es etabliert sich - neben anderen Varietäten im sprachlichen Großkomplex Stadt - eine regionale Standardsprache bzw. regional gefärbte Standardsprache. In Russland sind die Ergebnisse diese Prozesse besonders gut zu beobachten. Warum? 

 


Vortrag von Frau Melanie Wirtz zu folgenden Schwerpunkten:

1. Definition Stadtsprache
2. Besonderheiten in der Kirover Stadtsprache (1920-er Jahre und 1990-er Jahre im Vergleich) 
3. Diskussion der Ergebnisse im Hinblick auf den Sprachwandel

Aufgaben: 

Lesen Sie bitte den Aufsatz von Karinskij (1929).

  • Wie lässt sich Karinskijs Varietätenkonzept charakterisieren? Belegen Sie Ihre Auffassung mit Textstellen.

  • Warum hat er gerade Kirov (Vjatka) für seine erste Untersuchung gewählt?

  • Welcher Aufgabenstellung fühlt sich Karinskij verpflichtet?

  • Wie geht Karinskij bei der qualitativen Beschreibung von Varianten-Vorkommen mit deren qauntitativer Charakterisierung um?

  • Welche Gemeinsamkeiten bestehen zwischen Karinskij (1929) und Chambers (1995), u.a. in Hinblick auf das von Chambers formulierte Variablen-Konzept?

  • Karinskij belegt eine Reihe dialektaler Einflüsse auf den regionalen Standard. Legen Sie eine Auflistung an, ergänzen sie quantitative Angaben.

  • Welche Besonderheiten der Dialekte der Vjatka lassen sich nach Karinskijs Auffassung für die 1920-er Jahre nicht belegen?  

  • Formulieren Sie Ihre Hypothesen, warum manche Varianten in den regionalen Standard eingehen, manche jedoch nicht.

Hören Sie das Beispiel zur regionalen Stadtsprache Kirov aus der Materialübersicht. 

1. Drucken Sie den Text aus und markieren Sie Besonderheiten. 

2. Überlegen Sie, ob dabei regionale (dialektale)  Einflüsse eine Rolle spielen.

3. Achten Sie wiederum gezielt auf die Variable (o) in unbetonter Position.

Literatur:

Karinskij N.M. 1929. Jazyk obrazovannoj chast naselenija g. Vjatki i narodnye govory. In: Uchenye zapiski instituta jazyka i literatury. T.3. Moskva. C. 43-66.

Chambers J.K. 1995. Sociolinguistic Theory. Oxford. 185-206. (4.6. Change in Progress)


Übung 9: 18. Juni 2002, 12.30-13.45  in GB 7/139

Textarbeit am lautsprachlichem Material: Segmentierung und Verschriftlichung (Hörtexte)

 


    Letzte Änderung: 14. Juni. 2002

    Marion Krause