Das Supplementum Lucani von Thomas May.
Einleitung, Edition, Übersetzung, Kommentar
Birger Backhaus
Als sich M. Annaeus Lucanus 65 n.Chr. auf Befehl Neros die Adern öffnen lässt,
hinterlässt er die Pharsalia, sein Epos über den römischen Bürgerkrieg zwischen
Caesar und Pompeius, als Torso. Der Engländer Thomas May (1595-1650) setzt in seinem
zuerst 1640 in Leiden erschienenen Supplementum Lucani die Handlung in sieben
Büchern fort. Er schildert den Krieg Caesars gegen Ptolemaios XIII. in Ägypten und die
Bürgerkriegsschlachten bei Thapsus und Munda. Im Zentrum des Supplements steht der
Selbstmord Catos, am Ende der Tod Caesars. May entwickelt die Handlung in Anlehnung an
zahlreiche antike Quellen - Lucans Hauptquelle Livius (109-116) ist für ihn verloren -
und legt dabei Zeugnis seiner profunden Kenntnis der griechischen und lateinischen
Literatur ab. Die für die lucanische Figurenzeichnung typische Überhöhung der
Charaktere nimmt May deutlich zurück: Der Tyrann Caesar erhält menschliche Züge, seine
Ermordung ist keine Ruhmestat. So erscheint das Supplement als auffallend eigenständig
gegenüber seiner Vorlage.
Der lateinische Text basiert auf der zweiten und zugleich letzten von May autorisierten
Fassung des Supplements von 1646. Die editio princeps (1640) und alle greifbaren späteren
Ausgaben des Werkes wurden zur Aufdeckung und Verbesserung der Druckfehler des Leitdruckes
herangezogen. Die Orthographie erscheint in normalisierter Form. Eine deutsche
Prosaübersetzung ist dem lateinischen Text gegenübergestellt. Der Kommentar zeigt die
sprachlichen und motivischen Quellen des Supplements sowie Mays Umgang mit ihnen auf und
will mit seinen Erläuterungen zu sprachlichen, historischen und literarischen Aspekten
die Lektüre unterstützen.
ISBN 3-88476-741-0, 542 S., 1 Abb., kt., Euro 48,50 2005