Diomedes grammaticus
Raphael Dammer
Das dreibändige Lehrbuch des Grammatikers Diomedes (um 380 n.Chr.) ist einer der
wenigen vollständig erhaltenen Texte seiner Art. Zudem steht sein Autor noch nicht im
Bannkreis der etwa zu seiner Zeit aufkommenden, eng an Donat orientierten Tradition
lateinischer Sprachwissenschaft. Diomedes ist weit davon entfernt, bloß ein
Donat-Kommentator zu sein, er will viel mehr: Er zeigt sich bestrebt, zusammenzuführen,
was die zeitgenössische lateinische Grammatik an Erkenntnissen zu bieten hatte. Dabei
scheint er auch wertvolle Fragmente aus verlorenen Texten älterer Theoretiker zu
präsentieren - doch gerade hier ist Vorsicht angebracht: Name-dropping war für Diomedes
allemal wichtiger als akkurate Kennzeichnung fremden geistigen Eigentums.
In der Forschung ist Diomedes bisher auf verhältnismäßig geringes Interesse
gestoßen. Einen wissenschaftlichen Kommentar zu seiner ars gibt es ebensowenig wie
eine Übersetzung, ganz abgesehen davon, daß seit längerem eine neue Edition angemahnt
wird. Die Arbeit soll deshalb einen Beitrag dazu leisten, diesen Text genauer zu fassen:
seine Entstehung, seine Eigenarten, sein Fortleben. Zunächst werden daher in knapper Form
einige Aspekte der Tätigkeit eines grammaticus in der Spätantike angesprochen;
anschließend wird ein Überblick über offene Fragen und bisherige Ergebnisse der
Forschung zu Diomedes gegeben. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt in der folgenden
ausführlichen Analyse ausgewählter Kapitel (aus den ersten beiden Büchern). Am Ende der
Arbeit steht ein Überblick über die Rezeption des Textes bis in die Neuzeit; als
Endpunkt der Darstellung ist der Aristarchus von Gerhard Johann Voß (1577-1649)
gewählt.
ISBN 3-88476-447-0, 396 S., kt.,