BAC 42
Aulus Cornelius Celsus - Arzt oder
Laie?
Autor, Konzept und Adressaten der De medicina libri octo
Christian Schulze
Ob die acht Bücher über Medizin des
Aulus Cornelius Celsus aus der Hand eines Arztes oder Laien stammen, gehört zu den immer
wieder erörterten Fragen der lateinischen Literatur- und Medizingeschichte. Der
Quellenwert einer solchen Schrift, die uns einen einzigartigen Einblick in die Entwicklung
des Fachs zwischen Hippokrates und Galen gewährt, hängt entscheidend von der Profession
ihres Autors ab. Daher widmet sich diese Studie erstmals monographisch dem Problem und
bringt es zur Entscheidung.
Der aktuellen Forschungsmeinung, Celsus sei Laie gewesen,
wird die These entgegengesetzt, daß der Autor ein nach antiken Maßstäben ausgebildeter
Fachmann gewesen sein muß. Ausgangspunkt der Argumentation ist die bislang wenig
beachtete Frage nach dem potentiellen Rezipienten: Für wen war das Werk gedacht? Welches
Ziel verfolgte Celsus? Die ausführliche Analyse sehr unterschiedlicher Aspekte -
Proömiengestaltung, Anforderungen an die Chirurgie, Themenwahl, These der Einbindung in
ein Bildungskonzept u.a. - legt nahe, daß De medicina als Fachschrift für
Fachleute zu gelten hat. Damit aber, so der Umkehrschluß, wird auch und gerade der Autor
einer solchen Schrift kein Laie gewesen sein.
Die Überlegungen laufen schließlich in einem Neuvorschlag
zum Verwendungszweck des Werkes zusammen: Celsus reagiert auf eine Bedarfslücke, die
infolge einer sich wandelnden Zusammensetzung des Ärztestandes im frühkaiserzeitlichen
Rom entstand. De medicina deckte nicht allein den Bedarf nach einem Lateinisch
geschriebenen Werk, sondern zugleich den nach einem überschaubaren und systematischen
Handbuch für Fachleute ab.
ISBN 3-88476-351-2, 188 S., kt., Euro
21,- 1999