BAC 21
Das Volk der Athleten.
Untersuchungen zur Ideologie und Kritik des Sports in der griechisch-römischen Antike
Stefan Müller
Der Verfasser versucht, den antiken Sport durch die Anwendung
moderner sportsoziologischer Ansätze in einen weiteren Kontext zu stellen und seine
Geschichte als Teil der sozial-, kultur- und mentalitätsgeschichtlichen Entwicklung der
Antike zu verstehen. Ausgehend von der Hypothese, daß Sport immer ein Produkt der
Gesellschaft ist, wird der Sportkritik eine zentrale Bedeutung beigemessen: Wenn Sport ein
Spiegel der Gesellschaft ist, ist Sportkritik (latente) Gesellschaftskritik.
Am Anfang der Untersuchung steht die Frage, ob man überhaupt von
"Sport" in der Antike sprechen kann. In dem ersten Hauptteil betrachtet der
Verfasser die griechische Sportkritik von der homerischen Zeit bis zum Hellenismus, dann
in einem zweiten Hauptteil den römischen Sport und die Kritik an ihm. Dieser Überblick
über die antike Sportkritik wird ergänzt durch Verweise auf moderne Sportkritik, die der
antiken entlehnt ist, z.B. die These von der entpolitisierenden Wirkung des Sportes, die
auch heute noch mit dem Schlagwort panem et circenses zusammengefaßt wird.
Die Ergebnisse sind vielfältig. Besonders wichtig ist, daß
während der gesamten Antike eine große Nähe zwischen Sport und Krieg zu beobachten ist
und daß Sport immer eine Domäne der Oberschicht war. Es zeigt sich weiterhin eine
erstaunliche Konstanz der gegen den Sport vorgebrachten Argumente, die weniger von realen
Verhältnissen im Sport als vielmehr von konstanten Einstellungen und Vorurteilen
gegenüber dem Sport geprägt zu sein scheinen.
ISBN 3-88476-152-8, 379 S., 20 Abb., kt., Euro 30,- 1995