BAC 17
Cicero an Appius (Cic. fam. III).
Umgangsformen in einer politischen Freundschaft
(Stätten und Formen der Kommunikation im Altertum III)
Ralf Schuricht
Wie verkehrten zwei römische Politiker brieflich miteinander, deren
Beziehung durch reale und vermeintliche Konflikte stark belastet war, die aber im
politischen Alltag auf eine gewisse Kooperation angewiesen waren? Wie trugen sie in
Briefen ihre Bitten vor? Wie reagierten sie auf solche Bitten? Wie wurden Beschwerden
vorgebracht und Konflikte ausgetragen, ohne dabei unhöflich zu wirken oder die
Verantwortung für einen eventuellen Bruch der "Freundschaft" zu übernehmen? -
Dies sind die zentralen Fragen, denen die Arbeit nachgeht. Gegenstand der Untersuchung
sind zunächst die dreizehn Briefe, die Cicero in den Jahren 52 bis 50 an Appius Claudius
Pulcher schrieb, Bruder des berüchtigten P. Clodius und Ciceros Vorgänger in der
Provinzverwaltung von Kilikien. Die Ergebnisse der Detailinterpretation der Briefe werden
anschließend systematisiert und mit der übrigen Korrespondenz aus Ciceros Sammlung ad
familiares verglichen. Dabei wird deutlich, daß es innerhalb der politischen
Führungsschicht Roms einen verbindlichen Rahmen für die brieflichen Umgangsformen gab,
der aber die individuellen rhetorischen und psychagogischen Fähigkeiten des jeweiligen
Briefschreibers nicht etwa einengte, sondern geradezu herausforderte.
ISBN 3-88476-101-3, 208 S., kt., Euro
20,- 1994