BAC 110
Die neue
Muse. Eine poetologische Lektüre von pseudo-Euripides’ Rhesos
Laura
Napoli
Der dem
Tragiker Euripides zugeschriebene Rhesos, der mittlerweile als
frühhellenistische Tragödie gelesen werden kann, erzählt von den
Geschehnissen der sogenannten Dolonie, des 10. Buches der homerischen
Ilias, aber im Gegensatz zu dieser nicht aus der griechischen,
sondern aus der trojanischen Perspektive. Durch die Art und Weise, wie
der Rhesos-Dichter seinen Text gestaltet, wird deutlich, dass er
sich von Beginn an mit der literarischen Tradition – vor allem mit Homer
und der Gattung der Tragödie – auseinandersetzt und dabei seine
Innovationen thematisiert, so dass die Poiesis, das «Gemachtsein», der
Tragödie Rhesos auf der Metaebene des Textes zum zentralen Thema
wird.
Eine,
wenn nicht die Innovation des Rhesos-Dichters stellt der Auftritt
einer Muse dar, einer durch die literarische Tradition poetologisch
aufgeladenen Figur. Die Rede der Muse, der Trägerin einer textinhärenten
Poetik, erweist sich als durchsetzt mit meta- und autopoetischen
Reflexionsmomenten, die für das Verständnis der ganzen Tragödie von
Bedeutung sind. Im Zentrum dieser Studie steht somit die «neue Muse»
nicht nur als eine handelnde Figur im Text, sondern vor allem auch im
Sinne des innovativen Schaffens des Rhesos-Dichters.
ISBN
978-3-86821-955-5, 170 S., geb., Euro 35,- 2022