BAC 9
Kléa gynaikon.
Frauen in den "Argonautika" des Apollonios Rhodios
Stephanie A. Natzel
In einer historischen Einleitung wird die Position der Frau in
Gesellschaft und Familie vom Zeitalter Homers bis in die Epoche des beginnenden
Hellenismus im Hinblick auf ihre Repräsentation in der Literatur untersucht. Dies bildet
die Grundlage für eine umfassende Analyse des Frauenbildes im Argonauten-Epos des
Apollonios, das zwar in einer fernen mythischen Vergangenheit spielt, in das aber dennoch
zeitgenössische Elemente auf vielfache Weise eingegangen sind.
Im ersten Hauptteil wird in einer eingehenden Interpretation des 3.
und 4. Buches die Darstellung der epischen 'Heldin' Medea auf dem Hintergrund der
historischen wie der literarischen Voraussetzungen herausgearbeitet; dabei werden vor
allem Euripides' Medea und Phaidra als Folie herangezogen. Im zweiten Hauptteil sind die
übrigen Frauengestalten Gegenstand der Interpretation: Die Szenen, in denen Göttinnen
oder sterbliche Frauen auftreten, werden anhand der im ersten Teil entwickelten Kriterien
interpretiert.
Abschließend wird, nach einer Analyse des männlichen Heldentums
(insbesondere des Iason und Herakles), nachgewiesen, daß Apollonios u.a. auch aus
poetologischen Erwägungen das traditionelle epische Sujet, den 'Ruhm der Männer', durch
den 'Ruhm der Frauen' wenn nicht ersetzt, so doch zumindest ergänzt hat. Damit erweist
sich Apollonios' Epos als außerordentlich innovativ und völlig im Einklang mit der
Kunstdoktrin des Kallimachos.
ISBN 3-88476-029-7, 243 S., kt., Euro
21,- 1992