Julian von Ägypten
Hendrich Schulte
Julian von Ägypten ist ein bisher fast übersehener, spätantiker
Epigrammdichter, er lebte im 6. Jh. n. Chr. zur Zeit Kaiser Justinians und bekleidete als
Prätorianerpräfekt des Ostens eines der höchsten Staatsämter nach dem Kaiser. Trotz
seiner politischen Tätigkeit fand Julian Zeit, sich literarisch zu beschäftigen: 72
Epigramme aus den Bereichen der Weih-, Grab- und epideiktischen Gedichte sind uns
überliefert.
Der vorliegende Band bietet Text, Übersetzung und Kommentar zu
seinen Epigrammen und erarbeitet ein Gesamtbild des Autors und der ihn umgebenden
frühbyzantinischen Gesellschaft sowie der Funktion seiner Dichtung. Deutlich kann gezeigt
werden, daß Julian trotz seiner hohen Stellung als Staatsmann zu Kaiser Justinian
oppositionell eingestellt war und sich dabei offenkundig in Gesellschaft mit anderen,
einflußreichen Personen seiner Zeit befand. Er sah seine Dichtung nicht nur als
Zeitvertreib an, sondern versuchte, in einer Zeit, in der sich das Christentum etablierte
und Heidnisches gezielt bekämpft wurde, die Stilprinzipien der Antike wiederaufzunehmen
und seinem kritischen Unmut über die herrschenden Zustände Ausdruck zu verleihen.
Der Band erschließt die Epigrammrenaissance des Julian von Ägypten
und wirft für die griechische Epigrammdichtung insgesamt und für die
politisch-kulturelle Atmosphäre des 6. Jh. n. Chr. wesentliche Erträge ab.
ISBN 3-922031-24-2, 148 S.,
kt., (vergr.) 1990