Hanse-Kolloquium 2021

Herausforderungen und Unterstützung von Studienanfänger:innen vor und nach Corona

Beiträge

Eine Seite mit der tabellarischen Übersicht über das Programm finden Sie hier: Programm

Liste der Beiträge:

▼Uhrzeit ▼Raum ▼Autor(en) ▼Titel Abstract
13:00 Hauptraum Stefanie Rach Self-Assessment zu Beginn eines mathematikintensiven Studienganges: von Wissenstypen bis Feedbackarten Feedback ist ein wichtiges Qualitätsmerkmal von guter Lehre. In Pandemiezeiten oder bei großen Lehrveranstaltungen bietet es sich an, Online-Systeme zu nutzen, um Studierenden Feedback zu ihren Wissensbeständen bzw. Leistungen zu geben. Zu Studienbeginn kann dieses Feedback auch hilfreich sein, um passend zum Wissen, dass die Studierenden mitbringen, Unterstützungsangebote zur Verfügung zu stellen.
In diesem Vortrag wird ein Einblick in Moas (Mathematics Online Assessment System) gegeben, das ein adaptives Assessmentsystem mit automatischem Feedback ist. Studierende aus mathematikintensiven Studiengängen bearbeiten Aufgaben aus fünf verschiedenen Wissensgebieten und erhalten direkt nach der Bearbeitung ein Feedback zu ihren mathematischen Wissensständen. Dieses Feedback wird sowohl mit einer sozialen als auch mit einer kriterialen Bezugsnormorientierung den Studierenden zur Verfügung gestellt. Aufbauend auf der Darstellung des Online-Systems wird diskutiert, welche Qualitätskriterien ein derartiges System erfüllen sollte, um Studierenden zu Studienbeginn in ihrem Lernprozess zu unterstützen.
13:00 1 Birte Julia Specht, Carolin Danzer, Marieke Roskam Studierende argumentieren zu multiplikativen Strukturen Der Beitrag gibt erste Einblicke in eine qualitative Studie zu Kompetenzen von Lehramtsstudierenden im Kontext elementarer zahlentheoretischer Begründungsaufgaben, die auf multiplikative Strukturen fokussieren. Es werden Vorgehensweisen und Fehlermuster herausgearbeitet und analysiert. Dabei steht zunächst die Analyse inhaltlicher Verstehensprozesse bei der Bearbeitung dieser Begründungsaufgaben im Fokus. Es wird anhand von Fallbeispielen aufgezeigt, inwiefern die gewählten Aufgaben das Potential bieten, grundlegende Herangehensweisen und Vorstellungen von Studierenden zu erfassen. Des Weiteren werden Zusammenhänge zwischen erfolgreichen Begründungen und genutzten inhaltlichen Strategien dargestellt.
Durch diesbezügliche Erkenntnisse werden Lehrende sensibilisiert und es können gezielte Förder- und Fordermaßnahmen für den universitären Einsatz entwickelt werden.
13:00 2 Sonja Otten, Wibke Derboven, Karsten Kruse, Stefanie Preuß Studieren Probieren – Mathematik im Orientierungsstudium Mathematik ist ein wichtiges Fundament aller ingenieurwissenschaftlichen Studiengänge. Doch zugleich haben viele junge Menschen Angst, dass sie den mathematischen Ansprüchen eines ingenieurwissenschaftlichen Studiums nicht gewachsen sind. Darauf nimmt die Gestaltung der Mathematik im Orientierungsstudium der Technischen Universität Hamburg Rücksicht. Diese folgt dem Prinzip der fördernden und fordernden Unterstützung, mit dem Ziel die Studierenden gut auf die Mathematik in einem ingenieurwissenschaftlichen Studium vorzubereiten und durch eine bestandene Mathematikprüfung das Zutrauen zu stärken. Da die Studierenden häufig mit unterschiedlichen Vorkenntnissen an die Hochschulen kommen, bietet das Orientierungsstudium einen angepassten Einstieg in die Ingenieurmathematik an. Ferner werden die Studierenden dabei unterstützt, geeignete Lerntechniken in Mathematik zu entwickeln, wobei es folgende Unterstützungsangebote gibt:
- Probe-Lerngruppen
- Probeklausur
- Online-Spiel „Surviving Math“
13:00 3 Regula Krapf Wie können Mathematikvideos aktivierend gestaltet werden? Im Zuge der Corona-Pandemie haben Lernvideos in der Hochschulmathematik eine stärkere Verbreitung gefunden. Videos werden jedoch oft mit einer passiven Rezeptionshaltung assoziiert. In diesem Beitrag sollen verschiedene Möglichkeiten diskutiert werden, wie Studierende beim Videoschauen aktiviert werden können; darunter die Einbindung interaktiver Elemente mit der Software h5p, die Kombination von Videos mit einem Lückenskript und die Verwendung eines Lightboards. Dabei sollen auch erste Evaluationsergebnisse präsentiert werden.
13:00 4 Karsten Kruse, Dennis Gallaun, Christian Seifert Elektronische Prüfungen in Mathematik - Ein Beispiel E-Assessment kann den Prüfungs- und Korrekturaufwand für die Lehrenden drastisch reduzieren. Es sollte aber auch dazu genutzt werden didaktisch anspruchsvolle Aufgaben zu entwickeln.
Am Beispiel einer elektronischen Prüfung in der Mathematik-Veranstaltung Lineare Algebra für Ingenieure an der Technischen Universität Hamburg stellen wir Aufgabenkonzepte vor, mit denen sich die Qualität von elektronischen Prüfungen verbessern lässt. Dieses Konzept umfasst adaptive elektronische Aufgaben mit automatischer Korrektur. Dadurch lässt sich eine Fehlerbehandlung analog zur händischen Bewertung inkl. Folgefehlerregelung abbilden.
Bedingt durch die Größe der Veranstaltung Lineare Algebra (1200 Studierende) und die Limitierung der Geräte (100 Notebooks) müssen die Studierenden zur Prüfung auf mehrere Kohorten verteilt werden. Wir zeigen, wie man mittels Reverse Engineering und Randomisierung die Prüfung bei einheitlichem Schwierigkeitsgrad für jeden Studierenden effizient individualisieren kann.
13:30 1 Hinrich Lorenzen, Michael Schmitz Einführung von Frames in die Mathematikdidaktik – ein neuer Ansatz zur Problematik des Beweisverstehens Wir stellen das ursprünglich aus der KI-Forschung stammende und heute in der Linguistik und Kognitionspsychologie etablierte Frame-Konzept vor und entwickeln Ansätze zu dessen Anwendung in der mathematischen Lehre an Hochschulen. Das Frame-Konzept erscheint geeignet, um Erkenntnisse zum Umgang von Studierenden mit mathematischen Texten zu erlangen. Dabei nehmen wir insbesondere das Lesen und Verstehen von Beweisen in den Blick. Um eine Grundlage für weitere mathematikdidaktische Forschung in dieser Richtung zu schaffen, entwickeln wir unterschiedliche Thesen zu einer möglichen Bedeutung des Frame-Ansatzes für künftige Forschung im Bereich des Beweisverstehens.
13:30 2 Katharina Kirsten, Gilbert Greefrath Vorkurs in Zeiten von Corona: zur Entwicklung affektiver Merkmale in Distanz und Präsenz Der Übergang von der Schule zur Hochschule wird von vielfältigen Schwierigkeiten begleitet, denen an vielen Standorten durch Vorkurse begegnet wird. Neben der Aufarbeitung mathematischer Inhalte zielen Vorkurse dabei auch auf die Stärkung affektiver Komponenten ab. Inwiefern solche Ziele auch in pandemiebedingten Distanzformaten erreicht werden können, wird kritisch diskutiert. Die in diesem Vortrag vorgestellte Studie untersucht daher, in welchem Maße sich Teilnehmer:innen einer Distanz- und einer Präsenzübung in Bezug auf die Entwicklung affektiver Merkmale unterscheiden. Hierzu wurden im Vorkurs 2021 das Interesse, die Selbstwirksamkeitserwartung und die soziale Eingebundenheit der rund 200 Studierenden in einem Prä-Post-Design erhoben. Der Vorkurs richtet sich an Lehramtsstudierende der Primar- und Sekundarstufe I und basiert auf einer digitalen, asynchronen Vorlesung. Im Vortrag werden die Ergebnisse präsentiert und Implikation für die digitale Lehre auch nach Corona diskutiert.
13:30 3 Christine Scharlach, Ulrike Bücking MatheProfIL - Integration von Online-Modulen in die Mathematik-VL für das LA Grundschule Die erste fachwissenschaftliche Mathematik-Veranstaltung für die Studierenden der Grundschulpädagogik (und erste Begegnung mit der Fachkultur) ist für viele sehr herausfordernd. Die ca 400 Studierenden pro Jahrgang sind sehr heterogen in ihren mathematischen Vorerfahrungen und die Stoffmenge einer VL (90 min) überfordert viele. Um den Stoff besser auf die Woche zu verteilen und ein differenziertes Lerntempo zu ermöglichen, erproben wir ein Integriertes Lernkonzept (Blended Learning): 30 Minuten als Online-Lernmodul vor der (nur noch 60-minütigen) Vorlesung. Das Online-Modul wird in Anlehnung an das JiTT-Konzept gestaltet: ein Selbsttest mit Fragen zum Inhalt sowie zur Vertiefung des Verständnisses gibt nicht nur den Lernenden Orientierung bei der Aneignung der Inhalte der Lernvideos, sondern auch eine Rückmeldung an die Dozierenden zu noch in der Vorlesung zu klärenden Fragen. Erprobt wurde dies seit dem SoSe 2019 für zwei von 14 VL.
13:30 4 Martin Franzen Mathematik-Klausur als Online-Prüfungen Die Hochschule Aalen setzt seit dem Sommersemester 2020 auch auf Online-Prüfungen. Bislang konnten mehr als 15.000 Klausuren (technisch) erfolgreich absolviert werden. Anhand der Anfängervorlesung "Mathematik" für die Studiengänge "User Experience" und "Technical Content Creation" soll exemplarisch das Format "Pen & Paper" vorgestellt werden.
14:00 1 Verena Spratte (Warum) Lesen Studierende Beweise? Unter Forschenden der Hochschuldidaktik besteht breiter Konsens, dass das Lesen ausformulierter Beweise vom ersten Semester an einen zentralen Bestandteil des Mathematikstudiums bilden sollte und bildet. Wie Studierende dieses Lehrangebot nutzen und welche Ziele sie dabei verfolgen, ist weitgehend unklar und wurde in einer zweistufigen, qualitativ und quantitativ vorgehenden Studie an sechs deutschen Hochschulen untersucht.
Vorläufige Ergebnisse deuten auf eine Passung zwischen Lern- und Lehrzielen hin, welche sich anhand der Bloomschen Taxonomie strukturieren lassen: Studierende lesen Beweise, um zu verstehen und das Verstandene anzuwenden, i.e. um selbst beweisen zu können. Evaluierendes, synthetisierendes und validierendes Lesen hingegen spielen eine untergeordnete Rolle. Dabei variieren die Leseziele je nach Leseanlass. Insbesondere das Lösen von Übungsaufgaben und die Klausurvorbereitung regen zum aktiven Lesen von ausformulierten Beweisen an.
14:00 2 Tim Lutz Hochschuldidaktische Forschung am Beispiel der elementaren Algebra Am Beispiel elementar-mathematischer Fähigkeiten an der Schnittstelle von Schule und Hochschule in Bereichen wie der Algebra werden Forschungsergebnisse und Entwicklungsbedarfe für einen gelungenen Studienbeginn Mathematik vorgestellt. Im Vortrag werden außerdem aktuelle Themenfelder hochschuldidaktischer Forschung identifiziert.
14:30 3 Sebastian Geisler, Katrin Rolka „Simpel, kompakt und einfach zu verstehen“ – Potentiale von Mathematik-Lernvideos aus Studierendensicht Frei verfügbare Mathematik-Lernvideos auf YouTube erfreuen sich unter Studierenden großer Beliebtheit. Aus theoretischer Sicht können Lernvideos erhebliche Potentiale für den Lernprozess aufweisen. Im vorliegenden Beitrag wird untersucht, welche Vorzüge Studienanfänger/innen in Ingenieursstudiengängen in Mathematik-Lernvideos auf YouTube sehen und inwiefern sich die studentischen Sichtweisen mit den theoretischen Potentialen von Lernvideos decken. Praktische Implikationen der Ergebnisse für das Lernen mit Videos werden diskutiert und Forschungsdesiderate zur Nutzung von Lernvideos in der Studieneingangsphase aufgezeigt.
14:00 4 Klaus Giebermann Digitale Paper & Pencil Aufgaben Der Einsatz digitaler, parametrierter Aufgaben in der Lehre bietet bekanntlich eine Reihe von Vorteilen, Allerdings stellt diese Form oft einen Rückschritt gegenüber klassischen Aufgaben dar, da entweder nur das Endergebnis überprüft wird, oder aber Zwischenschritte abgefragt werden, die den intendierten Lösungsweg bereits vorgreifen.
In diesem Vortrag wird ein neuer Ansatz, sowie dessen Umsetzung, vorgestellt, wie dieses fundamentale Problem digitaler Aufgaben gelöst werden kann.
Studierende sollen den kompletten Lösungsweg angeben, der anschließend schrittweise überprüft wird. Eine Aufgabe gilt nur dann als gelöst, wenn die Schritte von der Aufgabenstellung hin zum Endergebnis nachvollzogen werden konnten.
In der aktuellen Version können Termumformungen, Gleichungen und Ungleichungen,
auch unter Verwendung von Fallunterscheidungen, kontrolliert werden Zusätzlich wird eine neuartige Oberfläche für die intuitive Eingabe des Lösungsweges vorgestellt.
14:30 2 Jan-Hendrik de Wiljes, Christine Scharlach Das Mathematische Propädeutikum - Eine studiumsbegleitende Brücke zwischen Schule und Hochschule Mangelndes mathematisches Vorwissen bei einem großen Teil von Studienanfänger*innen ist ein mittlerweile sehr bekanntes und hochproblematisches Phänomen. Stark betroffen sind Studierende des Grundschullehramts, insbesondere wenn Mathematik Pflichtfach ist. Da sie als Multiplikatoren einen wesentlichen Einfluss auf die mathematischen Fertigkeiten zukünftiger Generationen haben, ist diese Zielgruppe besonders wichtig. Um der Vorwissen-Problematik zu begegnen, wurde im Jahr 2019 an der Freien Universität das im ersten Semester stattfindende Mathematische Propädeutikum entwickelt, das aktuell primär von Studierenden des Grundschullehramts besucht wird. In diesem Vortrag werden sowohl das Konzept vorgestellt als auch erste Rückmeldungen von Studierendenseite präsentiert. Abschließend wollen wir sowohl potenzielle Zusammenhänge zwischen dem Besuch des Kurses und Leistungen in anschließenden fachmathematischen Modulen als auch Möglichkeiten zur Veränderung/Verbesserung des Kurses diskutieren.
14:00 3 Jonas Lache Digitale Lehr- und Lernmaterialien für Stochastik-Veranstaltungen an der Hochschule Im Rahmen des Projekts "OER.Stochastik.nrw" werden digitale Lehr- und Lernmaterialien für die Hochschullehre aus dem inhaltlichen Bereich der Stochastik entwickelt. Diese interaktiven Anwendungen, Lernvideos und digitalen Aufgaben werden im Rahmen von Lehrveranstaltungen sowie einer qualitativen Interviewstudie getestet und evaluiert. Die Materialien sollen Studierende beim Lernen stochastischer Inhalte unterstützen und dabei so gestaltet sein, dass Lehrende sie in ihre Lehrveranstaltungen integrieren können. Mit den interaktiven Anwendungen wird versucht, Studierenden stochastische Objekte und Strukturen zu veranschaulichen. Die Lernvideos sind so gestaltet, dass sie einen kurzen und anschaulichen Überblick über ein klar abgestecktes Thema liefern. Bei den digitalen Aufgaben liegt der Fokus vor allem auf der Ausgestaltung des automatischen adaptiven Feedbacks, wobei ein Ansatz intensiver verfolgt wird, bei dem Studierende Hilfestellungen in Form von Teilaufgaben erhalten.
14:30 4 Benedikt Schilson, Klaus Giebermann Autorentool für digitale Aufgaben Das Erstellen qualitativ hochwertiger digitaler Aufgaben (nicht nur für Mathematik) ist ein aufwendiger und oftmals fehleranfälliger Prozess. Bei einigen Systemen muss dazu auch eine Programmiersprache erlernt werden.
Im Vortrag wird ein neues Autorentool vorgestellt, das die Erstellung von Aufgaben auf den wesentlichen Kern reduziert. Es werden keine speziellen Programmierkenntnisse benötigt. Stattdessen können Aufgaben aus konfigurierbaren Komponenten zusammengesetzt werden. Im Hintergrund laufende Tests sollen häufig auftretende Fehler frühzeitig erkennen und sichtbar machen.
Anwendungsfelder sind Mathematik-Grundlagenmodule und -Vorkurse, aber auch andere Fachrichtungen wie z.B. Mechanik, Elektrotechnik oder Wirtschaftswissenschaften. Die Autoren sehen auch ein Potenzial für den Einsatz an Schulen, speziell bei der Vorbereitung des Übergangs Schule-Hochschule.
15:30 1 Birke-Johanna Weber, Anke Lindmeier Wahrgenommene Relevanz von Lehramtsaufgaben Lehramtsstudierende der Mathematik haben häufig Schwierigkeiten, die Relevanz fachmathematischer Studieninhalte für ihren späteren Beruf zu erkennen. Eine geringe wahrgenommene Relevanz kann jedoch negative Effekte auf Lernmotivation und Lernerfolg haben. Als Intervention werden daher an vielen Hochschulen „Lehramtsaufgaben“ eingesetzt. Da diese Aufgaben professionsspezifische Lerngelegenheiten darstellen, ist zu erwarten, dass Lehramtsstudierende ihnen eine höhere Relevanz für den zukünftigen Beruf zuschreiben als klassischen Übungsaufgaben. Erste Daten hierzu liegen vor, sind jedoch uneindeutig. Um den Einsatz der Aufgaben besser evaluieren und sie zielgerichtet weiterentwickeln zu können, ist es daher notwendig, genauer zu untersuchen, worauf Lehramtsstudierende ihre Relevanzeinschätzung gründen. Wir stellen eine entsprechende qualitative Interviewstudie vor, welche Kriterien explizieren soll, die Lehramtsstudierende zur Beurteilung der Relevanz von Lehramtsaufgaben nutzen.
15:30 2 Jolan Schneider-Kis, Walther Paravicini Steigerung der Motivation im Mathematikstudium von Studierenden des Master of Education durch die Projektfamilie mowe Die Projektfamilie mowe ermöglicht Studierenden des Master of Education Mathematik einen raschen, unkomplizierten, zielgerichteten und betreuten Zugang zu eigenständigem Unterricht im beruflichen Schulwesen. Je nach Teilprojekt von mowe erfolgt der Unterricht in verschiedenen Schularten und Klassenstufen, beispielsweise in der Jahrgangsstufe 2 des Beruflichen Gymnasiums.

Dass insbesondere fachliche Kompetenz wichtig ist, wollen wir den Studierenden mit diesem Projekt möglichst früh in ihrem Studium deutlich machen, damit sie motivierter sind, ihr Fachwissen an der Universität zu erweitern. Erst wenn sie sich als Lehrkraft auf das eigene Fachwissen vollständig verlassen können, kann didaktische Arbeit, Beziehungsarbeit und die Wissensvermittlung gelingen.

Die Studierenden erstellen eigene Unterrichtsmaterialien und setzen sie im eigenständigen Unterricht ein und erfahren so nicht nur Verantwortung für den Lernerfolg ihrer Lerngruppe, sie teilen auch direkt Erfolge mit ihren Lernenden und erhalten unmittelbar Rückmeldungen zu ihrer Arbeit. Durch den längeren zeitlichen Rahmen der Einzelprojekte wird den Studierenden auch die Möglichkeit der ganzheitlichen Weiterentwicklung geboten.

Den Studierenden wird im Projekt ein geschützter und stützender Rahmen durch intensive Betreuung und Zusammenarbeit vor den Unterrichtssequenzen, Supervision im Anschluss an den Unterricht und Unterstützung bei der Überarbeitung der Materialien für den jeweils nächsten Unterrichtseinsatz gegeben.
15:30 3 Julia T. Kaiser Anregen von Sprechanlässen im Mathematikstudium mit Fokus auf die Studieneingangsphase Sprache und Verstehen sind grundsätzlich eng verbunden und dies gilt insbesondere auch für das Verstehen von Mathematik. In der schulbezogenen Mathematikdidaktik ist diese Verbindung bereits gut untersucht und sie wird mit verschiedenen Ansätzen im sprachsensiblen Mathematikunterricht berücksichtigt. Ausgehend von der „Sprache des Verstehens“ können schließlich neue Sachzusammenhänge in der „Sprache des Verstandenen“ (Wagenschein) formuliert werden. Diese Grundidee lässt sich auch z. B. auf die Studieneingangsphase übertragen.
Ziel dieses Beitrags ist es, Ideen für eine sprachsensible Hochschullehre zu sammeln. Denn auch im Mathematiklehren an der Hochschule kann es von Vorteil sein vielfältige Sprechanlässe für Studierende zu schaffen, die in ihrem diskursviven Charakter zum Reflektieren über gelernte Konzepte anregen und das Aufbauen tragfähiger Vorstellungen begünstigen.
15:30 4 Nina Utsch Vorstellungen von Lehramtsstudierenden zur Konvergenz von Folgen Studierende der Analysis I und Schüler_innen der Sek II zeigen oft vergleichbare Schwierigkeiten in den Vorstellungen zu Folgen und Grenzwerten. In einer Studie an der JLU Gießen haben Lehramtsstudierende mit lautem Denken Übungsaufgaben zur Folgenkonvergenz bearbeitet. Neben den Grundvorstellungen zum Grenzwertbegriff zeigen die Studierenden während der Aufgabenbearbeitung weitere mathematisch (nicht-)tragfähige Vorstellungen, die im Vortrag vorgestellt werden. In den Bearbeitungen mehrerer Studierender zeigen sich zudem fachliche Auffälligkeiten im Verständnis des Teilfolgenbegriffs. Anhand von Transkriptausschnitten werden vertiefte Einblicke in die Vorstellungen und fachlichen Konzepte von Studierenden in der Analysis I gegeben. Aus den Ergebnissen der Studie werden Anhaltspunkte für die Unterstützung von Studierenden formuliert, die zur Förderung von Vorstellungen und fachbezogenen Konzepten in der Analysis sowohl in analogen als auch in digitalen Settings hilfreich sein können.
16:00 1 Theresa Scholl Geometrische Begriffsbildung philosophierend fördern: Ein digitales Lernangebot Zum Reaktivieren von schulischem Basiswissen in der Geometrie (Sekundarstufe I) für Studienanfänger:innen wurde an der JLU Gießen im Rahmen eines hessenweit geförderten Projekts zu digital gestütztem Lehren und Lernen das ILIAS-Lernmodul Basiswissen Geometrie digital entwickelt. In diesem Lernmodul finden sich Seiten zum eigenständigen Erkunden, Basiswissen, Vertiefen und Reflektieren im Rahmen von Distanzlehre. Auf den Seiten zum Reflektieren wird dazu angeregt, die bereits im Lernmodul behandelten Inhalte philosophierend zu hinterfragen. Damit sollen insbesondere Begriffsbildungsprozesse bei den Studierenden gefördert werden. Im Vortrag werden ausgewählte Aufträge zum Philosophieren und deren Konzeption vorgestellt, sowie diese in die Theorien zum Philosophieren und zur geometrischen Begriffsbildung eingeordnet. Zudem werden anhand von digitalen Partnerarbeiten und Interviews Einblicke in die Bearbeitungsprozesse der Studierenden gegeben.
16:00 2 Susan Pulham Virtuelles Lernteamcoaching Seit 2014 wird an der htw saar das Modul Statistik im Bachelor-Studiengang als Lernteamcoaching angeboten. Die Studierenden arbeiten in Zehnergruppen gemeinsam über das Semester an den Inhalten des Moduls. Semesterbegleitend erfolgen virtuelle und/oder physische Beratungen und Präsentationen der Studierenden. Hierdurch werden das kontinuierliche Lernen und neben den fachlichen auch soziale und digitale Kompetenzen gefördert.
Das Modul schließt mit einer schriftlichen Prüfung ab. Bei erfolgreicher Teilnahme am Lernteamcoaching erfolgt eine Anrechnung auf die Prüfungsleistung.
Erste Evaluationen zeigen, dass das Lernteamcoaching insbesondere während der Corona-Pandemie ein Kennenlernen und eine Kooperation der Studierenden ermöglicht und einem isolierten Arbeiten entgegenwirkt.
16:00 3 Robin Göller, Lara Gildehaus, Michael Liebendörfer, Michael Besser Erfassung und Vergleich mathematischer Kompetenzen von Studienanfänger:innen verschiedener mathematikhaltiger Studiengänge Mathematisches Vorwissen ist einer der wichtigsten Prädiktoren für Studienerfolg in mathematikhaltigen Studiengängen. Tests, die ein solches mathematisches Vorwissen zu Studienbeginn erfassen, fokussieren dabei oft vor allem auf formal-technische Kompetenzen. Zu Beginn des WS 2021/22 wurde von Studienanfänger:innen verschiedener mathematikhaltiger Studiengänge ein digitaler Mathematiktest bearbeitet, der explizit dazu zusammengestellt wurde, sowohl technische als auch nicht-technische Kompetenzen zu erfassen. Es zeigt sich, dass dieser sowohl ein- als auch zweidimensional IRT-skalierbar ist und dass sich Studierende verschiedener Studiengänge in ihrem mathematischen Vorwissen, insbesondere in den nicht-technischen Kompetenzen, unterschieden. Die Relevanz dieser Ergebnisse für die theoretische Identifikation von Lernvoraussetzungen, auch mit Blick auf die Abiturnote, und die praktische Ausgestaltung universitärer Lehrveranstaltungen wird diskutiert.
16:00 4 Dorothea Strauer, Lidia Feil, Lukas Hartrumpf, Tabea Schellenberg Vergleich von Materialien zur Unterstützung von Studierenden zwischen Vorlesung und Hausaufgaben in Serviceveranstaltungen In unseren Mathematikveranstaltungen für Erstsemester der Biologie, Humanbiologie, Pharmazie haben wir in den vergangenen Semestern verschiedene, pandemiebedingt auch digital zu bearbeitende Materialien eingesetzt:
1. kurze Musterlösungen, die mit Anmerkungen zu Knackpunkten / typischen Fehlern versehen sind,
2. unvollständige Lösungsbeispiele mit Selbsterklärungsaufforderungen
a) als Pdf-Datei zur analogen Bearbeitung,
b) zur digitalen Bearbeitung,
3. Lösungsscreencasts mit interaktiven Fragen.
Die Materialien bringen verschiedene Vor- und Nachteile mit sich (z.B. hinsichtlich Bearbeitungsdauer oder des Eigenanteils bei der Bearbeitung). Eine Befragung der Studierenden soll klären, ob sie die gleichen Vor- und Nachteile wahrnehmen wie wir und welche Materialien sie besonders hilfreich finden, um die Hausaufgaben im Anschluss zu bearbeiten. Als praktischer Nutzen soll aus den Ergebnissen eine Checkliste erstellt werden, die den Studierenden künftig bei der Materialauswahl helfen soll.
16:30 2 Thomas Bauer Asynchrones Lernen mit Audioguides unterstützen – Konzept und erste Ergebnisse aus einem Kurs zur Elementargeometrie Wir berichten über ein Projekt, dessen Anliegen es war, eine synchrone Vorlesung zur Elementargeometrie durch ein asynchrones Lehrangebot zu ersetzen, in dessen Zentrum die eigenständige Arbeit der Studierenden mit einem Lehrtext steht. Diese Aufgabenstellung wirft wichtige Fragen auf: Wie können Elemente, die in einer Vorlesung in mündlicher Form enthalten wären, in ein asynchrones Angebot eingebracht werden? Wie arbeiten Studierende mit einem so gestalteten Lehrformat? Der Vortrag leistet hierzu zwei Beiträge: Zum einen zeigen wir, wie ein in einen Lehrtext eingebetteter Audioguide Funktionen mündlicher Vorlesungsanteile übernehmen kann. Zum anderen berichten wir über erste Ergebnisse einer Fragebogenstudie, die zeigt, wie Studierende ihre Arbeit mit dem Format „Lehrtext+Audioguide“ beschreiben und es mit dem klassischen Vorlesungsformat vergleichen.
16:30 3 Leander Kempen, Michael Liebendörfer Zu digital - zu schwer - zu viel? Qualitative Einsichten in die Motivationsverläufe von Studienanfängerinnen und Studienanfängern der Mathematik während der Corona-Pandemie Zu Beginn des ersten online Semesters während der Corona-Pandemie haben wir von acht StudienanfängerInnen der Mathematik zweimal wöchentlich Selbstberichte zu ihrem Studium der Linearen Algebra 1 erhoben. Gegenstand der Selbstberichte waren das Vorgehen beim Lernen im online Semester, die Nutzung von Materialien und Ressourcen, das Zurechtkommen mit fachlichen Aspekten und an der Selbstbestimmungstheorie von Deci und Ryan ausgerichtete Fragen zu „Kompetenz erleben“, „sozialer Eingebundenheit“ und „Selbstbestimmung“. In dem Vortrag berichten wir über die Ergebnisse bzgl. der vier Probanden, die während des Semesters ihre Mitarbeit in der Lehrveranstaltung eingestellt haben. Die Ergebnisse geben Aufschluss über die unterschiedlichen Lern- und Arbeitsweisen dieser Studierenden, ihr individuelles Empfinden von Freude, Druck und Kompetenz und die Bedingungsfaktoren, die schließlich zu der Beendigung der Mitarbeit in der Lehrveranstaltung führten.