Für seine wissenschaftlichen Arbeiten ist Onur Güntürkün vielfach mit Preisen ausgezeichnet worden, aber er hat sich stets auch um den gesellschaftlichen Austausch zwischen Deutschland und der Türkei verdient gemacht. In diesen Tagen sind seine Gedanken bei den Betroffenen der Erdbeben:
„Das Erdbeben in der Südosttürkei ist die größte Naturkatastrophe in der hundertjährigen Geschichte der Türkischen Republik. Jeder Staat geht kurzfristig in die Knie, wenn in einer Region von der Größe Nordrhein-Westfalens Hunderttausende Gebäude nicht mehr nutzbar sind, Zehntausende Menschen sterben und eine noch viel größere Anzahl schwer verletzt ist. Doch diese Katastrophe ist auch eine politische Offenbarung.
Wenn der Staatspräsident sich 21 Stunden nach dem Erdbeben meldet und den Verzweifelten droht, weil sie den Staat der Nachlässigkeit beschuldigen, wenn die für schnelle Kommunikation überlebenswichtigen sozialen Medien gesperrt werden, weil sich in ihnen der Unmut über die Politik entlädt, wenn eine junge Frau, die Eltern und Geschwister verloren hat, vorübergehend verhaftet wird, weil sie über Twitter die Regierung beschuldigt, dann wird klar, dass diese Regierung nur angstbesetzt die nächsten Wahlen sieht und nicht das Leid des Volkes.“
- Onur Güntürkün