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Den Salzmännern von Zanjan auf der Spur – Montanarchäologen des Deutschen Bergbau - Museums und der Ruhr-Universität Bochum wieder im Iran



Nahezu nahtlos an die Feldforschung des letzten Jahres anschließend, setzt ein Team von Montanarchäologen des Deutschen Bergbau-Museums Bochum (DBM) und der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unter der Leitung von DBM-Forschungsleiter Prof. Dr. Thomas Stöllner die Grabungsarbeiten im Salzbergwerk von Chehrabad, Provinz Zanjan, Iran, fort.
In dem iranischen Salzbergwerk Chehrabad, in der Provinz Zanjan, öffnet sich ein Fenster zum antiken Bergbau: In den Jahren 1994, 2004 und 2005 entdeckten Arbeiter und Archäologen die Überreste von fünf mumifizierten Bergleuten, die bei einem Grubenunglück den Tod fanden. Die Katastrophe bedeutet für die Archäologie allerdings eine Sensation. Seit 2010 arbeitet ein internationales Team an der Erforschung dieses unter den Achaemeniden (6. bis 4. Jahrhundert v. Chr.) und Sassaniden (4. bis 6. Jahrhundert n. Chr.) betriebenen Bergwerks.
Dort, wo die Arbeiten im Vorjahr geendet haben, werden sie jetzt wiederaufgenommen. Die ersten Tage nach der insgesamt knapp einen Tag dauernden Reise von Bochum zur Unterkunft in Hesar verbrachten die Archäologinnen und Archäologen aus Deutschland sowie ihre iranischen Kollegen mit dem Aufbau des Büros sowie den vorbereitenden Arbeiten auf der Grabungsfläche sowie im umliegenden Gebiet. Diese umfassten unter anderem die Reinigung der verschiedenen Grabungsschnitte, den Aufbau der Schlämmstation, in der Funde gewaschen und Schlämmproben verarbeitet werden, die Einrichtung einer Fotostation für die Funddokumentation sowie weitere organisatorische Arbeiten.
Bis Ende Mai sollen die Grabungsarbeiten nun fortgesetzt werden, wobei die Archäologinnen und Archäologen wohl in die achaemenidischen Schichten, die für die Forschung von besonderem Interesse sind, vordringen werden. Vielleicht erwarten sie dort auch neue spannende Funde, die Aufschluss über den antiken Bergbau und seine Bergleute geben werden. Neben der Untersuchung des Bergbaus ist auch ein weiterer Grabungsschnitt auf dem Areal neben den Containern der Fundaufbereitung geplant, auf dem in der letzten Kampagne drei Sondagen durchgeführt worden waren. Diese brachten Spuren menschlicher Aktivität, so etwa Feuerstellen und Schlackenreste, zum Vorschein. Nun soll auf einem größeren Gebiet nach weiteren solcher Spuren gesucht werden.
Unterstützt werden diese Arbeiten auch durch ein naturwissenschaftliches Begleitprogramm, so werden an den im Salz hervorragend erhaltenen organischen Funden Untersuchungen zur Archäozoologie, Parasitologie und Archäobotanik durchgeführt. Dies soll sowohl die Arbeits-, als auch die Lebensbedingungen der Bergleute von Zanjan näher beleuchten. Schon jetzt gibt das Material einen guten Einblick in die Landschaft zu achaemenidischer und sassanidischer Zeit und ihre landwirtschaftliche Nutzung. Auch archäometrische Analysen mit einem Handmessgerät zur Röntgenfluoreszenzanalyse (pXRF) sind geplant.
Die archäoinformatische Begleitung der Grabung ist auch wieder in den Arbeitsablauf integriert. Dazu gehört die bereits etablierte dreidimensionale Erfassung des Grabungsfortschritts mittels photogrammetrischen Verfahren wie etwa Structure-from-Motion (SfM). Die Prozessierung der Daten sowie die weitere Verarbeitung, etwa zu Orthophotos, also entlang einer Projektionsebene entzerrten Bildern, die als Grundlage für die Planzeichnung verwendet werden, erfolgt diesmal zeitsparend auf einer eigens für diesen Zweck angeschafften Workstation. Eine weitere Zielsetzung dieser Kampagne ist die Erfassung der gesamten Oberflächengeometrie des Grabungsareals sowie des Umlandes mithilfe eines Multicopters.
Gegen Ende der Kampagne werden die Archäologen nochmals von den Ergebnissen ihrer Arbeit berichten.
Ein weiteres Projekt wird von der Gerda Henkel Stiftung im Rahmen des „Patrimonies“-Programms gefördert. Die RUB und das DBM werden in den nächsten drei Jahren mit dem Archäologischen Museum Frankfurt, dem Naturhistorischen Museum Wien, dem Iranischen Nationalmuseum Teheran sowie der Cultural Heritage Organization Zanjan zusammenarbeiten, um eine neue Ausstellung zu den Mumien im Zolfaghari-Museum zu gestalten und deren Erhaltung mithilfe weiterer Restaurierungen und Untersuchungen zu garantieren. Eine Sonderausstellung des Projekts wird in Deutschland gezeigt werden, während viele herausragende Funde in den renommierten Labors des RGZM in Mainz restauriert werden können.
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