Prähistorischer Kupferbergbau in Derekutuğun

Entdeckung eines der ältesten Bergwerke in Anatolien

Ansprechpartner: Prof. Dr. Ünsal Yalçin

uensal.yalcin@bergbaumuseum.de

Im Rahmen eines von der DFG finanzierten Forschungsprojekts führen wir seit 2009 in den Kupferlagerstätten von Derekutuğun, in der Provinz Çorum, montanarchäologische Ausgrabungen durch. Wir konnten feststellen, dass dort gediegenes Kupfer bergmännisch gewonnen und wahrscheinlich weit verhandelt wurde. Die bisherigen 14C-Anaysen belegen den Bergbau für die erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. Die Ausbeutung der Lagerstätten in Derekutuğun begann möglicherweise viel früher – vielleicht schon im 5. Jahrtausend v. Chr.

Derekutuğun, Prov. Çorum
Abb. 01: Derekutuğun, Prov. Çorum.


Derekutuğun - Einer der wichtigsten Kupferlieferanten der Vorgeschichte

In Derekutuğun wurde gediegenes Kupfer abgebaut, das in den Spalten und Rissen der miozänen Konglomeratschichten angereichert auftritt. Nach der Spurenanalytik und Bleiisotopie lässt sich die Lagerstätte geochemisch gut charakterisieren. Damit bildet dieses Vorkommen eine wichtige Grundlage für Herkunftsdiskussionen. Denn der Rohstoff war sicherlich wegen seiner hohen Reinheit sehr begehrt. Daher und aufgrund der großen Mengen gewonnen Kupfers nehmen wir an, dass Derekutuğun einer der wichtigsten Kupferlieferanten der Vorgeschichte, möglicherweise nicht nur in Anatolien war.

Gediegenes Kupfer aus Derekutuğun, Provinz Çorum
Abb. 02: Gediegenes Kupfer aus Derekutuğun, Provinz Çorum.


Auswertung der freigelegten Befunde

Die im Zeitraum von 2009 bis 20011 freigelegten Befunde und Funde werten wir zurzeit aus und bereiten sie für die Publikation vor: Die analytischen Untersuchungen am Fundmaterial werden im Materialkundlichen Labor des Deutschen Bergbau-Museums, die Bestimmung der Bleiisotopie im Mineralogischen Institut der Universität Frankfurt und die Radiokarbonanalysen in ETH Zürich durchgeführt. Im kommenden Jahr wollen wir mit einem Folgeantrag bei der DFG die Ausgrabungen in Derekutuğun fortsetzen.

Vier Stollenkomplexen mit mehr als 40 m Strecken

Bis 2011 legten wir in vier Stollenkomplexen mehr als 40 m Strecken in vier Stockwerken frei. Dabei stellten wir fest, dass die Strecken durch Schächte und Gänge miteinander in Verbindung standen. Die Datierung der Stockwerke soll in der nächsten Phase geklärt werden: Wir gehen vorläufig davon aus, dass die oberen Stockwerke älter sind, da der Einstieg in das Bergwerk wahrscheinlich durch einen Schacht von oben erfolgte.

Derekutuğun, Prov. Çorum: Grube 6: Im Bild sind zwei E-W verlaufende Strecken, die mit natürlichen Spalten in Verbindung stehen, zu sehen
Abb. 03: Derekutuğun, Prov. Çorum: Grube 6: Im Bild sind zwei E-W verlaufende Strecken, die mit natürlichen Spalten in Verbindung stehen, zu sehen.


Ein Einblick in den Stand der damaligen Technik

Die Kleinfunde wie Gezähe und Leuchtspäne sowie die Abbauspuren selbst geben einen tiefen Einblick in den Stand der damaligen Technik. Die Keramik lässt sich mit den Funden aus den benachbarten spätchalkolitischen bis frühbronzezeitlichen Ausgrabungsstätten in Alacahöyük, Alişar, Büyük Güllücek und Resuloğlu vergleichen: Es handelt sich um handgemachte – teilweise vollständig erhaltene – Töpfe, die mit Häcksel gemagert wurden; teilweise sind sie auf der Oberfläche geglättet und ritzverziert.

Abb. 04: Derekutuğun, Prov. Çorum: Vollständig erhaltene Gefäße.

Abb. 05:Derekutuğun, Prov. Çorum: Leuchtspäne aus den prähistorischen Stollen.


Zahlreiche Radiokarbondaten

Den zahlreichen Radiokarbondaten zufolge begann der Bergbau in Derekutuğun sicher Anfang des 3. Jahrtausends v. Chr. Einem möglicherweise noch älteren Bergbau (ca. 4500 v. Chr.) soll in der zweiten Ausgrabungsphase in den kommenden Jahren nachgegangen werden.