Untersuchungen an Goldobjekten aus den Königsgräbern von Ur

Ansprechpartner: Prof. Dr. Andreas Hauptmann

andreas.hauptmann@bergbaumuseum.de

Ur, Königsgräber, ca. 2600 v. Chr. Wie Pfefferkörnchen im Gold: Einschlüsse von Platingruppenmineralen in der Perle einer Gold-Karneol-Lapislazuli-Kette. Diese Einschlüsse sind typisch für diesen Fundort und sind brauchbare Indikatoren, um die Herkunft von Goldartefakten ausfindig zu machen. Sie besagen, dass das Gold a) aus einer Seifenlagerstätte, und b) aus der Nähe von Ophiolithgesteinen stammen muss
Abb. 01: Ur, Königsgräber, ca. 2600 v. Chr. Wie Pfefferkörnchen im Gold: Einschlüsse von Platingruppenmineralen in der Perle einer Gold-Karneol-Lapislazuli-Kette. Diese Einschlüsse sind typisch für diesen Fundort und sind brauchbare Indikatoren, um die Herkunft von Goldartefakten ausfindig zu machen. Sie besagen, dass das Gold a) aus einer Seifenlagerstätte, und b) aus der Nähe von Ophiolithgesteinen stammen muss.
© Foto: DBM, Moritz Jansen, transportables Digital Keyence Microscope der TFH Georg Agricola. Ausleihe Prof. T. Kirnbauer


Das Pennsylvania University Museum for Archaeology and Anthropology in Philadelphia (Penn Museum) besitzt eine große Sammlung von Metallartefakten aus Kupfer, Bronze, Silber und Gold, die Sir Leonard Woolley zwischen 1922 und 1934 in den Königsgräbern von Ur (Mitte 3. Jahrtausend) ausgegraben hatte. Je ein Viertel der Funde gelangte nach Philadelphia in das Archäologische Museum der Universität und ins Britische Museum nach London, die andere Hälfte der Funde kam ins Baghdad-Museum. Dort wurden sie zusammen mit vielen anderen Goldartefakten vor dem 1. Golfkrieg 1991 in den Safe der Nationalbank geschafft, wo man sie erst kürzlich „wiederentdeckte“.

Dieser Stierkopf war als Verzierung an einer Leier befestigt. Er besteht aus Gold und Lapislazuli, die Augen sind mit Muscheln eingelegt und mit Bitumen verziert. Der Fund stammt aus dem „King’s Grave“
Abb. 02: Dieser Stierkopf war als Verzierung an einer Leier befestigt. Er besteht aus Gold und Lapislazuli, die Augen sind mit Muscheln eingelegt und mit Bitumen verziert. Der Fund stammt aus dem „King’s Grave“.


Analytische Untersuchungen an den Metallfunden


Die ersten Arbeiten des DBM an den Funden begannen 2009. Das Museum hatte einem Antrag zugestimmt, analytische Untersuchungen an den Metallfunden durchzuführen. Zunächst wurden mit einem tragbaren Röntgenfluoreszenz-Spektrometer zerstörungsfrei 31 der schönsten und bekanntesten Goldobjekte auf ihre chemische Zusammensetzung hin analysiert.

Aus den Königsgräbern wurden zahllose Perlen geborgen, von denen viele so genannte Schmetterlingsperlen aus Gold waren. Sie wurden aus zwei aneinander geschweißten Goldblechstücken hergestellt. Diese Aufnahme wurde mit einem transportablen digitalen Mikroskop der Fa. Keyence im Penn Museum aufgenommen
Abb. 03: Aus den Königsgräbern wurden zahllose Perlen geborgen, von denen viele so genannte Schmetterlingsperlen aus Gold waren. Sie wurden aus zwei aneinander geschweißten Goldblechstücken hergestellt. Diese Aufnahme wurde mit einem transportablen digitalen Mikroskop der Fa. Keyence im Penn Museum aufgenommen.


Hoch interessante Ergebnisse


Die Messungen ergaben hoch interessante Ergebnisse, darunter vor allem den Nachweis der Abstrich-Vergoldung aus einer Tumbaga-Legierung: Um Gold „vorzutäuschen“ – also eine goldreiche Oberflächenschicht zu erzeugen –, wurde die ursprüngliche Kupfer-Silber-Goldlegierung mit Säuren behandelt. Dieses raffinierte Verfahren wurde demnach nicht erst, wie bisher vermutet, in Südamerika im 15. Jahrhundert n. Chr. erfunden, sondern war bereits um 2500 v. Chr. in der Alten Welt bekannt. Aus diesen Vorarbeiten entstand ein Forschungsprojekt des Deutschen Bergbau-Museums Bochum mit mehreren Partnern. Nach vorliegenden Angeboten, die Untersuchungen auf die Funde vom British Museum auszuweiten, wird eine Fortsetzung der aktuellen Projektphase in Betracht gezogen.

Ebenso häufig wurden in den Königsgräbern so genannte geätzte Karneolperlen gefunden, deren Herkunft wahrscheinlich im Industal zu suchen ist. Die weiß eingelegte Glasur hebt sich sehr schön von der roten Perle ab. Auch diese Aufnahme wurde mit einem digitalen Mikroskop aufgenommen
Abb. 04: Ebenso häufig wurden in den Königsgräbern so genannte geätzte Karneolperlen gefunden, deren Herkunft wahrscheinlich im Industal zu suchen ist. Die weiß eingelegte Glasur hebt sich sehr schön von der roten Perle ab. Auch diese Aufnahme wurde mit einem digitalen Mikroskop aufgenommen.