Das Attika-Archiv am Institut für Archäologische Wissenschaften der RUB



Die Ursprünge des Attika-Archivs am Institut für Archäologische Wissenschaften der RUB gehen zurück auf die Forschungen des früheren Ordinarius für Klassische Archäologie am damaligen Institut für Klassische Archäologie der RUB, Prof. Dr. Hans Karl Lauter (1940–2007) auf der attischen Halbinsel. Im Laufe von mehr als drei Jahrzehnten wuchs das Archiv, dessen Anfänge in das Jahr 1981 zurückreichen, zu einem Dokumentationszentrum für die von H. Lauter, H. Lauter-Bufe und H. Lohmann durchgeführten Forschungen in Attika. Die geplante Übernahme der Archivalien aus den Forschungen von Prof. Dr. Franz-Georg Maier (Zürich) in Attika scheiterte seinerzeit an den beengten Raumverhältnissen am alten Standort des Instituts im Gebäude GA.

Attika, die östlichste Landschaft Mittelgriechenlands, die als dreieckige Halbinsel nach Südosten zwischen das Euböische Meer und den Saronischen Golf vorspringt, war mit 2530 km² die zweitgrößte Polis Griechenlands nach Sparta. Gemessen an antiken Verhältnissen war Athen also ein Flächenstaat, auf dessen Gebiet in klassischer Zeit rund 300 000 Menschen lebten. Die von H. Lauter initiierte und von ihm gemeinsam mit H. Lohmann unter Beteiligung zahlreicher Bochumer und auswärtiger Studierender durchgeführte Bochumer Attika-Forschung trug maßgeblich dazu bei, siedlungsarchäologische Methoden in einer seinerzeit noch überwiegend kunstwissenschaftlich orientierten Klassischen Archäologie zu etablieren.

Das Attika-Archiv umfasst im Einzelnen:
 

  • Ein Kartenarchiv
  • Ein Planarchiv
  • Ein Archiv der Grabungsakten aller Ausgrabungen von H. Lauter und H. Lohmann in Attika
  • Ein Photoarchiv mit ca. 4 000 Schwarzweissfotos
  • Eine Diathek mit mehr als 20 000 Diapositiven


Die Kartenabteilung verfügt über einen vollständigen Originalsatz der Preußischen Karten von Attika von 1889 im Maßstab 1 : 25 000, ferner einen Satz der modernen topographischen Karte des Nomos (Regierungsbezirk) Attika und der angrenzenden Gebiete im Maßstab 1 : 50 000, hrgg. vom Militärgeographischen Institut Athen, sowie zahlreiche weitere alte und neue Karten Attikas und Griechenlands.

Das Planarchiv umfasst weit über 200 Originalpläne aus den Surveys und Grabungen, die H. Lauter und H. Lohmann zwischen 1981 und 1999 in Attika durchgeführt haben.

Nach dem Tod von H. Lauter im Jahre 2007 übergab seine Witwe H. Lauter-Bufe dem Attika-Archiv den wissenschaftlichen Nachlass ihres Mannes, soweit er dessen Forschungen in Attika betraf, d. h. die vollständigen Akten und Dokumentationen seiner Ausgrabungen auf dem Tourkovouni bei Athen, in Lathoureza bei Vari und vor allem in Kiapha Thiti bei Vari. Dort wurde erstmals ein befestigter frühmykenischer Fürstensitz in Attika näher untersucht, der die Formierung einer neuen Elite am Übergang vom späten Mittelhelladikum zum frühen Späthelladikum anzeigt.

Ferner enthält das Attika-Archiv die Akten der landeskundlich-siedlungsarchäologischen Forschungen von H. Lohmann im südattischen Demos Atene sowie der dort in den Jahren 1995 und 1996 in enger Zusammenarbeit mit den griechischen Denkmalbehörden durchgeführten Ausgrabungen. Hinzu kommen Pläne, Dokumente und Fotos des Projektes »Attische Festungen«, das H. Lohmann von 1991 bis 1999 mit Unterstützung der Deutschen Forschungsgemeinschaft durchgeführt hat sowie des Projektes »Prähistorischer und klassischer Blei-Silber-Bergbau in Ari (Attika)«, das H. Lohmann seit 2011 mit Unterstützung der DFG betreibt.

Die aus den genannten Grabungen und Projekten hervorgegangenen Fotos werden in Form von ca. 4000 großformatigen Schwarzweissfotos samt der zugehörigen Negative und in Form von mehreren tausend Diapositiven ebenfalls im Attika-Archiv aufbewahrt. Leider konnte bisher nur ein kleiner Teil des Fotoarchivs digitalisiert werden.