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Israelexkursion, 07.06.-16.06.2014

Das Land Israel und seine Facetten

Israel, ein faszinierendes Land mit einer, heute wie auch in antiken Epochen, komplexen Geschichte und kulturellen Vielfalt. Vom 07. bis 16. Juni hatten vierzehn BA- und MA-Studierende des Institutes für Archäologische Wissenschaften der RUB die Chance, dieses Land und insbesondere seine archäologischen Zeugnisse vor Ort kennenzulernen. Auf dem Programm standen die Besichtigung und Erarbeitung historischer Stätten und Funde von der Zeit des präkeramischen Neolithikums bis in die umayyadische Zeit. Der Schwerpunkt der Exkursion lag jedoch auf der hellenistischen und römischen Zeit der Region.
Gruppenbild vor der Synagoge von Gamla (Golanhöhen)
Abb. 01: Gruppenbild vor der Synagoge von Gamla (Golanhöhen).


Themen, die an allen Orten wieder aufgegriffen wurden, waren die Topographie des einzelnen Ortes sowie des jeweiligen Herrschaftsgebietes und seiner Nachbarn, Siedlungsstrukturen, Bauphasen, Gebäudefunktionen, kulturelle Identitäten, Versammlungsorte und Ikonographie verschiedener religiöser Gruppen. Es wurden der aktuelle Forschungsstand referiert und diskutiert sowie übergreifende kulturelle, soziale oder baubedingte Fragestellungen gesammelt und besprochen. Vier hier vorgestellte Schwerpunkte sollen einen Einblick in das Lernspektrum der Exkursion geben.

Felsendom in Jerusalem
Abb. 02: Felsendom in Jerusalem.


Das Bauprogramm des Herodes

Einen Schwerpunkt stellte das Bauprogramm des Herodes dar. Sowohl seine öffentlichen Bauten, wie der jüdische Tempel und die gesamte Temenos-Terrasse in Jerusalem, als auch die zahlreichen von ihm gebauten aufwendigen und stets mit außergewöhnlichen Baumaßnahmen versehenen Paläste (besichtigt wurden Jericho, Kypros, Herodion und Masada) hinterließen bei den Exkursionsteilnehmern einen tiefen Eindruck. Seine Festungen wurden erwandert, fiktiv rekonstruiert, verglichen und in ihrer Nutzung und Aussage interpretiert.

Nordpalast de Herodes in Masada (40-30 v. Chr.)
Abb 03: Nordpalast de Herodes in Masada (40-30 v. Chr.).


Frühe Synagogen

Im Rahmen der Exkursion war es möglich, die frühesten, als reine Versammlungsstätten errichteten Bauten des Judentums zu erarbeiten. Hier wurde diskutiert, welche Charakteristika die Identifizierung einer Synagoge erlauben. Zu diesen frühen Stätten gehören vor allem Versammlungsbauten in Gamla, Herodion, Kapernaum, Magdala und Masada. Ausgrabungen der Synagoge von Magdala brachten einen mit Reliefs verzierten Steinblock zutage, dessen Ikonographie bislang nicht abschließend erklärt werden konnte. Sie wurde in der Gruppe vor Ort diskutiert und auch in Folge immer wieder im Blick auf mögliche Vergleichsbeispiele ins Gedächtnis gerufen.

IGemeinsame Betrachtung des Magdala-Steins (1. Jh. v. Chr.-1. Jh. n. Chr.)
Abb. 04: Gemeinsame Betrachtung des Magdala-Steins (1. Jh. v. Chr.-1. Jh. n. Chr.).


Bestattungssitten

Der Vergleich des Bestattungswesens in den verschiedenen Regionen und zu verschiedenen Zeiten brachte neben lokalen Traditionen interessante kulturelle Verflechtungen ans Licht. Dies zeigte sich etwa an dem imposanten zu rekonstruierenden „Grabbau des Herodes“ in Herodion, der zum Beispiel Einflüsse aus Alexandria wie auch aus der nabatäischen Grabarchitektur aufweist. Die unzählbaren Sarkophage aus dem 2.-4. Jh. n. Chr. der Nekropole von Beth Sche’arim zeugen sowohl von jüdischen Symbolen als auch von römischen Einflüssen, wie die Darstellungen von einen Siegeskranz haltenden Niken, von Adlern oder zwei gegenständigen Löwen zeigen.

Sarkophagdetail aus Beth Sche’arim
Abb. 05: Sarkophagdetail aus Beth Sche’arim.


Raumanordnung und Raumgestaltung

Die Analyse der architektonischen Gesamtanlage, der Raumanordnung oder der Inszenierung von Gebäuden führte zu aufschlussreichen Beobachtungen und Diskussionen in der Gruppe der Studierenden. Besonders komplex und daher interessant waren diese Aspekte in der Untersuchung der Herodespaläste. Ihr Aufbau wurde abgeschritten und erarbeitet und ihre Inszenierung, wie die atemberaubende Platzierung der Terrassen an der Nordseite des Tells von Masada oder die Anlage von Pools und Gärten, erlebt. Darüber hinaus wurde die Innenausstattung verschiedener Gebäudearten miteinander verglichen. Dazu gehörten etwa Bodenmosaike, Wandmalereien oder auch Mobiliar.

Abb. 06: Mosaikboden aus der Synagoge von Khirbet es-Samarah (4. Jh. n. Chr.).

Abb. 07: Mosaikdetail aus einer Kirche in Kissufim (6. Jh. n. Chr.).


Resümee und Ausblick

Die Exkursion war in jeglicher Hinsicht für alle Teilnehmenden eine große Bereicherung. Wie die Fragen und Diskussionen vor Ort, aber auch die allabendlichen Reflexionsrunden zeigten, hat sich die Gruppe vor Ort ein thematisch breites und zeitlich tiefes Wissen angeeignet. Sie lernten ein weites Spektrum archäologischer Fragestellungen kennen, festigten Ihre Fachterminologie und erweiterten ihr Verständnis handwerklicher Methoden und ihrer Einsatzmöglichkeiten.

Auch die Begegnung mit Kollegen und Studierenden sowie der Besuch akademischer Einrichtungen ermöglichten den Exkursionsteilnehmern Einblicke in den Arbeitsalltag in Israel. Selbstverständlich spielte die Geschichte und Politik Israels/Palästinas und des Nahen Ostens auf der gesamten Reise eine wichtige Rolle. Eindrücklich war etwa die enorme Heterogenität der Städte und Gesellschaften zwischen Israel und den palästinensischen Gebieten wie aber auch der Städte innerhalb der beiden Kulturräume. Der Besuch verschiedener Stätten auf den Golanhöhen machte den Bürgerkrieg in dem teilweise nur 5 km entfernten Syrien hörbar und beeinflusste dadurch die politische Wahrnehmung politischer Konflikte durch die Teilnehmer.

Referat in der Synagoge von Hammas Tiberias
Abb. 08: Referat in der Synagoge von Hammas Tiberias.


Liebe Teilnehmer der Exkursion, ich wünsche Ihnen nachdrücklich, dass Sie sowohl in Bezug auf die Archäologie als auch im Blick auf Ihre Wahrnehmung der Welt, ihrer Kulturen und ihrer Politik spürbar von der Reise profitieren und Sie noch lange von ihr zehren können.