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Über das Projekt

Migration: Herausforderung des 21. Jahrhunderts / VolkswagenStiftung fördert Forschungsprojekt / RUB-Forscher untersuchen transnationale Migrantenorganisationen

Die existierende Forschung liefert Hinweise dafür, dass ein Teil von Migrantenorganisationen in einigen europäischen Ländern intensive Bezüge zu Herkunftsstaaten aufweist und dass es in einigen Ländern eine verstärkte Neugründung von Organisationen gibt, deren konstitutives Merkmal ein expliziter und starker Bezug zu Ankunfts- und Herkunftsland ist. Einige wissenschaftliche Arbeiten haben diese Bezüge als transnational definiert und verstehen darunter Ziele und Aktivitäten von in Ankunftsländern ansässigen Organisationen, die auf Herkunftsländer bezogen sind. Andere Arbeiten haben Typologien vorgelegt, um transnationale von herkunfts- oder ankunftslandbezogenen Zielen und Aktivitäten abzugrenzen. Diese Arbeiten haben somit erste Ansatzpunkte dazu geliefert, transnationale Migrantenorganisationen spezifischer zu charakterisieren. Insgesamt stellt sich jedoch der Forschungsstand zu grenzüberschreitenden Migrantenorganisationen und ihrem potenziell transnationalen Charakter als ein unvollständiges Mosaik dar, dessen wesentliche Teile und übergreifende Struktur bisher im Verborgenen liegen.


Aus diesem Grund erforschen Bochumer Wissenschaftler in einem neuen, internationalen Forschungsprojekt wie grenzüberschreitend Migrantenorganisationen wirken und welchen politischen Einfluss sie ausüben. Unter Federführung von Prof. Dr. Ludger Pries (Fakultät für Sozialwissenschaft der RUB) untersuchen fünf renommierte europäische Migrationsforscher in einer fachübergreifenden Studiengruppe die wichtigsten Migrantenorganisationen in vier europäischen Ländern in einer transnationalen Perspektive. Das von der VolkswagenStiftung geförderte Projekt ist im Oktober 2007 gestartet und wird drei Jahre laufen.


Höchste Fördersumme für RUB-Projekt

Bereits seit dem Jahr 2004 finanziert die VolkswagenStiftung Studiengruppen zu "Migration und Integration". Nun hat die Stiftung vier neue Projekte mit einem Gesamtvolumen von über zwei Millionen Euro bewilligt, die sich thematisch mit "Struktur und Wandel von Sprachen", sowie den Beziehungen von "Migration und Organisation" beschäftigen. Das Projekt "Verbreitung und Kontextbedingungen transnationaler Migrantenorganisationen in Europa" unter Federführung der RUB erhält die höchste Fördersumme von 740.000 Euro und ist das einzige neu bewilligte Projekt im Bereich "Migration und Organisation". Insgesamt hatten sich 23 Studiengruppen aus ganz Deutschland um eine Förderung beworben.


Engagement jenseits nationaler Grenzen

In über 50 Jahren Einwanderungsgeschichte sind in Deutschland zahlreiche so genannte Migrantenorganisationen entstanden, die als Interessenvertretung einzelner Zuwanderergruppen auftreten. Das zivilgesellschaftliche Engagement von Migranten ist längst von den europäischen Institutionen in seiner Bedeutung erkannt und zum Politikziel erhoben worden. Neuere Studien zeigen, dass sich die Beziehungen dieser Organisationen zu den jeweiligen Herkunftsländern intensivieren. Angesichts dieser Studien und einer zunehmend globalisierten Welt stellt sich die Frage, ob sich das Engagement und die politische Mitwirkung von Migranten noch in nationaler Betrachtung erfassen lassen - oder nicht doch eher in transnationaler Perspektive.


Charakteristika der Organisationen

Mit dieser Herangehensweise erforscht die interdisziplinäre und internationale Studiengruppe zahlreiche Fragen, zum Beispiel: Wie können transnationale Migrantenorganisationen expliziter definiert werden? Findet die Selbstorganisation von Migranten in Europa in zunehmendem Maße in Formen statt, die als transnational bezeichnet werden müssen? Sind Migrantenorganisationen in Ankunfts- und Herkunftsländern gleichermaßen aktiv, und sind sie in ihren Strukturen und Anliegen von beiden Kulturen geprägt? Agieren diese Organisationen zunehmend in grenzüberschreitenden Formen und Netzwerken? Und: Tragen sie daher zu neuen Formen der transnationalen gesellschaftlichen Integration bei? Um diese Fragen zu beantworten, gehen die Forscher in zwei Schritten vor. Zunächst haben sie die Charakteristika der 20 bis 30 wichtigsten grenzüberschreitenden Migrantenorganisationen in Deutschland, Großbritannien, Polen und Spanien - anhand von einschlägiger Literatur und Internet-Dokumenten sowie über Telefoninterviews mit Vertretern der Organisationen - erfasst. Für eine zweite Untersuchungsstufe haben sie aus diesem Pool Organisationen ausgewählt, die mit hoher Wahrscheinlichkeit dem Idealtypus transnationaler Organisationen entsprechen. Aktuell arbeiten die vier Forschergruppen anhand verschiedener Methoden, wie die Dokumentenanalyse und Experteninterviews an den Fallstudien zu den ausgewählten Organisationen.


Erwartete Ergebnisse

Aus ihren Ergebnissen wollen die Forscher Strategien entwickeln, um die Integration von Migranten zu fördern, ihre soziale und politische Partizipation zu stärken sowie Migrantenorganisationen als Akteure der europäischen Integration zu unterstützen. Dabei beschränkt das Projekt seinen Blick jedoch nicht auf die europäischen Aufnahmegesellschaften. Vielmehr erarbeiten die Wissenschaftler auch Vorschläge, wie der Beitrag von Migrantenorganisationen zur Demokratisierung und zur sozialen und ökonomischen Entwicklung in den Herkunftsländern durch nationale und EU-Politik verbessert werden kann.

Antragsteller:

  • Prof. Dr. Ludger Pries

  • Laufzeit:

  • 15.10.2007 - 31.03.2011