»Alle Geschichtsschreibung ist Rekonstruktion und ist damit auch immer gegenwärtige Interpretation von Vergangenheit auf der Grundlage von Fragen und Quellen. Doch wer interpretiert, beansprucht auch Deutungsmacht über Vergangenes, indem er sich zugleich an Erwartetem orientiert. Daher ist auch Technikgeschichte - ebenso wie Naturwissenschafts–geschichte oder Medizingeschichte - in diesem Sinne politisch, man denke nur an die mit Technik verbundenen und geweckten Zukunftshoffnungen oder an die durch sie eröffneten gesellschaftlichen wie individuellen Handlungsspielräume im technisch-industriellen Zeitalter.«  (Werner Conze)

Lassen sich solche Erwartungen und Einflüsse während der dreißig Jahre nach der Niederlage von 1945 auffinden, in weichem Kontext traten sie auf? Wer waren die Protagonisten und auf welche Widerstände traf die Etablierung des akademischen Faches Technikgeschichte in Ost wie West?

Das vorliegende Buch zeichnet die unterschiedlichen wissenschaftspolitischen und ideologischen Entstehungs kontexte nach, die Inanspruchnahme durch eine sozialistische Weltdeutung im Rahmen der Produktivkraftgeschichte im Osten ebenso wie die widerstreitenden Positionen im Westen.

Wolfhard Weber, geb. 1940, seit 1976 Professor für Wirtschafts- und Technikgeschichte in Bochum, beschäftigt sich mit historischer Innovationsforschung, dem industriell-technischen Erbe und der Geschichte des Ruhrgebiets und des Bergbaus. 

Lutz Engelskirchen, M.A. geb. 1969. Arbeitsschwerpunkt: Geschichte der Industriekultur, Museumsdidaktik und -pädagogik. Konzipiert industriegeschichtliche Ausstellungen und Kataloge. Redakteur bei Forum Industriedenkmalpflege und Geschichtskultur. Seit 2010 am Landesmuseum Koblenz. 

ISSN 1430-2659
ISBN 3-89325-992-9
Buchhandelspreis 49, 90 DM

 

 

 
1. Einleitung: Technikgeschichtsschreibung in Deutschland  
Fragen an die Technikgeschichte nach 1945 1
Die Modernisierung des Bildungssystems und die Technikgeschichtsschreibung
als Hochschuldisziplin.
5
BRD - DDR: Ein (technikgeschichtlicher) Systemvergleich 7
Der Streit der Kulturen – um die Definitionsmacht 8
Leitlinien der Untersuchung 14
2.Vor dem Neuanfang – das komplizierte Erbe der
Technikbetrachtung vor 1945
 
Institutionen: Verein Deutscher Ingenieure, Deutsches Museum,
Agricola-Gesellschaft.
21
Positionen der Technikgeschichte 33
Selbstvergewisserung der Ingenieure 38
Friedrich Klemm und die Technokraten 44
Alter Schwung?  
3.1 Eine neue Wissenschaftsdisziplin? 1946 – 1960  
Selbstverortungsversuche der „älteren“ Ingenieure 52
Technokratie im Westen? 55
Wiederbelebung der Geschichte der Technik und die
Denkschrift des VDI 1951
58
Neue Hoffnung mit der technologischen Souveränität 1955 ? 68
Der verschmähte „Historiker“ unter den Ingenieuren: Otto Mahr 76
Deutsche Forschungsgemeinschaft, Zentralinstitut und VDI 89
3.2 Technikgeschichte in Dresden und die Transformation
der Disziplin im realen Sozialismus
 
Richard Woldt und die Technikgeschichte in Dresden 105
Ein Kopf für das Institut? 1952-1956 120
4. Wissenschaftsplanung in den fünfziger Jahren  
4.1 Defizite und Modernisierung des Bildungssystems im Westen  
Alte und neue Defizitformulierungen 137
Die Entstehung der westdeutschen Technikhistoriographie 149
4.2 Produktivkraftgeschichte und Kaderplanung 1956-1964  
Arbeitsbeginn in Dresden 1954 167
Der Arbeitskreis für Geschichte der Produktivkräfte 172
Institut mit neuem Kopf 178
„Auflösung“ 194
5. Historiographische Neuorientierung und neue Institutionen
für die Technikgeschichte
 
5.1 Positionen im Widerstreit – die Lehrstuhlgründungen
im Westen
 
Positionswechsel 199
Historikertag in Duisburg 1962. 207
Der neue Lehrstuhl in Bochum 215
Die Institute im Deutschen Museum München 225

Die Agricola - Gesellschaft auf neuen Spuren ?.

231
5.2 „Engere“ und „weitere“ Technikgeschichte, der Streit
der Kulturen und die Modernisierer nach 1965
 
Kulturgeschichte als Königsweg? 247
Interessen der Historiker; eine neue Zeitschrift statt des
Jahrbuchs 1964.
253
Neuorientierung nach 1968 unter alter Fahne? 267
Der DVT 1972 mit der „falschen“ Veranstaltung? 281
Klare Worte der Historiker 286
5.3 Rückkehr der Technikgeschichte im Osten? 
1964–1978: Wissenschaftlich-Technische Revolution 
gegen die Grenzen des Wachstums
 
Technische Hochschule Karl-Marx-Stadt (Chemnitz) 299
Berliner Ansprüche 303
Technische Universität Dresden 314
Auslauf 322
6. Rückblick 326
10. Abbildungen 364
11. Anlagen 365
12. Register 441

Copyright © 1998 Lehrstuhl für Wirtschafts- und Technikgeschichte, Ruhr-Universität Bochum
Letzte Änderung: 2
5.11.2010