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(00239) 28.08.2002 13:28
Bau des bundesweit einmaligen Schülerlabors an der RUB hat begonnen
Bochum, 28.08.2002
Nr. 240
Baubeginn für „unvergesslichen Schulunterricht“ erfolgt
In der RUB entsteht bundesweit einmaliges Schülerlabor
Krupp-Stiftung hilft spielerisch für Natur und Technik begeistern
Schüler spielerisch für Natur und Technik begeistern und ihre
Schulpartnerschaften stärken will die Ruhr-Universität Bochum mit einem
in dieser Form bundesweit einmaligen Schülerlabor. Heute (28.08.) fiel
in Beisein von Gästen aus Wissenschaft, Wirtschaft und Verwaltung der
Startschuss für den Umbau des dafür vorgesehenen Gebäudebereiches. Rund
2 Mio. Euro kosten die Baumaßnahmen, die je zur Hälfte von der RUB und
vom Land getragen werden. Die Alfried Krupp von Bohlen und
Halbach-Stiftung fördert das Projekt mit ca. 2,5 Mio. EURO. Das
Schülerlabor ist eine Initiative der beiden Bochumer Krupp-Preisträger
Prof. Dr. Roland Fischer (Anorganische Chemie, Fakultät für Chemie) und
Prof. Dr. Onur Güntürkün (Biopsychologie, Fakultät für Psychologie).
Green Cards sind keine Lösung
Gameboy ja, Physik nein? Walkman ja, Mathematik nein danke?
Vollsynthetische Techno-Klamotten ja, Chemieunterricht nein? Eher als
Pflicht denn als Kür empfinden viele Schüler den naturwissenschaftlichen
Unterricht und sind froh, Chemie und Physik in der Oberstufe gleich
wieder abwählen zu können. Kaum fünf Prozent der Schüler in NRW wählen
eines dieser Fächer als Leistungsfach. Entsprechend wenige haben gute
mathematisch-naturwissenschaftliche Grundkenntnisse, entscheiden sich
für solch ein Studienfach oder wollen gar Ingenieur werden. Immer neue
„Green Cards“ können jedoch keine Lösung für den Bedarf an
qualifiziertem technischem Nachwuchs für die Wirtschaft sein.
Wissenschaft hautnah erleben ...
Ein besonderes Schülerlabor der RUB soll dem gegensteuern: Ein paar
Stunden am Lerncomputer der Neurowissenschaftler, und ein Weltbild gerät
ins Wanken; die Psychologie ist plötzlich nicht mehr nur Therapie von
seelischen Störungen, sondern erklärt, wie ein Mensch funktioniert, was
seinem Kopf abläuft – hautnah erlebt am eigenen Leibe. Ein Experiment
mit neuartigen Kunststoffen – und Chemie ist mehr als nur sprödes
Formelwerk. Zwei dünne Drähte, ein Messgerät, einmal ordentlich auf den
Tisch hauen – und verblüffend einfach gelingt ein physikalischer Effekt,
für dessen Entdeckung es vor 20 Jahren den Nobelpreis gab. Greifbare
Beispiele lassen das erlernte Fachwissen Form annehmen. Die Erfahrung
mit Förderprogrammen da und dort zeigt, dass den Schülern oft nur ein
Schlüsselerlebnis fehlt. Das scheinbare Desinteresse der Schüler ist im
Nu verflogen, wenn sie schon früh in der Schule erfahren, wie
interessant und wie spannend Mathematik, Naturwissenschaften oder
Maschinenbau sein können – und was es für sie in der Hirnforschung, bei
der Entwicklung neuer Materialien oder der Bewältigung komplexer
Aufgaben wie der Klimaforschung oder der Energietechnik zu entdecken
gibt.
... weckt Begeisterung
Hier setzt demnächst ein neuartiges Schülerlabor der RUB an: Erstmals an
einer Universität in Deutschland soll den Schülern fächerübergreifend
angeboten werden, spielerisch ihre Begeisterung für die Wissenschaft zu
entdecken. Anstatt es dem getrennten Engagement der einzelnen Fakultäten
zu überlassen will die Universität mit diesem Projekt ihre schon
erprobten vielfältigen Aktivitäten für die Schulen und mit den Schulen
zusammenfassen und weiterentwickeln. Der Vorteil für Lehrer und Schüler:
Ein zentraler Ansprechpartner der RUB steht zur Verfügung, egal ob es um
Psychologie oder Biologie, Chemie oder Neurowissenschaft, Mathematik,
Physik Informatik oder Bauingenieurwesen geht.
High-Tech und Erfrischungen – ein Zentrum der Begegnung zum Wohlfühlen
Das Schülerlabor soll ein Zentrum der Begegnung sein – sowohl zwischen
Mensch und Wissenschaft als auch zwischen Mensch und Mensch. „Die
Schüler sollen sich dort auf Anhieb wohlfühlen“, unterstreicht Prof. Dr.
Roland Fischer, Prorektor für Lehre, Studium und Studienreform, „und sie
sollen überall selbst aktiv werden. Tutoren, die die Schüler begleiten,
sollen vor allem deren Eigeninitiative unterstützen“. Die Ausstattung
des Labors soll dank der großzügigen Förderung keine Wünsche offen
lassen: Unterschiedliche Experimentierzonen werden ergänzt durch einen
Diskussionsraum, einen Video- und Computerraum, davor schaffen eine
Cafeteria und ein Empfangsbereich für das Schülerlabor entspannte
Atmosphäre – der Labormief vergangener Jahrzehnte ist passé.
Ergänzung zum Schulunterricht
„Wir werden natürlich keine Konkurrenz zur Schule sein“, sagt Fischer.
Im Gegenteil: Das Schülerlabor wird eine Ergänzung des Unterrichts sein.
Es soll eine Brücke schlagen zwischen Schulwissen und aktueller
Forschung und den Schülern die Orientierung bei der späteren Studienwahl
erleichtern. Prof. Dr. Onur Güntürkün, Dekan des Fachbereichs
Psychologie, kann zwar über Mangel an Studienanfängern nicht klagen.
„Aber unser Problem ist, dass wir falsch wahrgenommen werden – die
wenigsten ahnen, was wir hier alles machen: Nicht nur klinische
Psychologie, sondern auch neurowissenschaftliche Forschungen, die uns
erklären sollen, wie der Mensch funktioniert. Das will eigentlich jeder
wissen, aber bisher studiert kaum jemand deshalb Psychologie.“
Neugier steckt an
„Der Tag im Schülerlabor soll unvergesslich sein“, wünscht sich Fischer.
Ob in Chemie oder Psychologie – erst beim hautnahen Kontakt mit jungen
Forschern und ihren Experimenten stecken die Neugier und die Faszination
der Wissenschaftler die Schüler an. Die Veranstaltungen richten sich an
Schülerinnen und Schüler aller Altersgruppen. Geplant ist außerdem eine
fachdidaktische Begleitung der Projekte besonders für die Lehrerbildung.
Daneben sollen attraktive Fortbildungsangebote für Lehrerinnen und
Lehrer mit dem Schwerpunkt fächerübergreifender Unterricht entwickelt
werden.
Die Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung
Die gemeinnützige Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung ist das
Vermächtnis von Dr.-Ing. E.h. Alfried Krupp von Bohlen und Halbach, dem
letzten persönlichen Inhaber der Firma Fried. Krupp. Dank des
Erbverzichtes seines Sohnes Arndt ging sein gesamtes Vermögen auf die
von ihm errichtete Stiftung über, die ihre Tätigkeit am 1. Januar 1968
aufnahm. Sie soll die Erträge aus ihrer Unternehmensbeteiligung - heute
ist sie als Aktionärin maßgeblich an der ThyssenKrupp AG beteiligt -
ausschließlich und unmittelbar für gemeinnützige Zwecke verwenden. Seit
1968 hat sie in den Satzungsbereichen Wissenschaft in Forschung und
Lehre, Erziehungs- und Bildungswesen, Gesundheitswesen, Sport und Kultur
mehr als 400 Mio. Euro für Fördervorhaben aufgewendet, rd. 5,5 Mio. Euro
davon für die RUB.
Weitere Informationen
Prof. Dr. Roland Fischer, Fakultät für Chemie der Ruhr-Universität
Bochum, 44780 Bochum, Te. 0234/32-24174, Fax: 0234/32-14174, Email:
rfischer@aci.ruhr-uni-bochum.de
Prof. Dr. Dr. h.c. Onur Güntürkün, Fakultät für Psychologie der
Ruhr-Universität Bochum, 44780 Bochum, 0234/32-26213, Fax:
0234/32-14377; Email: Onur.Güntürkün@ruhr-uni-bochum.de
Bildunterzeile
Symbolischer Baubeginn: Vertreter der Krupp-Stiftung (u.a. Dr. Thomas
Kempf, 2. v.l.), der Ruhr-Universität (u.a. Rektor Prof. Dr. Dietmar
Petzina, ganz links) und des Bau- und Liegenschaftsbetriebs NRW
(Karl-Heinz Winter, 3. v.l.) beseitigen alte Fenster in den Räumen, die
bis zum 30.6.2003 zum neuen Schülerlabor werden sollen.

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